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Die weiche Seite der harten Jungs

Die Eislöwen unterstützen mehrere soziale Projekte – die Profis engagieren sich auch im Kampf gegen Brustkrebs.

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© Matthias Rietschel

Von Sven Geisler

Eishockey ist eine Art Kampfsport, wer den Körperkontakt scheut, wird sich kaum durchsetzen in den Zweikämpfen an der Bande. Oft ist es ein schmaler Grat zwischen sportlicher Härte und unfairer Attacke. Ab und zu wechseln die Spieler die Sportart, gehen wie Boxer oder Ringer aufeinander los. Wenn sich die Gemüter beruhigt haben, schickt der Hauptschiedsrichter die Streithähne auf die Strafbank, auch Kühlbox genannt, weil sie dort in den zwei Minuten Zwangspause die Emotionen runterfahren können.

Am Freitagabend in Bietigheim muss Torwart Hannibal Weitzmann wieder hart im Nehmen sein. Im Städtischen Klinikum Dresden-Neustadt las er auch Peggy (l.) und Selina Weihnachtsgeschichten vor.
Am Freitagabend in Bietigheim muss Torwart Hannibal Weitzmann wieder hart im Nehmen sein. Im Städtischen Klinikum Dresden-Neustadt las er auch Peggy (l.) und Selina Weihnachtsgeschichten vor. © c by Matthias Rietschel

Die Dresdner Eislöwen liegen in dieser Statistik in der Deutschen Eishockey-Liga 2 auf Platz sieben, sind also weder die schlimmsten Raufbolde – diese „Tabelle“ führt der Montag-Gegner Heilbronn an – noch Musterknaben. Doch manchmal, gerade zur Weihnachtszeit, zeigen sich die harten Cracks von ihrer weichen Seite. Sie bringen Kindern Süßigkeiten, lesen ihnen Geschichten vor, spielen in pinkfarbenen Trikots für die Brustkrebshilfe und lösen mit einem Tor einen Plüschtierregen aus.

So unterstützen die Eislöwen soziale Projekte und karitative Zwecke. „Es ist eine Verpflichtung für jeden Verein, der von der Stadt partizipiert, auch etwas zurückzugeben“, sagt Eva Wagner. Die 27-Jährige berichtet nicht nur seit vier Jahren als Pressesprecherin, sie ist auch für die Organisation und Koordination der Aktionen verantwortlich. Von denen, meint sie, profitieren auch die Spieler. „Sie sollen rauskommen aus der Eishalle, die Stadt kennenlernen, in der sie leben und arbeiten“, sagt Wagner. „Dazu gehören eben nicht nur eine schöne, barocke Altstadt und ein paar nette Restaurants, sondern auch Krankenhäuser.“

Dort waren Spieler während der Adventszeit zweimal zu Besuch. Torhüter Hannibal Weitzmann und Stürmer Alexander Höller lasen in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin vor und zauberten den Mädchen und Jungen mit Weihnachtsgeschichten und Episoden von Pippi Langstrumpf ein Lächeln ins Gesicht. Am Sonnabend naschen die kleinen Patienten die letzte Süßigkeit aus dem Adventskalender, aber der besondere Nachmittag bleibt ihnen sicher in schöner Erinnerung.

Außerdem beteiligten sich die Eislöwen wie die DSC-Volleyballerinnen, Dynamo, die Footballer der Monarchs und die Basketballer der Titans an gemeinsamen Veranstaltungen des Dresdner Mannschaftsspitzensports. Bei einem Benefiz-Bowling-Cup wurden Spenden in Höhe von 4 000 Euro eingenommen, zudem mit einer Versteigerung von Trikots insgesamt 695 Euro erzielt. Die Summe kommt dem Projekt „Sonnensegel“, dem Kinderhaus der Lebenshilfe Dresden, zugute.

Weil Geld hilft, aber allein auch nicht glücklich macht, besuchten Sportler die Kinderstationen im Krankenhaus Dresden-Neustadt. Bei einer Weihnachtsfeier bekamen die Kleinen Fanartikel, Eintrittskarten und Süßigkeiten, aber auch diejenigen, die im Bett bleiben mussten, wurden beschert. „Sie haben sich natürlich besonders gefreut“, berichtet Wagner. Und ganz sicher sorgen die Plüschtiere für viele leuchtende Kinderaugen, die Zuschauer beim Heimspiel gegen Bayreuth aufs Eis warfen.

Zum fünften Mal beteiligten sich die Eislöwen am „Teddy Bear Toss“, 5 000 Plüschtiere wurden gesammelt, anschließend vom Vereinspartner „Playport“ sortiert und gereinigt. Das DRK verteilt die Kuschelkameraden an soziale Projekte und Einrichtungen. Auch in den nächsten Jahren soll diese Tradition zur Weihnachtszeit fortgesetzt werden, die auch einen positiven Nebeneffekt für den Dresdner Eishockey-Nachwuchs hatte: Ein Sponsorenpool spendete zehn Cent pro Teddy, Hase oder Igel für die Eislöwen Juniors.

Außerdem hat der Zweitligist unter dem Motto „Pink in the Rink“ ein Zeichen im Kampf gegen den Brustkrebs gesetzt. „Derzeit erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs“, sagte Sönke Eger, Chefarzt am Städtischen Klinikum Dresden. Die Profis tauschten für das Spiel gegen Bietigheim ihre blau-weiße Kleidung gegen pinke Trikots und Stutzen. Verteidiger René Kramer kannte das aus Berlin. „Als Team hatten wir bereits überlegt, mit pinken Schnürsenkeln zu spielen“, sagte der 29-Jährige. „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass unser Verein die Aktion jetzt in größerem Umfang aufgreift.“

Die Sondertrikots wurden versteigert, Müllers Fanshop spendete einen Teil der Erlöse aus dem Fanartikelverkauf: Chefarzt Eger konnte einen Scheck über 2 000 Euro in Empfang nehmen, der für die Anschaffung eines neuen Therapie-Gerätes genutzt wird. „Wir verfolgen den Ansatz, unseren Patienten bei maximaler Sicherheit eine bestmögliche Ästhetik zu gewährleisten“, erklärte Eger. Genauso wichtig ist ihm die erzielte Aufmerksamkeit. „Wir bedanken uns bei den Eislöwen dafür, dass sie dieses sensible Thema aufgegriffen haben.“ Kramer betonte: „Wir hoffen, dass sich weitere Klubs und Sportarten anschließen.“

Bietigheim Steelers – Dresdner Eislöwen Fr., 19.30

Dresdner Eislöwen – Heilbronner Falken Mo., 17.00