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Die Stadtgärtnerei blüht auf

Nach Hochwasser und Brand schon fast abgeschrieben, zeigt sich das Gebäude in Meißen jetzt in neuem Glanz.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Gelber Sockel, hellbraune Holzverkleidung und rotes Dach, davor ein Umgang – die alte Stadtgärtnerei zeigt sich frisch herausgeputzt. Noch vor einem knappen Jahr sah das alles ganz anders aus. Da fehlten im Innern die Decken, außen der Putz und statt des Umganges ging es über Gerüstbohlen. „Vor zehn Jahren sollte die Gärtnerei eigentlich weg“, sagt Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos). Doch dann gab es Ideen, wie das Gebäude umgebaut werden könnte. „Die gingen im Elbehochwasser 2013 buchstäblich unter, zwei Wochen danach kam noch der Brand.“ Es hat sich im doppelten Sinne ausgezahlt, die Gärtnerei dennoch nicht aufgegeben zu haben. Denn erstens ist nun ein schmuckes Gebäude da, dass die Arbeitsbedingungen der Stadtgärtnerinnen entscheidend verbessert. Es gibt jetzt nicht nur ordentliche Toiletten und Duschen vor Ort, sondern auch beheizbar Aufenthalts- und Veranstaltungsräume. Und zweitens hat die Stadt viel für relativ wenig Geld bekommen. Denn die 780 000 Euro an Baukosten sind zum großen Teil durch das Hochwasserprogramm und die Versicherung übernommen worden. Der OB geht davon aus, dass die Stadt noch etwa zehn Prozent der Gesamtsumme zu zahlen hat, also 78 000 Euro. Und wenn er sagt, „es ist ein guter Standort, an dem wir festhalten wollen“, dann deshalb, weil die Gärtnerei den Stadtteil Cölln aufwertet, weil sie neues Leben ins Quartier bringt.

Die Stadtgärtnerei mit dem Kräutergarten ist eine grüne Insel in Cölln.
Die Stadtgärtnerei mit dem Kräutergarten ist eine grüne Insel in Cölln. © Claudia Hübschmann
In den Gewächshäusern wird vorgezogen, was später in der Stadt gepflanzt wird.
In den Gewächshäusern wird vorgezogen, was später in der Stadt gepflanzt wird. © Claudia Hübschmann
Alles unter Dach und Fach – die Heizungsanlage und die Elektrik wurden ins Dachgeschoss verlegt, um gegen mögliche Elbehochwasser gewappnet zu sein.
Alles unter Dach und Fach – die Heizungsanlage und die Elektrik wurden ins Dachgeschoss verlegt, um gegen mögliche Elbehochwasser gewappnet zu sein. © Claudia Hübschmann

Damit sich künftig Schäden wie 2013, als das Gebäude mit Elbwasser vollgelaufen war, nicht wiederholen, ist einiges an Ideen und Geld investiert worden. Damit das Erdgeschoss bei einem jederzeit möglichen Elbehochwasser nicht wieder zum Pool wird, ist dessen Niveau angehoben worden, erklärt Planer Jürgen Voigt. Unter die Bodenplatte wurde eine Art Glasschotter eingebracht, der dafür sorgen soll, dass eingedrungenes Wasser schnell wieder abfließen kann. Und dann ist alles, was im Wasser kaputt gehen könnte, ins Dach verlagert worden – von der Heizungsanlage bis zur Elektrik. Außerdem sind im Erdgeschoss keine wasserempfindlichen Dämmmaterialien verbaut worden, Leitungen liegen auf Putz, Treppen aus Holz sind durch massive ersetzt worden, und die Böden sind gefliest, sodass nach einem Hochwasser schnell gekärchert werden kann.

Im Erdgeschoss sind Lagerräume, eine Garage für zwei Transporter und ein Aufenthaltsraum untergebracht. Außerdem will hier die Stiftung Soziale Projekte die im Kräutergarten gezogenen Pflanzen verkaufen, „im Winter kann man zeigen wie Kräutersuppen und Marmeladen hergestellt werden“, sagt Stiftungschefin Christine Hauke. In der Stadtgärtnerei in der Wiesengasse wird künftig auch Streetworkerin Aliki Reyes ihr Büro haben. Für viele sei es einfacher hierherzukommen, als ins Rathaus zu gehen, so der OB.

Mit dem Kräutergarten unmittelbar am Elberadweg soll die Stadtgärtnerei künftig eine Einheit bilden. Das Besondere daran ist nicht nur, dass hier vor allem soziale Anliegen einen Ort finden sollen, sondern noch etwas Anderes: „Während andere Städte ihre Stadtgärtnerinnen an die Peripherie verlegen, wollen wir sie mitten in der Stadt behalten“, so Planer Voigt.