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Die Trompeter von Großenhain

Die Röderstadt richtete am vergangenen Wochenende den Sachsenwettbewerb für den Lions-Musikpreis der Nachwuchstalente aus.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Großenhain. Das erlebt man in Großenhain nicht alle Tage. Am Sonnabend wurden in der Musikschule an der Herrmannstraße die besten Nachwuchs-Trompeter Sachsens gekürt. Zehn junge Instrumentalisten hatten sich für den Lions-Musikpreis beworben. Mit Klavierbegleitung brachten sie zwei Solo-Stücke zu Gehör, die von einer hochkarätig besetzten Jury bewertet wurden. Der Wettbewerb war in zwei Altersgruppen aufgeteilt: eine Schülerkategorie und eine Fortgeschrittenen-Kategorie bis 23 Jahre, in der im Wesentlichen Studenten von Musikhochschulen antraten.

Die Radebeulerin Elsa Scheidig etwa studiert das Fach Trompete an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt. „Eigentlich war mein erstes Instrument das Klavier, das habe ich schon mit vier Jahren zu spielen begonnen“, sagt sie. Aber damit konnte sie nicht im Musikschulorchester mitmachen, weshalb sie später auf Blockflöte und schließlich auf die Trompete umstieg. Letztere sei sehr facettenreich, aber auch ein Risiko-Instrument, das man im Orchester heraushöre, und genau das habe sie gereizt.

Elsa Scheidig stammt aus einer musikbegeisterten Familie: Ihr Vater leitete vor Jahren die Musikschule des Landkreises, auch Bruder und Schwester spielen ein Instrument. Mit ihrem Pflichtvortrag ist die junge Frau allerdings nicht ganz zufrieden. Bei so einem Wettbewerb spiele die Psyche eine große Rolle, und da sei sie heute wohl nicht so gut drauf gewesen. Elsa Scheidig strebt eine Karriere als Orchestertrompeterin an und hat beim Aachener Sinfonieorchester auch schon praktische Erfahrung gesammelt. „Das ist genau mein Ding“, sagt sie.

Der Weg eines Berufsmusikers ist allerdings nicht so leicht zu beschreiten. Allerorten wird gespart, werden Orchester geschrumpft und zusammengelegt. „Da ist es für junge Menschen sehr schwer, Fuß zu fassen“, weiß auch Wolfgang Rögner. Der Chefdirigent des Leipziger Sinfonieorchesters leitet die Jury beim Großenhainer Lions-Musikwettbewerb. Er habe beim Pflichtvortrag durchaus schon gute, preisverdächtige Vorträge gehört, sagt er. Die musikalische Qualität stehe im Vordergrund, und es könne durchaus passieren, dass auch einmal eine Platzierung nicht vergeben wird. Das passierte am vergangenen Wochenende allerdings nicht.

Mit Linus Krimphove gewann ein Student der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ den ersten Preis. Der 21-Jährige ist damit zugleich berechtigt, beim Bundeswettbewerb des Lions Clubs zu starten. Zweiter wurde sein Kommilitone Felix Petereit, und der dritte Preis wurde gleich dreimal vergeben – an zwei Dresdner und einen Leipziger. Das spricht für die musikalische Qualität, die in Großenhain geboten wurde. Bei den Schülern gewann der 16-jährige Jonathan Balciunas von der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in Leipzig vor zwei Teilnehmern aus Reichenbach.

Dass sich der kleine, nur 13 Mitglieder zählende Großenhainer Lions Club an die Organisation des Musikwettbewerbs wagte, hat viel mit der Personalie Dieter Lösche zu tun. Der Großenhainer wirkte 18 Jahre lang als administrativer Ballettdirektor an der Semperoper in Dresden und bringt von Haus aus ein großes Herz für den künstlerischen Nachwuchs mit. Als Beauftragter für die Musikwettbewerbe des Lions Club-Distrikts 111 organisiert er auch die Finanzierung des Preises, und da tat sich in diesem Jahr eine Lücke auf. „Die haben wir auch mit Hilfe von ortsansässigen Sponsoren schließen können“, sagt er erleichtert. Diesmal zwar nicht komplett, aber im nächsten Jahr stehe wieder das volle Budget zur Verfügung. Dann werde der Wettbewerb im Zeichen der Querflöte stehen.

Auch für den Musikpädagogen Winfried Jupt ist die Veranstaltung in Großenhain ein besonderes Erlebnis. „Ich habe hier junge Leute getroffen, die ihre musikalische Ausbildung bei mir begonnen haben“, sagt er. „In Zeiten sozialer Vereinsamung ist es einfach schön, wenn sich überhaupt noch jemand ernsthaft mit dem Musizieren beschäftigt.“