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Die Vier vom Radeberger MVZ

Seit fünf Jahren gibt es am Radeberger Krankenhaus ein Zusatzangebot, das bürokratische Hürden überspringen darf.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Die hochmoderne Medizintechnik auch im Radeberger Krankenhaus hat ihren Preis. Und deshalb muss sie auch möglichst intensiv genutzt werden; nicht nur in Radeberg. Allerdings machen das so manche Vorschriften nicht wirklich leicht. Denn die Technik in Kliniken darf nur für stationär aufgenommene Patienten eingesetzt werden; alle anderen müssen Geräte bei niedergelassenen Ärzten nutzen. Das wiederum ist nicht in erster Linie ein Problem für die Krankenhäuser, sondern vor allem für die Patienten, die dann weitere Wege in Kauf nehmen müssen, obwohl sie quasi nur ein paar Schritte entfernt vom Krankenhaus wohnen … Wer zum Beispiel eine Magenspiegelung braucht, kann das als ambulanter Patient im Krankenhaus nicht in Anspruch nehmen. Oder doch?

Denn in manchen Kliniken gibt es seit einiger Zeit sogenannte Medizinische Versorgungs-Zentren (MVZ) – per se ausgegründete Praxen, deren Mediziner zu Teilen in den Krankenhäusern zum anderen Teil im MVZ angestellt sind. Das ermöglicht nun eine durchaus sinnvolle „Überschneidung“ – also eine Nutzung der Krankenhaustechnik auch für ambulante Patienten. Aber das, sagt Dr. Heiko Scheufler, sei vor gut fünf Jahren nicht der Hauptgrund gewesen, auch in der Asklepios-ASB Klinik Radeberg ein solches MVZ zu gründen, dessen ärztlicher Leiter Dr.Scheufler ist.

Spezialisten arbeiten eng zusammen

Und natürlich gab es vorm Start auch arge Bedenken seitens einiger niedergelassener Ärzte in der Region. Kommt da eine übermächtige Konkurrenz? „Rückblickend kann man sagen, diese Konkurrenzsituation gibt es nicht – weil wir hier eben auch nicht versuchen, anderen Ärzten sozusagen etwas wegzunehmen, sondern wir suchen ganz gezielt nach Nischen!“, macht Dr. Scheufler deutlich. So gibt es beispielsweise keinen niedergelassenen Kardiologen in Radeberg oder eine Endokrinologie, die sich um Schilddrüsenuntersuchungen kümmert. Im MVZ gibt es das nun. „Und außer in Dresden gibt es auch relativ wenige Magen-Darm-Spezialisten in der Region, deshalb behandeln wir hier bei uns auch viele Patienten aus dem Raum Radeberg und Kamenz mit chronischen Darm- und Lebererkrankungen“, beschreibt Dr. Hans-Heinrich Geidel, Facharzt für innere Medizin und ein echter Spezialist gerade auf diesem Gebiet.

Für die Patienten ist das MVZ nicht nur deshalb ein Gewinn, weil es nun in der Region auch ein ambulantes Angebot in diesen „Nischen“ gibt, sondern auch, weil im Ernstfall keine langen Wartezeiten auf Untersuchungstermine mit der modernen Spezialtechnik notwendig sind. Die steht ja quasi einfach nur im „Nebenraum“ im Radeberger Krankenhaus. Und wird nun auch – nach klaren Vertragsregeln – vom MVZ mitgenutzt. „Das ist wirklich optimal“, freut sich auch Dr. Sven Köhler, ebenfalls Facharzt für innere Medizin.

Positives Fazit

Die insgesamt vier Ärzte im MVZ verstehen sich dabei als Ergänzung zur Behandlung durch die Hausärzte. „Die Patienten gehen anschließend auch wieder zu ihren Hausärzten“, beschreibt Dr. Heiko Scheufler –  also auch hier keine Konkurrenz. Das Hausarztprinzip bleibe in jedem Fall erhalten, der Hausarzt steuert die Behandlung, „und wir sind die Spezialisten“, so der MVZ-Chef. Rund 850 Patienten betreut das Radeberger MVZ dabei im Quartal. Davon rund drei Viertel Neupatienten.

Das Besondere am Radeberger Angebot ist zudem, dass mit Dr. Hartmut Kirschner auch ein Psychotherapeut zum Vierer-Team gehört. Er hat zum Beispiel auf dem Gebiet der Gruppentherapie ein innovatives Konzept gefunden – er betreut seine Patienten, „und wir arbeiten aber auch zum Beispiel im Bereich Magen und Darm eng zusammen, weil dort viele Krankheiten durchaus stressbedingt sind“. Und alle vier im Team sind sich dabei einig: Es ist eine sehr gute Zusammenarbeit.

Alles in allem kann Dr. Heiko Scheufler also ein rundum positives Fazit für die fünf Jahre MVZ ziehen. Und er ist sich darin mit seinen Kollegen einig. „Unser Angebot wird sehr gut angenommen, das haben wir uns zwar so erhofft –  aber, dass es so wunderbar klappt, macht uns schon auch ein Stück stolz“, freut sich der ärztliche Leiter. Die Termine sind jedenfalls sehr gefragt. Und dass die Behandlungs- und Abwicklungs-Qualität stimmt, davon zeugt zudem ein KTQ-Qualitätssiegel, das dem MVZ nun bereits zum zweiten Mal überreicht wurde.