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Die Stimmungsmacher

Die Rehefelder Schalmeienkapelle ist auf allen Bühnen zu Hause. Am Sonntag spielt sie auch für sich – zum Geburtstag.

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© Frank Baldauf

Von Mandy Schaks

Rehefeld. Ohne sie geht nichts: Ob zum Bergmannstag, bei Dorffesten oder zum Maibaumsetzen – die Rehefelder Schalmeienkapelle gibt den Takt vor und macht gute Laune. Wenn eine Städtepartnerschaft gefeiert wird, Weltmeister auf der Bobbahn jubelnd aufs Podest springen oder Löschtruppen ein neues Gerätehaus einweihen, dann ist die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr aus Rehefeld-Zaunhaus mit von der Partie und spielt frisch-fröhlich auf. Sogar zu Geburtstagen oder goldenen Konfirmationen tauchen die Musiker auf und überraschen die Gäste.

Alt und Jung

Eine der Jüngsten.  Julia Hubald aus Rehefeld-Zaunhaus gehört zu den jüngsten Mitgliedern der Schalmeienkapelle. Die Zwölfjährige wohnt mit den Großeltern im Haus. Und das ist gerade mit dem Opa ganz praktisch, findet sie. Der heißt Christoph Behrisch und war sogar mal der musikalische Leiter der Gruppe. Wenn sie ihn in der Wohnung spielen hörte, hat sie bei ihm reingeguckt und fand Gefallen. Seit etwa anderthalb Jahren ist sie nun schon dabei. Da sie zuvor drei Jahre Flöte gelernt hat und schon Noten kannte, fiel ihr das Spiel auf der Schalmei bisschen leichter, erzählt sie. Inzwischen kann sie fast alle Lieder. Manchmal hängt’s noch bissel, sagt sie und lacht. Wenn der Rhythmus schneller wird, muss sie sich konzentrieren. Freitags wird immer geprobt, ansonsten übt sie auch in der Woche zu Hause, im Sommer oft draußen. „Ich will meine Familie nicht nerven.“ Das tut sie offenbar nicht. Denn inzwischen würden sich schon ihre zwei kleineren Geschwister dafür interessieren. Dem fünfjährigen Bruder hat es vor allem die große Trommel angetan. „Die ist riesig, fast so groß wie er.“ Für den Kapell-Nachwuchs dürfte also gesorgt sein.
Eine der Jüngsten. Julia Hubald aus Rehefeld-Zaunhaus gehört zu den jüngsten Mitgliedern der Schalmeienkapelle. Die Zwölfjährige wohnt mit den Großeltern im Haus. Und das ist gerade mit dem Opa ganz praktisch, findet sie. Der heißt Christoph Behrisch und war sogar mal der musikalische Leiter der Gruppe. Wenn sie ihn in der Wohnung spielen hörte, hat sie bei ihm reingeguckt und fand Gefallen. Seit etwa anderthalb Jahren ist sie nun schon dabei. Da sie zuvor drei Jahre Flöte gelernt hat und schon Noten kannte, fiel ihr das Spiel auf der Schalmei bisschen leichter, erzählt sie. Inzwischen kann sie fast alle Lieder. Manchmal hängt’s noch bissel, sagt sie und lacht. Wenn der Rhythmus schneller wird, muss sie sich konzentrieren. Freitags wird immer geprobt, ansonsten übt sie auch in der Woche zu Hause, im Sommer oft draußen. „Ich will meine Familie nicht nerven.“ Das tut sie offenbar nicht. Denn inzwischen würden sich schon ihre zwei kleineren Geschwister dafür interessieren. Dem fünfjährigen Bruder hat es vor allem die große Trommel angetan. „Die ist riesig, fast so groß wie er.“ Für den Kapell-Nachwuchs dürfte also gesorgt sein.
Der Senior der Kapelle. Dietmar Kaltofen nennen alle nur Dieter. Eigentlich hatte er die Schalmei schon beiseite gelegt – nach fast 30 Jahren. Der Nassauer war durch einen Arbeitskollegen zur Schalmeienkapelle in seinem Heimatort gekommen. Ihm gefiel’s. Doch 1991 ging es nicht weiter, die Kapelle löste sich auf. Da hat er erst einmal pausiert, bis er 2002 die Rehefelder bei einem Auftritt erlebte. Er bekam wieder Lust. Doch es war gar nicht so einfach, den Anschluss zu finden. „Die Rehefelder hatten ein anderes Repertoire, waren ein paar Jahre voraus“, erinnert er sich. „Ich kannte doch nur drei, vier Märsche, da musste ich mich hinsetzen und pauken.“ Die ersten Jahre ist er allein zu den Proben nach Rehefeld gefahren. Dann hat er Bekannte angesprochen, eine öffentliche Probe in Nassau veranstaltet. „Heute sind wir wieder sieben Mann aus Nassau.“ Er ist mit seinen 74 Jahren das älteste Kapell-Mitglied, und er genießt es. „ Man kommt raus, ist unter jungen Leuten, wird geistig und körperlich gefordert.“ Das möchte er nicht missen. „Ich bin gern in Rehefeld, wir lachen viel, das ist eine ganz aufgelockerte Atmosphäre.
Der Senior der Kapelle. Dietmar Kaltofen nennen alle nur Dieter. Eigentlich hatte er die Schalmei schon beiseite gelegt – nach fast 30 Jahren. Der Nassauer war durch einen Arbeitskollegen zur Schalmeienkapelle in seinem Heimatort gekommen. Ihm gefiel’s. Doch 1991 ging es nicht weiter, die Kapelle löste sich auf. Da hat er erst einmal pausiert, bis er 2002 die Rehefelder bei einem Auftritt erlebte. Er bekam wieder Lust. Doch es war gar nicht so einfach, den Anschluss zu finden. „Die Rehefelder hatten ein anderes Repertoire, waren ein paar Jahre voraus“, erinnert er sich. „Ich kannte doch nur drei, vier Märsche, da musste ich mich hinsetzen und pauken.“ Die ersten Jahre ist er allein zu den Proben nach Rehefeld gefahren. Dann hat er Bekannte angesprochen, eine öffentliche Probe in Nassau veranstaltet. „Heute sind wir wieder sieben Mann aus Nassau.“ Er ist mit seinen 74 Jahren das älteste Kapell-Mitglied, und er genießt es. „ Man kommt raus, ist unter jungen Leuten, wird geistig und körperlich gefordert.“ Das möchte er nicht missen. „Ich bin gern in Rehefeld, wir lachen viel, das ist eine ganz aufgelockerte Atmosphäre.

Um die 15 bis 20 Auftritte bestreitet die Kapelle im Jahr, meist zwischen April und November. Dabei ist sie überwiegend in der Region um Dippoldiswalde, Freital, Pirna, Freiberg und Olbernhau unterwegs. Wacker halten die Musiker ihre Schalmeien hoch, während in anderen Orten erst Instrumente, dann Kapellen und schließlich ganze Kultursäle verstummten. Die Rehefelder sind unermüdlich und so gefragt, dass sie manchmal schon Termine absagen müssen, weil sich diese überschneiden, verrät Ortsvorsteher Tino Hauffe, der natürlich auch Schalmei spielt.

Als der gebürtige Possendorfer im Jahr 2000 mit seiner Frau seinen Lebensmittelpunkt in dem kleinen, beschaulichen Altenberger Ortsteil gefunden hatte, dauerte es nur ein paar Monate, bis er zur Schalmeienkapelle kam – erst zur Probe, wie er sich erinnert, dann für immer. Inzwischen spielen schon seine beiden großen Söhne, 21 und 23 Jahre, mit. Und der Kleine, gerade mal sechs Jahre, fängt auch schon an zu probieren, erzählt der stolze Papa. So werden Instrumente von einer Generation zur nächsten weitergereicht und gibt es am Wochenende allen Grund, dass sich die Rehefelder Schalmeienkapelle selbst ein Ständchen spielt – zum Geburtstag.

Feuerwehr vorneweg

Es ist nun schon 55 Jahre her, als sich die musikalische Gruppe gründete. Rehefeld-Zaunhaus zählte damals etliche Einwohner mehr, im Ort hielten sich außerdem viele FDGB-Urlauber auf. Zu besonderen Feierlichkeiten kam dann immer die Schalmeienkapelle aus Nassau und sorgte für Stimmung. So etwas wollten die Rehefelder auch haben und können, zumal sich das Instrument schneller erlernen lässt als zum Beispiel Trompete. Als dann 1961 die Freiwillige Feuerwehr Rehefeld-Zaunhaus für ihre gute Arbeit eine Prämie erhielt, erinnerte die damalige Bürgermeisterin, dass häufig zum 1. Mai etwas fehle – nämlich die Musike. Spontan sollen sich 15 Feuerwehrleute gemeldet haben, die in einer Schalmeienkapelle mitmachen wollten. Von der Prämie wurden auch gleich die ersten Instrumente gekauft. Georg Rehwald übernahm die musikalische Leitung. Ihm folgten Christoph Behrisch und schließlich André Fleischer. Vereinsvorsitzender ist Nico Borrmann.

27 Mitglieder spielen heute aktiv in der Schalmeienkapelle mit. Sie sind zwischen zwölf und 74 Jahre alt, Schüler und Rentner, arbeiten in den verschiedensten Berufen. Eine Pflegedienstschwester gehört genauso zur Kapelle wie ein Stahlbauer, ein Lagerfacharbeiter oder eine Kindergärtnerin. Der Großteil der Musiker kommt immer noch aus dem 170-Seelendorf Rehefeld-Zaunhaus. Aber sie erhalten inzwischen Verstärkung aus Hermsdorf/Erz., Schellerhau und Nassau, deren Kapelle leider die Wendezeit nicht überlebt hat. „Sonst“, so sagt Tino Hauffe, „wäre es auch bei uns vielleicht schon personell eng geworden.“ Um junge Musiker für die Schalmeienkapelle zu interessieren und auch neues Publikum anzuziehen, ist die Gruppe mit dem Zeitgeist gegangen. „Wir haben unser Repertoire etwas verändert und erweitert“, sagt Tino Hauffe. Standen früher traditionell Märsche auf dem Programm, werden heute auch Schlager und Hits der 1980er- und 90er-Jahre gespielt. Das ist aber nicht so einfach. „Das Problem ist, wir müssen die Noten kaufen oder auch selber umschreiben“, sagt Tino Hauffe. Denn mit einer Schalmei könne man nicht jede Note spielen. Die Rehefelder waren fleißig. Über 50 Titel haben sie drauf. „Wir können bequem zwei Stunden spielen.“ Eine Kostprobe davon gibt es am Sonntag zu ihrem Jubiläumskonzert.