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Die Umzugshelfer

Mit ihrer Firma „Enter Dresden“ schnüren Karin Schanz und Lucy Jacobs für internationale Fachkräfte ein Rundum-sorglos-Paket. Die sollen sich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren können.

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© Matthias Rietschel

Von Stephan Hönigschmid

Ankommen, auspacken, auf Arbeit gehen. So sollte idealerweise die Schrittfolge aussehen, wenn hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Dresden kommen, um zum Beispiel eine Aufgabe in der Chipindustrie zu übernehmen. „Nur keine Zeit verlieren“, lautet die Devise. Zumindest theoretisch. Denn tatsächlich ist das meist Wunschdenken. Stattdessen müssen die Neu-Dresdner gute Nerven haben, wenn sie sich mit Blick auf die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis durch den Behördendschungel kämpfen, eine Wohnung suchen und die passende Schule für ihre Kinder finden möchten.

Gar nicht so leicht, wenn man aus den USA, Indien oder China stammt und bisher noch nie Berührung mit deutschen Behörden hatte. Das dachten sich auch Karin Schanz (58) und Lucy Jacobs (48) und übertrugen eine Geschäftsidee, die sie aus Berlin kannten, auf Dresden. „Ich habe bereits seit dem Jahr 2000 für die Firma ‚Enter Berlin‘ Kunden in Dresden und Umgebung bei ihren ersten Schritten in Deutschland betreut. Auf diese Weise habe ich auch Lucy kennengelernt, die damals meine Ansprechpartnerin in der Hauptstadt war“, sagt Schanz. Da auch in Dresden der Bedarf nach Relocation-Services stetig gewachsen sei, reifte bei den Frauen der Wunsch, eine eigene Firma auf die Beine zu stellen. Ende 2008 stand fest: Wir probieren es. Dass sie damit die richtige Entscheidung getroffen hatten, merkten sie nach kurzer Zeit. „Der Start war ziemlich gut. Die Solarindustrie boomte und es wurden Fachkräfte benötigt.“ Einmal habe sie deshalb kurzfristig Arbeitsvisa für 15 Chinesen besorgen müssen. „Wir haben einem Mitarbeiter aus der Gruppe, der gut Englisch konnte, die Punkte erklärt und er hat es den anderen vermittelt. Die Chinesen waren dankbar“, sagt Jacobs, die selbst aus den USA stammt.

Obwohl sich die Firma in ihrem ersten Jahr gut entwickelte, wurde den Gründerinnen anno 2010 ein wenig mulmig zumute. „Es gab zwei Monate, in denen wir kaum Aufträge hatten.“ Gleichzeitig sei die Erkenntnis gereift, dass es nicht gut sei, im Wesentlichen von einigen wenigen Branchen wie der Halbleiterindustrie abhängig zu sein. „Wir haben uns seitdem breiter aufgestellt und betreuen auch Kunden in der Chemie-, Uhren- und Luftfahrtindustrie sowie im Handwerk.“

Ansprechpartner für „Enter Dresden“ sind bei den größeren Unternehmen die Personalabteilungen. „Weil wir wussten, dass die Personaler keine Zeit haben, sich um die Steuer- oder Sozialversicherungsnummer, das Bankkonto, den Führerschein und die Krankenversicherung zu kümmern, haben wir diese bewusst kontaktiert und unseren Service angeboten“, so Schanz.

Trotzdem hat auch das beste Rundum-sorglos-Paket Grenzen. Das mussten Schanz und Jacobs beim Thema Schule feststellen. „Auch wenn Ingenieure ein gutes Einkommen haben, ist es dennoch schwer, mehrere Kinder auf die International School zu schicken“, sagt Schanz und fügt an: „Wir haben erst kürzlich bei einer Familie aus Korea gemerkt, dass eine öffentliche zweisprachige Schule fehlt. Die zwei Töchter, die bisher eine ausgezeichnete Schulbildung genossen haben, sollten in Dresden auf einmal eine Integrationsklasse besuchen, in der auch Analphabeten sind“, bedauert Jacobs.

Kontakt unter www.enterdresden.com.