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Die Tochter des Kaisers

Als Debütantin tanzt Annalena  Keiler auf dem Semperopernball, spricht über das Leben als Rolands Tochter und trainiert in der Börse Coswig.

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© Norbert Neumann

Von Nadja Laske

Coswig/Dresden. Justin Bieber und Roland Kaiser traut vereint. Wo gibt’s das denn? An mindestens zwei Orten dieser Welt: dem Facebookprofil von Annalena Keiler und im Auto ihres Vaters.

Letzteres vor allem dann, wenn die 16-Jährige als Beifahrerin Roland Kaiser ihre Lieblingsmusik aufnötigt. Der gab er einmal in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung zu, ganz froh darüber zu sein, dass seine Tochter ihn gelegentlich vom Klassik-Sender weg zur Popmusik der Teenagerwelt holt. So bleibe er am Ball, sagte der Schlagerstar, der unter seinem Künstlernamen bekannt ist.

Leicht hatte er es zuweilen nicht. Auch das erzählte der heute 63-Jährige. Und Annalena weiß sehr wohl, was er gemeint hat: Die Zeit, wenn Eltern merkwürdig werden und Jugendliche nicht verstehen, was Mutter und Vater eigentlich wollen. Und umgekehrt.

„Ich würde das nicht dauernd haben wollen“

Waren Sie trotzdem aufgeregt?

Das Fernsehen war da und hat für eine Sendung über das Casting gedreht. Das war schon aufregend. Aber unsicher habe ich mich auf der Tanzfläche nicht gefühlt.

Wussten die anderen Bewerber, wer Sie sind?

Wir haben versucht, es zu verheimlichen, aber das hat nicht lange geklappt.

Stört es Sie, darauf angesprochen zu werden?

Nein. Aber wenn ich auf neue Leute treffe, würde ich nie herumgehen und erzählen, dass ich Roland Kaisers Tochter bin. Ich heiße auch bewusst Keiler.

Doch auf dem Ball stehen Sie mit Ihrem Vater im Mittelpunkt. Mögen Sie solche Auftritte?

Zu besonderen Anlässen macht es mir Spaß. Aber ich würde das nicht dauernd haben wollen. Deshalb möchte ich später einmal als Eventmanagerin lieber hinter den Kulissen arbeiten, statt auf der Bühne.

Wie viel bekommen Sie vom Job Ihres Vaters im Alltag denn mit?

Viel. Bei uns zu Hause werden Interviews geführt, Fotos gemacht und ausgewählt, es wird über Coverlayouts entschieden.

Zieht Sie Ihr Vater auch zurate?

Meinen Bruder und mich. Aber wenn wir nicht wollen, ist es auch okay.

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Das kommt in den besten Familien vor, musikalisch oder nicht, prominent oder nicht. Seit dem Gespräch mit Roland Kaiser über das Leben mit pubertierenden Kindern sind anderthalb Jahre vergangen. Annalena ist derweil so erwachsen geworden, dass sie den nächsten Semperopernball am 29. Januar als Debütantin miterleben wird.

Beim Casting in Leipzig hat sie mit vielen anderen Bewerbern vorgetanzt. Dass ihr die Jury den Segen geben würde, daran hatte sie keine Zweifel. Nicht weil ihr berühmter Vater im Hintergrund wirkt, sondern weil sie seit der Kindheit tanzt.

Manchmal platzen Mitschüler heraus, wer Annalenas Vater ist. Doch an der eigenen Schule ist das Thema kein Aufreger mehr. Schon seit sechs Jahren besucht sie das Gymnasium und ist ein ganz normaler Teenager. Ob sie ganz bestimmt niemals wegen eines gewissen Promifaktors bevorzugt wird, kann Annalena nicht sagen. Aber hoffen will sie es.

Gewiss keinen Vorteil hatte sie jüngst, als alle Debütanten zu einer ersten Stellprobe eingeladen wurden – in den Saal der Börse Coswig, wo die jungen Paare später auch die Choreografie einstudieren. Bis zur Generalprobe haben sie vor dem Ball nur ein paar Tage dafür Zeit.

Ausnahmsweise schon jetzt zusammengerufen wurden sie wegen der Besonderheit, dass die Debütantinnen des elften Semperopernballs Kleider in drei verschiedenen Farben tragen: die einen in einem zarten Apricot, die anderen im Wassermelonenton und die dritten in Pink.

Damit die Tanzprofis Sabine und Tassilo Lax die Positionen der einzelnen Paare in der Formation planen können, müssen sie wissen, wer wo in welcher Kleiderfarbe tanzen soll.

Annalena wäre Apricot am liebsten. Für die Stellprobe ist sie 550 Kilometer weit von Münster nach Dresden gereist. Kein geringer Aufwand. Weite Anfahrtswege haben zwar auch andere Debütanten. Die meisten aber kommen aus Sachsen. Bis zum harten Training vor dem Ball üben alle individuell mit ihren Tanzpartnern oder besuchen Tanzstunden. Annalena wird nicht viel Vorbereitung brauchen, Walzer hat sie im Sportunterricht gelernt. An ihrer Schule gehört das zum Lehrplan. Außerdem ist Tanz ihr Hobby. Da hat sie fast alle Stile durch, von Ballett bis Hip-Hop. Als Tanzpartner wird sie ein versierter Tänzer übers Parkett führen. Die beiden haben sich schon beim Casting kennengelernt. In der Menge der Paare ist Annalena so besonders wie jede andere Debütantin auch.

Ein recht entspanntes Vater-Tochter-Verhältnis, für das Annalena dankbar ist. Nicht alle Jugendliche haben das, weiß sie. Das Wichtigste, das sie von ihrem Vater fürs Leben lernt, sei gut miteinander umzugehen und über alles reden zu können.