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Die Volksbank Riesa wird digital

Das Kreditinstitut erhöht die Kontoführungsgebühren. Es gibt allerdings Möglichkeiten, sich diese zu sparen.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Kunden anderer Banken haben ähnliche Briefe schon bekommen, nächste Woche sind die der Volksbank Riesa dran: Ab dem 1. Juli müssen die meisten Kunden einen Euro mehr pro Monat für ihre Konten zahlen. So steigt der Preis für das VR-Service-Konto von 2,90 auf 3,90 Euro im Monat, der für das VR-Online-Premium-Konto von 5,90 auf 6,90 Euro. „Auch viele Wettbewerber müssen die Preise anheben, selbst die Direktbanken“, sagt Vorstand Markus Ziron. Die Gründe seien überall in der Branche dieselben: die anhaltende Niedrigzinsphase, die Herausforderungen durch die Digitalisierung und die Kosten, die durch die steigende Regulierung entstehen.

Bei der Volksbank Riesa will man darauf aber mit einem ungewöhnlichen Konzept reagieren. „Damit haben Kunden wieder die Möglichkeit, ein kostenfreies Girokonto zu haben oder ein Premiumkonto, das gerade mal 90 Cent im Monat kostet“, sagt der 42-Jährige. Zwei Euro Rabatt pro Monat erhalten Mitglieder der Genossenschaftsbank. Bis zu vier Euro Rabatt auf die monatlichen Kontoführungsgebühren winken dem, der sich stärker an die Volksbank Riesa bindet. Die Idee hinter dem sogenannten „Hausbankmodell“: Finanzprodukte, die die meisten Kunden ohnehin brauchen, sollen sie nicht woanders abschließen, sondern auch bei der Volksbank. Für jedes davon gibt es in einer App einen Stern als Belohnung – etwa einen für das Girokonto, einen für die Kreditkarte, einen für den Riester-, einen für den Bausparvertrag, einen für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Je mehr Sterne, desto höher der Rabatt auf die Kontoführungsgebühr.

Kunden, die ohnehin schon mehrere Angebote der Volksbank nutzen, erhalten diese Sterne automatisch zugeschrieben. Neukunden werden ein halbes Jahr lang so geführt, als hätten sie bereits einen sogenannten Silberstatus. Paare sollen gemeinsam vom Rabatt durch ihre jeweils abgeschlossenen Verträge profitieren. „Mit so einem differenzierten Modell sind wir die erste Bank in Sachsen“, sagt Vorstand Kai-Uwe Schulz. Ohnehin sei die Volksbank Riesa als letzte eigenständige Bank der Stadt bei Innovationen vorn dabei: So können Nutzer der bankeigenen App allein mit ihrem Smartphone – ohne EC-Karte – die Geldautomaten des Kreditinstituts bedienen. „Das ist beliebt bei Jugendlichen, die am liebsten nur noch mit dem Handy abends in die Disco gehen“, sagt Ziron. Das Smartphone verbindet sich mit dem Volksbank-Rechner, der kontaktiert den Automaten – und das Gerät spuckt das Geld aus.

Eine Bank, 10 000 Genossen

Die Bilanzsumme der Volksbank Riesa lag zuletzt bei 361 Millionen Euro.

Von den 26000 Kunden sind rund 10700 auch Mitglied der Genossenschaftsbank.

101 Mitarbeiter – inklusive Azubis – sind bei der Volksbank beschäftigt.

Die Volksbank Riesa führt gut 13000Privatgirokonten und 1700Firmenkonten. Die Zahlen sind in etwa stabil.

Geschäftsstellen gibt es neben Riesa in Großenhain, Gröditz, Oschatz, Mügeln und Dahlen; dazu Automaten in Zeithain und Nünchritz.

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Am liebsten wäre der Volksbank freilich, wenn noch mehr Menschen auf das bargeldlose Bezahlen setzen würden. Denn der Betrieb von Automaten kostet – was zuletzt unter anderem bei Volksbank wie Sparkasse zur Schließung unrentabler Standorte geführt hatte. Am derzeit bestehenden Angebot von Filialen und Automaten soll sich aber nichts ändern, teilten die Vorstände am Freitag mit. Und auch das Geldabheben soll für Kunden der Bank kostenfrei bleiben, egal wie oft diese pro Woche den Automaten nutzen. – Neben Privatkunden der Volksbank Riesa müssen sich auch Geschäftskunden ab dem 1. Juli auf neue Kontoführungsgebühren einstellen. Dort will man die Kunden aber mit zwei neuen Kontoarten und niedrigen Transaktionskosten halten. Für Vereinskosten ändere sich dagegen nichts.