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Die Vogelhochzeitsglocken können läuten

Im Landkreis Görlitz laufen die Vorbereitungen auf das kleine Fest. Besonders die Kinder legen sich mächtig ins Zeug, auch in Kreba-Neudorf und Uhyst.

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© Bernhard Donke

Von Bernhard Donke und Jost Schmidtchen

Kreba-Neudorf/Uhyst. Die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel sind kaum vorüber, da steht schon die nächste Festlichkeit mit der traditionellen sorbischen Vogelhochzeit am 25. Januar an. Im Landkreis Görlitz wird die Vogelhochzeit vor allem im sorbischsprachigen Raum feierlich begangen. Dabei stellen beim Hochzeitszug der Vögel in der obersorbischen Region die Amsel die Braut und die Drossel den Bräutigam dar. Im niedersorbischen Raum der Lausitz sind es die Elster und der Rabe.
Der Ursprung des Festes findet sich in der sorbischen Mythologie. Demnach wollen sich die Vögel bei den Kindern bedanken, dass sie im Winter mit Futter versorgt werden. In den Kindereinrichtungen beginnen meist schon mehrere Tage vor dem 25. Januar die Vorbereitungen für das Vogelhochzeitsfest.

In Uhyst probieren die Kleinen schon mal die Kostüme für das Vogelhochzeitsfest.
In Uhyst probieren die Kleinen schon mal die Kostüme für das Vogelhochzeitsfest. © Bernhard Donke

Vorbereitungen für das Fest

Doppeltes in Gebelzig

In der Kindertagesstätte „Abenteuerschloss“ im Hohendubrauer Ortsteil Gebelzig haben die Proben für den Hochzeitszug der Vögel schon vor einer Woche begonnen. Fleißig üben 45 Kinder unter Anleitung der Erzieherinnen ihre Rollen mit den kleinen Texten. „Die Kinder sind sehr engagiert dabei und lernen schnell ihre kleinen Rollen für den Vogelhochzeitszug“, sagt Erzieherin Eva Maria Kothe. Auch die Krippenkinder werden einen Vogelhochzeitszug stellen. So gibt es in Gebelzig gleich zwei Hochzeitszüge, sagt Kita-Leiterin Marina Fritsche.

Demokratisches in Uhyst

In Uhyst/Spree in der Kindertagesstätte „Spreezwerge“ feiern die Kindergartenkinder gemeinsam mit den Krippenkindern die Vogelhochzeit. Hier wird, wie die Leiterin der Einrichtung Kerstin Teich sagt, das Brautpaar ganz demokratisch ausgelost. In diesem Jahr zog Thea das Los für die Braut und Pepe das für den Bräutigam. Beide sind schon mächtig aufgeregt und freuen sich auf ihren großen Auftritt.

Selbstgebackenes in Kreba-Neudorf

In der Kreba-Neudorfer Kita „Kunterbunt“ haben die Kinder mit dem ersten Schnee im vergangenen November begonnen, wieder die Vögel am Vogelhaus täglich mit Futter zu versorgen. So können auch sie frohen Mutes die Vogelhochzeit feiern. Den Hochzeitsschmaus „Kekskugeln“ werden sich die Kinder auch einen Tag vor dem Fest selbst backen. Das Brautpaar wurde ausgelost und so fiel das Los der Braut auf Fiona und des Bräutigams auf Kurt. „Den Vogelhochzeitszug mit allen anderen Kindern der Einrichtung haben die Erzieherinnen Meike Preuß und Katrin Marx seit einigen Tagen einstudiert“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Kerstin Hornoff.

Unterhaltsames in Mücka

Nur wenige Kilometer weiter in der Kita „Am Storchennest“ in Mücka wurde auch für den Vogelhochzeitstag durch die Erzieherinnen Doreen Mucha, Jana Lange und Christine Nowotny mit den Kindern ein kleines Programm einstudiert. „Damit wollen wir die Großeltern und Eltern unterhalten, die zum Vogelhochzeitstag in die Einrichtung eingeladen sind“, sagt Doreen Mucha. Dabei spielen Marie und Paul das Vogelhochzeitspaar.

Leckeres in Förstgen

So wie das Vogelhochzeitsfest, so hat auch das Vogelhochzeitsgebäck eine lange Tradition. In der Bäckerei Claus Gerber in Förstgen wird es seit 1908 gebacken. So haben die Angestellten um den Geschäftsführer und Bäckermeister Uwe Kopke alle Hände voll zu tun. „Vogelhochzeitsgebäck hat bei uns in der Bäckerei eine lange Tradition. Schon meine Vorgänger hier in der Landbäckerei haben für diesen Tag die süßen Backwaren zur Freude der Kinder aus Kuchen- oder Mürbeteig gebacken. Das machen wir heute auch noch, aber auch Vögel aus Pfannkuchenteig mit Füllung“, sagt der Bäckermeister.

Historisches in Gablenz

In der Gablenzer Kita „Knirpsenland“ gibt es in diesem Jahr zur Vogelhochzeit gleich zwei Jubiläen: Das Kleid der Braut wird 30Jahre alt. Genäht hat es einst Annegret Platzk für ihre Tochter Kathleen zur Vogelhochzeit. Danach verblieb es im Fundus und in diesem Jahr wird es als Braut Amanda tragen. Ihr Bräutigam ist Max, und weil es in der Gablenzer Kita auch sorbisch zugeht, gibt es auch den Braschka Hannes und die Brautjungfern Lilly und Isabell.

Gesungenes in Halbendorf

Auch in Halbendorf in der Kita „Storchennest“ wird Vogelhochzeit gefeiert. Das Brautpaar und der Braschka erscheinen in sorbischen Trachten. Alle anderen Kinder sind die Vögel und die Kleinen aus der Krippe die Musikanten. Erzieherin Angelika Krüger erzählte, dass die Vogelhochzeit in Halbendorf im Kindergarten schon gefeiert wird, solange es diesen dort gibt. „Deshalb verfügen wir auch über einen großen Kostümfundus“, so die Erzieherin. „Der wird bei Bedarf auch ergänzt, die Flügel und Schnäbel werden von den Kindern meist neu gebastelt.“ Der sorbische Brauch der Vogelhochzeit wird den Kindern anhand von Liedern wie „Kleine Meise“ und „Ich hab ein kleines Vogelhaus“ sowie Gedichten dargeboten.

Traditionelles in Rohne

Bei „Milenka“ in Rohne wird die Vogelhochzeit selbstverständlich komplett in sorbischer Sprache aufgeführt. Erzieherin Cornelia Tennissen bereitet die Kinder seit Jahresbeginn darauf vor. Gefeiert wird die Vogelhochzeit in Rohne in der benachbarten Mehrzweckhalle, in diesem Jahr bleiben die Kinder aber unter sich. Nur alle zwei Jahre sind die Eltern und Großeltern eingeladen. Alle sind dabei, auch die Krippenkinder. Das Brautpaar ist die Elster Mara und der Rabe ist Ben, beide sind von der Vorschulgruppe und wurden aus mehreren Bewerbungen ausgelost.

Lehrreiches in Weißkeißel

Bei der „Feuerwehr Felicitas“ in Weißkeißel wird seit drei Wochen gebastelt, gesungen und gelernt. Natürlich auch das Vogelhochzeitslied. Dass in der Kita die Vogelhochzeit bis heute mit Begeisterung gefeiert wird, liegt in den historischen Ursprüngen des Dorfes, welches bis vor 120Jahren weitgehend vom sorbischen Leben geprägt war. Zumindest im Kindergarten und der heutigen Kita wird der Brauch der Vogelhochzeit gepflegt. Vorgeführt wird er von der Vorschulgruppe. Erzieherin Cindy Hempel bereitete die Kinder darauf vor. In Gesprächen erfuhren sie, warum die Vögel, die im Winter bei uns bleiben, unserer Hilfe bedürfen und gefüttert werden müssen, denn sie sollen im Frühling ja auch noch da sein. Das Brautpaar Amsel/Drossel hat sich in diesem Jahr mit Charlotte und Silas auf eigenen Wunsch selbst gefunden. Alle anderen Kinder suchten sich ihre Vogelkostüme selbst aus und lernten dabei gleich noch neue Vogelarten kennen.

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