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Die Vier-Sterne-Tischlerei

Seit 2007 stattet die Bornaer Hotel Concept GmbH Hotels aus. Den Kunden ist vor allem eines wichtig.

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© Kristin Richter

Von Carina Brestrich

Bahretal. Thomas Fischer hat viele Schlafzimmer. Und jedes ist anders. Ob schnörkellosmodern mit dunklem Holz, Leder und LED-Beleuchtung oder aber ganz traditionell mit rustikalem Holz und Blümchenteppich – Fischer hat für jeden Geschmack etwas dabei. Doch er selbst schläft in den Betten nie. Vielmehr will es Fischer für andere schön machen. Er ist Chef der Bornaer Hotel Concept GmbH. Seit 2007 ist das Unternehmen aus Borna auf die Ausstattung von Hotels spezialisiert.

Tischler Alexander Paul schleift die Beine für eine Reihe von Nachttischchen.
Tischler Alexander Paul schleift die Beine für eine Reihe von Nachttischchen. © Kristin Richter

Ihre Wurzeln hat die Firma in Dresden. Thomas Fischer stammt von dort. In einer Tischlerei in Kleinzschachwitz machte er seine Lehre als Tischler. Als der damalige Chef 1984 die Gelegenheit der großen Ausreisewelle nutze, übernahm Fischer das Unternehmen. Schon damals war es auf Möbeltischlerei spezialisiert, beschäftigte zeitweise bis zu 50 Leute. „Wir haben viel für die Messe in Leipzig und das Zentrum Warenhaus in Dresden gebaut“, erinnert er sich. Eine schöne Zeit sagt er. „Man bekam die Materialien, konnte sich ausprobieren“, sagt er. Doch dann kam die Wende – und alles anders. Möbelhäuser schossen aus dem Boden, Kunden zahlten Rechnungen nicht. „Die Geschäfte brachen schlagartig ein“, sagt Fischer.

Doch aufgeben wollte Thomas Fischer nicht. „Rückschläge müssen nicht das Ende bedeuten. Im Gegenteil: Sie können einen beflügeln“, sagt er. Deshalb verließ er Dresden und startete 1998 mit seinem Betrieb neu durch – diesmal in Borna. Durch einen Bekannten hatte er vom Ende des dortigen Kalkwerks erfahren. Fischer kaufte den Bürotrakt und das Lager, richtete dort seine Tischlerei ein. Zu den Kunden gehörte damals ein Hotelausstatter, für den die Bornaer von Hotel zu Hotel zogen und Montagearbeiten erledigten: „Dann dachten wir: Das alles können wir doch auch selbst.“

Doch auch die Hotel-Nische birgt Risiken. „Es braucht lange, bis man in der Branche bekannt ist und man auch ein paar Referenzen vorweisen kann“, sagt Fischer. Hinzu kam kurz nach dem Neustart noch die Wirtschaftskrise. „Die Hoteliers hielten sich lange mit Investitionen zurück“, sagt er.

Design aus dem eigenen Hause

Inzwischen ist das anders. Die Branche hat sich erholt. „Seit drei, vier Jahren häufen sich die Anfragen“, sagt Thomas Fischer. Seine Mitarbeiter sind deutschlandweit unterwegs, möbeln preiswerte Hotels genauso auf wie Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Zu den Kunden gehören dabei große Hotelketten wie Mercure oder Ibis. Aber auch kleine private Hotels setzten schon auf den Hotelausstatter aus dem Bahretal. Im Sheraton in Frankfurt/Main etwa stellten Fischers Mitarbeiter kürzlich das 500. Zimmer fertig. Der jüngste Auftraggeber kommt aus Sachsen: Im Schloss Klaffenbach bei Chemnitz, bekannt durch die MDR-Sendung „Schlager des Sommers“ mit Florian Silbereisen, sollen 50 Zimmer eine neue Optik bekommen.

Etwa 200 Zimmerausstattungen werden in Borna jährlich gefertigt, schätzt Fischer. „Bei uns kommt alles aus einer Hand“, sagt er. Damit sei er der einzige Anbieter in Sachsen. Obwohl viele Arbeiten von Maschinen übernommen werden, geht es nicht ganz ohne Handarbeit. Fischer beschäftigt deshalb sechs Arbeitskräfte. Für die Montage, Lampen, Stühle und Teppiche arbeitet er mit Partnerfirmen zusammen. Den Rest übernehmen Fischer und seine Frau selbst. Auch das Design. „Heute wird darauf sehr viel Wert gelegt“, sagt Thomas Fischer. Waren Hoteleinrichtungen früher wenig abwechslungsreich, sei es heute wichtig, sich abzugrenzen. „Dabei ist Zeitlosigkeit vielen Hoteliers wichtig. So ein Hotelzimmer soll noch in 15 Jahren modern wirken.“

Fürs nächste Jahr hat Fischer schon einige Pläne. Dann will er in neue Maschinen für die Fertigung investieren. Außerdem stehen die nächsten Aufträge ins Haus. In Leipzig sollen 100 Zimmer neu eingerichtet werden, in Oberwiesenthal winkt ein weiteres größeres Objekt. „Angesichts der Auftragslage blicke ich optimistisch in die Zukunft.“