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Die Vermessung der Wärme

Mit ihrer Firma betreut Ulrike Ochlich Tausende Wohnungen in der Region. Zum anstehenden Jubiläum hat sie einen Plan.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Freital. Manchmal sind Ulrike Ochlich und ihre Mitarbeiter nicht als Wohnungsverwalter und als Heizkostenberechner gefragt, sondern als Schlichter und Sozialarbeiter. „Ich hatte schon Eigentümerversammlungen, da hat einer gesagt: ‚Ich hole mein Gewehr‘“, sagt die 59-Jährige. Und manchmal sehen sie und ihre Kollegen auch Wohnungen, die total verdreckt und vermüllt sind. Ein Anruf beim Sozialamt ist dann das Beste, was sie tun können. Das Unternehmen Dometa, deren Geschäftsführerin Ulrike Ochlich ist, gehört zu den größten Wohnungsverwaltern in Freital und Umgebung. Rund tausend Wohnungen hat die Firma mit Sitz in Potschappel im Bestand – zum Beispiel alle kommunalen Wohnungen in Kreischa und Bannewitz und etliche Wohnungen von Privateigentümern. Die Dometa kümmert sich dabei unter anderem um die Mietersuche und den Erhalt der Wohnungen. Das meiste Geld verdient das mittelständische Unternehmen aber mit dem Berechnen von Heiz- und Wärmekosten. In Freital arbeiten alle großen Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften mit Dometa zusammen. In deren Auftrag kümmert sich die Firma um die richtigen Zähler, das Ablesen und das Berechnen der Kosten. Insgesamt 12 000 Wohnungen betreut die Freitalerin so mit ihren 18 Mitarbeitern. Der Jahresumsatz liegt bei rund 1,2 Millionen Euro.

Mit einer Festveranstaltung auf Schloss Burgk feiert das Unternehmen nun am Freitag sein 25. Bestehen. Wie wichtig Dometa in der Region ist, zeigt die Gästeliste: Neben Freitals Oberbürgermeister kommen unter anderem auch die Stadtoberhäupter von Kreischa und Bannewitz sowie die Chefs aller wichtigen Wohnungsunternehmen in Freital und Umgebung.

Dass die Firma derart gut vernetzt ist, liegt auch an einer Besonderheit. Denn dass eine Wohnungsverwaltung zugleich auch verschiedene Messdienste anbietet, ist eine Seltenheit. „Das ist einmalig“, sagt Ulrike Ochlich. Die Freitalerin kam durch Zufall in die Branche. Ausgebildet wurde sie zu DDR-Zeiten in Holztechnologie. „Meine Vorfahren waren alle Tischler.“ Über den Rat des Kreises landete sie schließlich im Haus der Dienste in der ehemaligen Seifenfabrik an der Ecke Dresdner Straße/Richard-Wagner-Straße. „Dort habe ich alles mal gemacht.“

Als sich das Wohnungswesen nach der Wende radikal änderte, gründete Ulrike Ochlich ihre Firma. Wohnungsverwaltung und Heizkostenabrechnung – im Osten war das ein bis dahin nicht vorhandenes Geschäftsfeld für ein Privatunternehmen. Jetzt plötzlich gab es dafür einen Markt. Über die Jahre und einige schwierige Zeiten hinweg baute Ulrike Ochlich das Unternehmen auf. Mittlerweile ist die Mitarbeiterzahl seit einiger Zeit stabil.

Neben technischen Veränderungen und neuen gesetzlichen Vorgaben sieht Ulrike Ochlich den Personalwechsel derzeit als große Herausforderung. Viele Mitarbeiter, die seit Anfang an dabei sind, gehen demnächst in Ruhestand. Deswegen müssen nun jüngere Kollegen eingearbeitet werden. „Man muss der jüngeren Generation vertrauen“, sagt sie. Das Firmenjubiläum hat Ulrike Ochlich ganz bewusst groß angelegt. Sie will zeigen, was Mittelständler leisten können und wie bedeutend sie sind. „Wir müssen uns wieder auf das besinnen, was zwischenmenschlich wichtig ist.“