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Die Weihnachtsbahn fährt ab

Sie gehört zu den Attraktionen der Riesaer Klosterweihnacht – die Gartenbahn. Entstanden ist sie mehr aus Zufall.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Zum Glück gehört Knut Meuche der alte Dorfkonsum von Nickritz. Der langgestreckte Raum eignet sich nicht nur gut zum Party machen – er hat auch Schaufenster. Und ohne die wäre die kommende Riesaer Klosterweihnacht wohl um eine Attraktion ärmer. Denn hätte der Nickritzer nicht ein paar leere Schaufenster gehabt, wäre auch sein Nachbar nicht fragen gekommen: ob er sein „Starter-Paket“ Gartenbahn bei Knut Meuche mit Zeitschaltuhr im Schaufenster aufbauen könne. Da hätten doch mehr Leute was davon.

Dazu gehören mehr als 100Playmobil-Figuren und Miniatur-Buden, die echte Sponsoren darstellen.
Dazu gehören mehr als 100Playmobil-Figuren und Miniatur-Buden, die echte Sponsoren darstellen. © Sebastian Schultz

Der Mann durfte. Und aus dem einfachen Schienenkreis mit einer einzigen Lok wurde eine Anlage, die gerade noch so in den alten Dorfkonsum passt. „Es kam jedes Jahr was dazu“, sagt der Hausbesitzer, der mit einem halben Dutzend Bekannter die Modellbahn ausbaut. Während Meuche für die Elektronik zuständig ist – ein Computer mit Handy-Prozessor steuert die ganze Anlage – kümmert sich ein anderer um die Dekoration, einer baut die Häuser. Die stellen einen kleinen Weihnachtsmarkt dar, auf dem echte Sponsoren sich als Miniatur-Bude wiederfinden: Da gibt es einen Schlittschuhverleih von Event-Talent, Brötchen bei der Bäckerei Jung, Waschmaschinen beim Hausgeräte-Service Nickritz.

Eigentlich sind es sogar zwei Anlagen in Spur G, die halb übereinander aufgebaut sind: eine Sommerstrecke, die man vom 1. Advent bis ins neue Jahr in Nickritz durch das Schaufenster beobachten und auf Knopfdruck von außen fahren lassen kann – und eine Winterlandschaft, die jetzt wieder vom Dorf aus auf Reisen geht.

„Noch bis zum 8. Dezember ist unsere Weihnachtsbahn im Elstercenter Elsterwerda zu sehen“, sagt Knut Meuche. Dann heißt es für den 45-Jährigen und seine Mitstreiter ruckzuck abbauen und zusammenpacken – denn schon einen Tag später soll die Gartenbahn bei der Riesaer Klosterweihnacht ihre Runden drehen. „Dafür haben wir extra umgebaut“, sagt der Servicetechniker. Brauchte man früher drei Tage zum Aufbau, sind mittlerweile viele Playmobil-Figuren auf der Platte befestigt. „Wir hoffen, dieses Jahr schneller zu sein.“

Wie viele Playmobil-Männchen mittlerweile auf dem Miniatur-Weihnachtsmarkt stehen, weiß Knut Meuche gar nicht so genau. „Aber es sind bestimmt mehr als 100.“ Wichtiger als die Zahl ist ohnehin, dass jeder der Mitstreiter der Nickritzer Bahn-Freunde ein Playmobil-Männchen hat, das ihn selbst darstellt. Meuches Miniatur-Ausgabe trägt graue Arbeitssachen und zieht einen Hubwagen mit einem schrankgroßen Kaffee-Automaten hinter sich her. Der Grund erschließt sich, wenn der Weihnachtsbahn-Macher seinen Beruf verrät: Abseits der Modellbahn montiert und wartet er professionelle Kaffeeautomaten – etwa in Gaststätten oder Bäckereien.

Aktuell ist der echte Meuche in den Lidl-Filialen der Region unterwegs, um dort Kaffeeautomaten einzubauen. Und deshalb ist er auch dankbar, dass die Nickritzer Modellbahner eine ganze Reihe älterer Helfer dabei haben, die nach Dienstplan Schichten auf der Klosterweihnacht schieben, um Aufsicht zu führen und entgleiste Züge wieder in die Spur zu heben. „Bei uns ist es nicht ganz so schlimm, wenn Kinder mal was anfassen“, sagt der Nickritzer. „Das Wichtigste an der Bahn ist doch, dass die Kinder Spaß haben.“

Die Klosterweihnacht beginnt am 9. Dezember. Bis einen Tag vor Heiligabend wird der Markt dann täglich von 14 bis 20 Uhr geöffnet sein, freitags und sonnabends bis 21 Uhr. Die Eisbahn am Rathaus soll dagegen noch bis ins neue Jahr geöffnet bleiben.