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Die Stadt ist umringt von Schienen

Die Schmalspurbahn fährt fast einmal um Zittau. Unbedeutend ist sie aber für den Nahverkehr.

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© SZ-Archiv/R. Sampedro

Zittau. Würde man über den Stadtplan das zwölfzahlige Ziffernblatt einer Uhr legen, wäre nur zwischen der 8 (Vorstadtbahnhof) und 10 eine Lücke. Von 10 bis 3 beziehungsweise von der verlängerten Eisenbahnstraße bis zum Lutherplatz sind es Normalspur-Gleise, die das Stadtzentrum fast auf einer Kreisbahn umrunden. Danach setzt die Schmalspurbahn, die ab dem Bahnhof schon parallel lief, den Bogen um die Stadt herum fort. Frauenfriedhof und Viadukt zwingen sie allerdings zu einer Abweichung von der Kreislinie. Aber ab „Zittau Süd“ – auf dem Ziffernblatt die 5 – ist sie wieder auf dem Kreisbogen.

Überlegungen, den Schienenkreis um die Stadt herum zu schließen, hat es vermutlich zu keiner Zeit gegeben. Wahrscheinlich auch, weil die Schmalspurbahn nie eine Bedeutung als „Stadtbahn“ hatte. Auch nicht in ihrer besten Hochzeit als Transportmittel um 1900, als es noch keine Konkurrenz durch Busse gab.

Wahrscheinlich nutzten damals wirklich einige Zittauer die 1890 gebaute Schmalspurbahn als „Stadtbahn“. Aber ab 1904 übernahm die Straßenbahn komplett diese Aufgabe, deren „Blaue Linie“ ab 1905 für einige Jahre die Lücke im Schienenring um Zittau fast schloss. Zwischen Bahnhof und Vorstadtbahnhof auf der Äußeren Oybiner Straße transportierte sie etwa zehn Jahre lang Passagiere auf dem „Kreisbogenstück“ um die Stadt. Danach lösten die schnelleren und günstigeren Busse die Schiene als städtischer Nahverkehrsträger komplett ab. So war es auch 1999 bei der Konzeption der Landesgartenschau keine Option, Schienen für Zubringerverkehr zu verlegen. 100 Jahre vorher hätte man vielleicht darüber nachgedacht. Lag doch das Gartenschaugelände genau in der Lücke des Schienenkreises. (rß)