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Die Tricks des Kämmerers

Jens Neugebauer macht aus einem Minus in Heidenau ein Plus. Obwohl das rechtens ist, gibt es im Stadtrat auch Kritik.

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© Symbolfoto: dpa/dpaweb

Heidenau. Darauf ist fast immer Verlass: Im November beschließt der Heidenauer Stadtrat den Haushalt für das nächste Jahr. Die gute Nachricht: Keine höheren Steuern und Gebühren 2018, keine Streichung freiwilliger Aufgaben und Ende 2020 ist die Stadt schuldenfrei. Unterm Strich steht sogar mehr als eine schwarze Null. Kämmerer Jens Neugebauer hat aus dem Minus kurzerhand ein Plus gemacht. Dafür bediente er sich eines erlaubten Tricks und verrechnete zwei Millionen Euro Abschreibung. Das so entstandene Plus klingt auch für die meisten Stadträte gut, sodass die Mehrheit zustimmt.

Doch nicht alle sehen das Heidenauer Fahrwasser so ruhig wie Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU). Thomas Richter (FDP) weist auf das Problem des Personals und seiner Bezahlung hin. Sein Fraktionschef Norbert Bläsner hat zwar auch Bauchschmerzen, stimmt aber trotzdem dem Haushalt zu. Die Linken haben Probleme mit der jährlichen Abgabe der städtischen Wohnungsgesellschaft an die Stadt, und selbst Peter Leichsenring (CDU) findet kritische Worte. Der Verlust von vier Millionen Euro aus der Differenz von Ein- und Ausgaben in den nächsten Jahren gehe an die Substanz. Die immer weiter steigende Kreisumlage sieht er ganz kritisch und fordert eine Obergrenze, was in diesem Falle eine Deckelung bedeutet. Die Schmerzgrenze für Heidenau sei nämlich erreicht. Zudem mahnte Leichsenring schon mal prophylaktisch, im Bereich des Ordnungsamtes keinerlei Einsparungen vorzunehmen. Opitz wollte sich den guten Eindruck seines Haushaltes dann doch nicht nehmen lassen. Das Pumpwerk Nord, das 2019/20 gebaut werden soll, wolle man sich so leisten, auch weil es die Heidenauer seit Jahren fordern. Das sei eine Investition, die mit 3,8 Millionen Euro fast die Hälfte der jährlichen Gewerbesteuereinnahme koste, sich aber lohne. Wenn die Pumpe nur zweimal im Jahr ein paar Stunden bei Hochwasser läuft, hilft sie, Schaden in mehrfacher Höhe zu verhindern.

Nächstes Jahr ist nun endlich auch der schon mehrfach verschobene Ausbau der Gabelsbergerstraße dran. Und den finanziert die Stadt ganz ohne Tricks. (SZ/sab)