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Die vergessene Brücke von Wachau

Sie steht unter Denkmalschutz. Doch kaum einer weiß, woher sie eigentlich kommt.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wachau. Vergessen steht eine englische Brücke im berühmten Park des Wachauer Schlosses. Sie ist zwar unter Denkmalschutz gestellt, ihr aktueller Zustand aber ist erbarmungswürdig. Obwohl diese eiserne Brücke ein wichtiger Teil der hiesigen Schlossgeschichte ist. Sie wirft Fragen auf. Wie ist sie überhaupt in die Region gekommen? Ortshistoriker wie Matthias Eisold und Hans-Werner Gebauer stellen diese Fragen schon seit Längerem. Sie sind mit der gedanklichen Vorbereitung der 800-Jahrfeier von Wachau beschäftigt. „Dabei werden wir auch überlieferte Belege sichten und ihre Zusammenhänge untersuchen“ betont Michael Eisold.

Alte Wachauer erzählen nämlich, dass die Eisenbrücke aus Anlass einer deutschlandweiten Ausstellung von England aus nach Hamburg und auf der Elbe bis nach Dresden verschifft worden sein soll. Nach der Ausstellung wollte man sich den Rücktransport sparen. Das Kaufinteresse von Gustav Adolf Gotthelf Kühne (dem Wachauer Schlossherrn) kam gerade recht. Er ließ die Brücke nach Wachau bringen und aufbauen. Seitdem verbindet sie über den Kirchteich hinweg Schlossgärtnerei mit dem Parkgelände. Auch wenn die üppige Vegetation und der Blick auf das Schloss besonders imposant wirken, erinnert das englische Brückengeländer mit seinem rostigen Charme daran, dass sich die beabsichtigte Gesamtwirkung der Schlossgestaltung auch auf den Schlosspark bezieht.

Viele verschiedene Besitzer

Einen besonderen Aufschwung soll Wachau durch die Heirat der Gräfin von Werthern mit Johann Siegfried Graf von Schönfeld im Jahre 1715 erfahren haben. Als ihr Mann drei Jahre später starb, übernahm die 26-jährige Gräfin die Herrschaft und ließ zwischen 1730 und 1745 einen prachtvollen Schlossneubau an der Stelle des alten Wasserschlosses errichten. Der Park erfüllte offenbar schon damals eine wichtige Rolle im neu geschaffenen Ensemble. Ihm wurde nämlich der Haupteingang zugewandt. Im Familienbesitz derer von Schönfeld blieb das Barockschloss bis 1770. Damals starb der Sohn der Gräfin, Johann Georg von Schönfeld, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen.

Viele Jahre tummelten sich dann unterschiedlichste Besitzer auf dem Schloss. 1883 erwarb der Leipziger Kaufmannssohn Gotthelf Kühne das Schloss. Wichtig war: Er verfügte neben Kunstsinn auch über die notwendigen Gelder, um auf das Fachwissen seiner Zeit zurückzugreifen. Durch den Architekten Georg Weidenbach ließ er das Innenleben des Schlosses und den Park umgestalten. Die Weiterführung seines Schlosses plante er über seinen Tod hinaus. Dr. Hans Kühne (sein Neffe) zeigte großes Interesse und Engagement. 1932 nach dem Tod des Fabrikanten erbte er das Schloss. Auch er verfügte über die finanziellen Mittel zum Schlosserhalt. In der nationalsozialistischen Ära soll er deutscher Generalkonsul in Japan gewesen sein. Bis zur Enteignung im Jahre 1945 blieb das Schloss in den Händen von Dr. Hans Kühne.

Denkmalschutz muss zustimmen

Eine Sanierung in den kommenden Jahren wird nicht ausgeschlossen – durch wen auch immer. „Wir hatten gehofft und tun dies nach wie vor, dass es im Zuge eines möglichen Schlossverkaufes Aussagen des künftigen Schlossbesitzers auch zur Perspektive der Brücke geben wird“, erklärt Bürgermeister Veit Künzelmann. Momentan ist die Gemeinde darum bemüht, Fördergelder für eine mögliche und zeitnahe Wiederherstellung des vom Pfingsttornado 2010 stark in Mitleidenschaft gezogenen Schlossparks zu akquirieren. Die geplante Sanierung bedarf zuvor jedoch noch der Zustimmung durch die Denkmalschutzbehörde.