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Die Unvollendeten

Seit ein paar Wochen stehen in Clennen zwei neue Holzbrücken in der Landschaft. Die Anwohner fragen sich, was das soll.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig/Clennen. Wenn man über sieben Brücken gehen muss, wie die Sänger von Karat in dem gleichnamigen Song empfehlen, dann haben die Anwohner von Sitten und Clennen schon mal gute Karten. Denn zwei hübsche Holzbrücken befinden sich seit ein paar Wochen an der Straße zwischen den beiden Orten. So viel zur Theorie. Denn praktisch sind die beiden neuen Brücken gesperrt. Sie enden sozusagen in der Luft. „Das sieht brutal aus“, gab Bauamtsleiter Thomas Schröder zu. Stadträtin Jessica Keller (Wählervereinigung) wollte von der Stadtverwaltung wissen, was es mit den Brücken auf sich hat und wie es damit weitergehen soll.

Wie Schröder erklärte, war es eine Auflage der Untere Wasserbehörde des Landratsamtes Mittelsachsen, die Durchlassmengen der Brückenbauwerke zu erhöhen. Dem Planer der Stabau Leipzig GmbH zufolge ist dem auf verschiedenen Wegen Rechnung getragen worden: durch die Erweiterung des Bachprofils und das Aussehen der Brücken. Letztere waren in Breite und Höhe anzupassen und haben, damit mehr Wasser darunter hindurchpasst, Rundbögen bekommen.

Seit inzwischen vier bis sechs Wochen ruhen die neu angefertigten Brücken jetzt vor Ort auf Betonträgern. „Der Höhenunterschied beträgt im Schnitt 30 Zentimeter“, sagte Schröder. So ist eine Nutzung ausgeschlossen. Deshalb müsse das Gelände an beiden Seiten auf jeweils zehn Metern angepasst, eine Art schiefe Ebene angelegt und asphaltiert werden. Kritisch könnte das an der ersten Brücke aus Richtung Sitten werden, weil dort zwischen Straße und Bachquerung nicht so viel Land zur Verfügung steht.

Frühestens Ende dieser Woche, womöglich aber auch erst ab der kommenden Woche nehmen sich die Bauarbeiter der Firma STI Bau aus Döbeln/Ziegra des Problems an. „Bis Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein“, sagte Geschäftsführer Enrico Häuptner.

Durch die beiden neuen Brücken über den Polkenbach in Clennen sollen künftig vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde abfließen können. „Das entspricht einem Hochwasser, das statistisch gesehen aller zehn Jahre auftritt“, erklärte Cornelia Kluge von der Pressestelle des Landratsamtes. Die Untere Wasserbehörde habe diese vergrößerte Durchflussmenge verlangt, weil die Befürchtung bestand, dass ansonsten „schon kleinere Hochwasser erneut zu Schäden an den Brücken und Fundamenten geführt hätten“. Wieviel Wasser mehr nun unter den Brücken hindurchpasst, dazu kann das Amt keine Aussagen machen.

Die Brückenerneuerung bekommt die Kommune aus dem Hochwasserfonds gefördert. Sie denkt jedoch, dass die Rechnung nur aufgeht, wenn auch die Durchlässe der benachbarten Kreisstraße vergrößert werden. „Dort liegt die Engstelle“, sagte der Bauamtsleiter. Doch die Kreisbehörde sieht das anders. Cornelia Kluge dazu: „Aktuell sind keine Änderungen an dem Durchlass der Kreisstraße geplant“.

Möglicherweise sind die nach dem Einsatz der Feuerwehr Clennen vom Freitagabend entbehrlich – vorläufig. Die Feuerwehrmänner und -frauen haben bei einem Einsatz angelandetes Material, ganze Baumstücke und -wurzeln aus dem Bachbett und aus den Durchlässen herausgeräumt. „Das und die Vorsorgemaßnahmen an den Brücken sollten eigentlich helfen, dass wieder mehr Wasser abfließen kann“, meint Eckhard Voigt, Feuerwehrmann und Ortschaftsrat von Bockelwitz. Er sei vorsichtig optimistisch, dass sich schlimme Überschwemmungen – wie in den vergangenen Jahren mehrfach passiert – nicht mehr so schnell wiederholen.

Der Bereich zwischen Turnhalle und Kreuzung in Richtung Sitten ist ein neuralgischer Punkt. Bei Starkniederschlägen stürzen die Wassermassen aus Draschwitz, Kroptewitz und Leuterwitz – also aus drei Himmelsrichtungen – in die Senke Clennen. Das Feuerwehrhaus dort hat nicht erst einmal nasse „Füße“ bekommen.