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Die Tanne für den Striezelmarkt

Der außergewöhnliche Baum ist im Lauensteiner Müglitztal zu bewundern. Doch nicht mehr lange.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Dresden/Lauenstein. Es war die schöne Villa Louise, die die Kasiskes nach Lauenstein gebracht hat. „Das Haus hat uns sofort gefallen“, sagt Henrik Kasiske. Und auch der Preis stimmte. Aber gerade der war es, der seine Verlobte zuerst etwas nachdenklich machte. „Irgendwo musste doch ein Haken sein“, sagt Diana Fröhlich. Doch da war nichts, meint sie ein Jahr nach dem Kauf. Diesen hat weder sie noch ihr Verlobter bereut.

Hier noch mal der Baum in seiner ganzen Pracht.
Hier noch mal der Baum in seiner ganzen Pracht. © Egbert Kamprath

Mit dem Haus kauften die Kasiskes auch einen wundervollen Garten, in dem sich ihre Hunde und die Katze wohlfühlen. Und hier wachsen auch Bäume ganz gut. Ihr schönster steht direkt an der Straße, eine 22 Meter hohe Weißtanne. Das ist ein Prachtexemplar, findet auch Henrik Kasiske, der auf dem Gebiet ein Fachmann ist. Denn denn 44-Jährige arbeitet als Harvesterfahrer beim Staatsbetrieb Sachsenforst und ist für den im gesamten Freistaat tätig.

Doch mit dem Baum hat er ein Problem. „Er steht zu nah an der Straße“, sagt er. Gerade im Winter könnte das zum Verhängnis werden. Schließlich könnte der Schnee, der sich auf den Ästen abgelagert hat, auf die Straße rutschen. Dann hätten die Kasiskes ein Versicherungsproblem. Um das auszuschließen, griffen sie eine Idee des Vorbesitzers auf. „Der riet mir halb im Spaß, den Baum als Striezelmarktbaum abzugeben“, erinnert sich der 44-Jährige. Warum nicht, dachte er sich. Er hätte ihn ohne Mühe allein klein bekommen. Aber so würde der Baum im Kamin enden, sondern nicht noch vielen eine Freude bereiten. Henrik Kasiske griff deshalb zum Telefon und rief im Dresdner Rathaus an. Es hat eine Weile gedauert, bis er an der richtigen Stelle war. Dort wurde er gebeten, eine Art Bewerbungsschreiben mit Foto einzureichen. Und das tat er. Das alles spielte sich im Juni ab. 40 andere taten es den Kasiskes gleich. Von diesen Vorschlägen kamen acht in die engere Wahl. Aus denen wählten die Dresdner dann drei aus, die sie zur Abstimmung ins Internet gestellt haben.

„Wir haben unsere Freunde darüber informiert“, sagt Henrik Kasiske. Ihre Mitbewerber haben noch mehr Werbung gemacht. Genützt hat ihnen das nicht. Denn bei der Weißtanne der Kasiskes landeten die meisten Klicks. Genau 3 960 Stimmen erhielt sie, rund 700 mehr als der zweitplatzierte Baum. Darüber haben sich die Neu-Lauensteiner natürlich riesig gefreut. Und Tochter Maria war sprachlos.

Das Abstimmungsergebnis sprach sich schnell in Lauenstein rum. Viele blieben stehen, machten Fotos. „Vor ein paar Tagen hielt ein Auto. Ein paar junge Asiaten stiegen aus und fotografierten unseren Baum von allen Seiten.“ Dass Henrik Kasiske gerade die Hecke verschnitt, störte sie nicht. „Sie haben mich nicht weiter beachtet.“

An diesem Sonntag ab 7 Uhr wird der etwa 60 Jahre alte Baum noch mehr Interesse auf sich ziehen. Denn dann kommen die Dresdner, um ihn zu holen und ihn dann zum Altmarkt zu bringen. „Dazu haben sich schon Kamerateams angemeldet“, sagt der 44-Jährige. Er sieht dem Termin entspannt entgegen. Bei der Firma arbeiten Fachleute. Sie werden sich Mühe geben, damit der Baum nicht zerbricht wie im Vorjahr in Kreischa. Die Familie freut sich indes, den Baum bald auf dem Striezelmarkt wiederzusehen. In diesem Jahr werde man ihn dort öfters und in Begleitung antreffen, verrät der Noch-Baumbesitzer. Denn Freunde und Verwandte haben sich ebenfalls schon angekündigt.