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Die unfreiwillige Feuerwehr Pietzpuhl

18 Männer aus einem Dorf in Sachsen-Anhalt müssen Zwangsdienst für den Brandschutz leisten.

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Von Michael Draeke

Das rote Schild hängt noch immer über der Tür des kleinen Gerätehauses. „Freiwillige Feuerwehr Pietzpuhl“ steht dort in altdeutscher Schrift. Seit rund zwei Monaten ist dieses Kapitel vorerst Geschichte. Ende Februar fanden 18Männer aus dem rund 160 Einwohner zählenden Dorf im Jerichower Land Einberufungsbescheide in ihren Briefkästen. Weil sich vorher monatelang nicht genug Freiwillige für das Ehrenamt gefunden hatten, besitzt das Dorf nun eine Pflichtfeuerwehr.

Zu einem Einsatz mussten die 18unfreiwilligen Brandschützer seither noch nicht ausrücken. Beim ersten Dienstabend seien aber alle vollzählig angetreten, berichtet der vorläufige Wehrleiter Peter Sandner. Ein nicht genehmigtes Fernbleiben hätte auch schwerwiegende Konsequenzen haben können: Laut Gesetz sind Geldbußen bis zu 25000 Euro möglich, unter Umständen sogar Erzwingungshaft.

Zu seiner Überraschung habe bei dem Treffen eine „gute Grundstimmung“ geherrscht, sagt der frischgebackene Feuerwehrchef.

Insgesamt 73 Pietzpuhler zwischen 18 und 50 Jahren hatte die Gemeindeverwaltung im vergangenen Jahr per Brief zum freiwilligen Löschdienst eingeladen, nur 15 hatten sich bereiterklärt. Das Landesbrandschutzgesetz schreibt allerdings eine Mannschaftsstärke von 18 Personen vor, auch wenn im einzigen Löschfahrzeug der Pietzpuhler Wehr nur sechs „Kameraden“ Platz finden.

Ein bedeutendes Rekrutierungspotenzial wurde allerdings in Pietzpuhl erst gar nicht ausgeschöpft. Für die „holde Weiblichkeit“ gibt es im winzigen Gerätehaus keine Umkleidemöglichkeiten. Der notwendige Umbau wäre ein zusätzlicher Kostenfaktor gewesen. (ddp)