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Die Steinbruch-Probleme

Zur Bürger-Infoveranstaltung redeten die Experten und die neue Niederlassungsleiterin. Der Ausblick klingt optimistisch.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Brößnitz/Blochwitz. Lampertswaldes Bürgermeister Wolfgang Hoffmann brachte es am Ende auf den Punkt: Man muss mit offenen Karten spielen und das entstehende Vertrauen nicht missbrauchen – denn gewonnen ist dieses Vertrauen noch nicht. Das ist den Neuen bei Baustoffe Flechtingen sehr wohl bewusst. Kathrin Klandt sprach am Mittwochabend erstmalig öffentlich als neue Niederlassungsleiterin des Steinbruchs – ihr Vorgänger Frank Eggeling ist im Unternehmen nun für die Asphaltmischer zuständig, was für Brößnitz derzeit kein Thema ist. Karsten Klein stellte sich als neuer Gesellschafter in der Matthäi-Gruppe vor. Er machte deutlich, dass man sich „nicht über Anwälte unterhalten wolle“, sondern partnerschaftlich arbeiten will.

Einig war man sich mit zahlreichen Vertretern vom Oberbergamt Freiberg und aus dem Landratsamt, dass im Zusammenhang mit dem Flächennaturdenkmal Kasseln Fehler gemacht wurden. Der Steinbruch hat bereits reagiert und folgte damit den Empfehlungen eines wasserrechtlichen Gutachtens: Eine Außenhalde, auf der frisch gebrochenes Gestein gelagert wurde, ist bereits rückgebaut. Zwei Absetzteiche wurden zudem stillgelegt. Dort hatte sich das saure Wasser angereichert, das in die Kasseln floss. Ein dritter Vorschlag ist noch, die Felddrainage wieder in Gang zu bringen, die einen natürlichen Zufluss in das Naturdenkmal ermöglicht.

„Austritt diffuser Wässer“

Dem engagierten Umweltverein Sächsisch-Brandenburger Höhenzug gelang es allerdings nicht, trotz umfangreicher fachlicher Analysen den Steinbruch auf ein vorsätzliches Fehlverhalten festzunageln. Darauf ließen sich weder Abteilungsleiter Christof Voigt vom Freiberger Oberbergamt noch Amtsleiter Peter Jönsson von der unteren Wasserbehörde bei der Versammlung ein. Auch im Sondergutachten war immer die Rede vom „Austritt diffuser Wässer“. Die Kasseln mit ihrer Insellage, machte Jönsson klar, hätten auch keine Hochwertigkeit, sondern seien ein Trittsteinbiotop in ausgeräumter Landschaft. Bei einer Bewertung der Naturdenkmale 2012 habe man den bekannten „nicht guten Zustand“ akzeptiert.

Ziel ist es nun, den Säureanteil des zufließenden Wassers nach unten zu bringen und die Schwermetallbelastung zu verringern. Tatsächlich, so der unabhängige Gutachter Dr. Abraham, ist das Steinbruch-Abwasser „massiv“ mit Sulfat, Nickel und Zink angereichert. Das hänge auch mit dem niedrigen pH-Wert zusammen. Die 15 Jahre bestehende bisherige Wasseraufbereitungsanlage brachte vor allem im Winter nicht den erhofften Erfolg, obwohl sie sehr viel Geld gekostet habe. Kathrin Klandt sagte, man werde nun erneut eine sechsstellige Summe einsetzen, um eine neue Anlage zu installieren. Sie soll die Schwermetalle abfiltrieren und das gereinigte Wasser erst hinter den Kasseln einleiten.

Wasserrechtliche Erlaubnis beantragen

Was gleich den anwesenden Großthiemiger Bürgermeister Linge zur Frage veranlasste, ob dann seine Gemeinde das Wasser durch den Diebsgraben abbekomme. Fachmann Dr. Stefan Maraun versuchte zu beruhigen, dass man keine Chemiefabrik an den Steinbruch setzen werde, sondern eine eingehauste Containeranlage, die mit einem mehrstufigen Verfahren, unter anderem Laugenzusatz, arbeite. Schon nächste Woche soll die wasserrechtliche Erlaubnis beantragt werden, der Beginn für die neue Wasserreinigung soll der 1. Mai sein. Etwa 45 000 Kubikmeter Sümpfungswasser muss der Steinbruch aus der Tagebausole bringen, derzeit sei die Abbaugewinnung eingeschränkt, so die Betriebsleiterin.

Auch das Problem der Sprengungserschütterungen wurde an dem Abend diskutiert. Anwohner Frank Bennewitz klagte über fehlende Informationen, Ortsvorsteherin Kathrin Mattheus sagte, die Hälfte der Brößnitzer Häuser habe Risse. Eine schriftliche Bitte nach einem Monitoring sei in Freiberg gar nicht beantwortet worden. Dazu gestand Abteilungsleiter Voigt ein, dass die „Kritik grundsätzlich berechtigt“ ist. Man verstehe die klare Erwartungshaltung der Anwohner, die Messprotokolle der Sprengungen nun auszuhängen. Der Umweltverein hat am 9. Dezember an der Stangemühle selbst eine anerkannte Messung machen lassen, die den Grenzwert überschritt. Diese Unterlagen schaut sich das Oberbergamt nun an. Vielleicht sagt man dann nicht mehr, dass es „keine unzulässigen Erschütterungen“ gibt.