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Die Vorturnerin

Die Talente vom Dresdner SC ruhen sich nicht auf Erfolgen aus. Sie trainieren auch an freien Tagen in der DSC-Halle.

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© Robert Michael

Von Linda Kollmann

Laut dem Landessportbund sind die Erfolge sächsischer Olympiateilnehmer zwischen Olympia 2002 in Salt Lake City und 2004 in Athen sowie den Spielen 2010 in Vancouver und 2012 in London leicht rückläufig. Errangen sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts 16 Medaillen, holten sie zuletzt bei fast gleich gebliebener Starterzahl 13 Plaketten. Die Landesregierung stellt auf ihrer Internetseite fest, dass Sachsen zu den führenden Bundesländern bei der Förderung des Nachwuchsleistungssports zählt. Wird künftig also im Spitzensport alles besser?

DSC-Akrobatin Laura Jolitz trainiert für ihren Auftritt.
DSC-Akrobatin Laura Jolitz trainiert für ihren Auftritt. © Willem gr. Darrelmann

Nachgefragt habe ich bei Fußballerin Tilda Novotny, seit 2014 Torhüterin beim 1. FC Saarbrücken und im erweiterten Aufgebot der deutschen U-16-Auswahl, die ihre Erfahrungen vom Leistungszentrum FFV Leipzig schilderte. Außerdem sprach ich mit der 18-jährigen Marlene Bindig, die seit 13 Jahren beim Dresdner SC turnt, und der 17-jährigen Akrobatin Laura Jolitz, die seit gut zehn Jahren beim DSC trainiert.

Dynamo und RB leisten gute Arbeit

Doch schauen wir uns zunächst die Lieblingssportart der Deutschen an. Die Erfolge der Fußball-Junioren von Dynamo Dresden mit dem Aufstieg der U-17-Mannschaft in die Bundes- und des U-16-Teams in die Regionalliga sind noch nicht richtig verklungen, da kann der sächsische Nachwuchs ein erneutes Achtungszeichen setzen. Beim jährlich stattfindenden Länderpokal des Deutschen Fußball-Bundes, zu dem jeder Landesverband eine Auswahl stellt, belegten die sächsischen U-15-Junioren den vierten Platz. Außerdem sichteten die Scouts der deutschen Nationalmannschaft fünf Spieler. Da macht sich besonders die gute Nachwuchsarbeit bei RB Leipzig bemerkbar: Vier der fünf zu einem Trainingslager des deutschen Teams eingeladenen Spieler kicken für den Zweitligisten.

Wie sieht es dagegen im sächsischen Nachwuchsfrauenfußball aus? In der abgelaufenen Saison kam die U-18-Auswahl beim Länderpokal auf Platz 21. Die U-16-Mannschaft landete auf dem letzten Rang. Erklären lassen sich diese enttäuschenden Ergebnisse mit dem Abstieg der Leipziger B-Juniorinnen aus der Bundesliga 2014 und dem damit verbundenen Abgang vieler Leistungsträger in andere Bundesländer, beispielsweise Anna-Lena Breitenbach, die beim Bundesligisten USV Jena spielt, oder Tilda Novotny, die nach Saarbrücken gewechselt ist. Rückblickend bezeichnet sie den Zusammenhalt und die enge Gemeinschaft im Leipziger Team als sehr gut. Sie schätzt allerdings die Förderung im Saarland, durch die sie auch selbstbewusster und selbstsicherer geworden ist.

In den jüngeren Jahrgängen läuft es besser. So konnten die U-13-Auswahl und die U-14-Mannschaft Achtungserfolge beim Pokal des Nordostdeutschen Fußballverbandes erzielen. Es geht also aufwärts.

Doch schaut man sich mal eine nicht-olympische Sportart an, gibt es bereits große Unterschiede in der staatlichen Förderung. Trotz vieler Titel der DSC-Akrobaten bei deutschen Meisterschaften und erfolgreichen Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften sowie den ersten Europaspielen im Juni in Baku, erzählt Laura Jolitz, dass es nur wenige Sponsoren- und Fördergelder gibt, so dass sie all ihre Wettbewerbe selbst bezahlen muss und dabei gut und gern eine vierstellige Summe zusammenkommt, etwa zur Weltmeisterschaft 2012 in Orlando im US-amerikanischen Bundesstaat Florida mit mehr als 1 200 Euro. Dennoch würde sie sich wieder für den Leistungssport entscheiden, denn sie findet es toll, zu großen Wettkämpfen zu reisen, und die Erfolge motivieren sie immer wieder.

In der olympischen Sportart Turnen gibt es allerdings auch nicht ausreichend Fördergelder. Deshalb wurde ein Förderverein gegründet, um den Sportschülern bessere finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen. Marlene Bindig überraschte bei den deutschen Meisterschaften mit einem sensationellen dritten Platz im Bodenturnen. Positiv hebt sie hervor, dass der DSC und das Sportgymnasium sehr gut kooperieren. Dadurch kann sie auch zweimal am Tag trainieren. Außerdem darf sie ihre Abiturzeit auf drei Jahre verlängern.

Egal, welche Sportart – alle drei berichteten von einem intensiven Training an bis zu sechs Tagen pro Woche. Daher haben sie weniger Freizeit als Nicht-Sportschüler. Übereinstimmend würden alle drei ihren Weg wieder genauso gehen, weil sie der Sport neben den Erfolgen auch charakterlich geformt hat. Ob es auch weiterhin für Siege reicht, muss die Zukunft zeigen. Auf dem richtigen Weg scheinen die Talente aber zu sein. Aufgrund der unterschiedlichen Fördermöglichkeiten und der differenzierten öffentlichen Anerkennung bleibt es allerdings abzuwarten, ob wirklich alles besser wird …