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Die Sportmanagerin

Katja Hänchen arbeitet beim SC – und hat sich damit gegen das Großstadtleben entschieden.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Katja Hänchen hat einen Beruf, den in Riesa sonst wohl niemand hat. Auf ihrer Visitenkarte steht „Sportmanagerin“. Seit 2015 arbeitet sie für Riesas größten Sportverein, dem SC. Aber was bedeutet das ganz konkret? „Ich bin zum Beispiel die Ansprechpartnerin für die Abteilungsleiter. Auf mich können sie zukommen, wenn sie neues Material oder Unterstützung bei der Organisation einer Veranstaltung brauchen.“

Auch Pressemeldungen nimmt sie entgegen, um sie so weit wie möglich zu streuen. „Dabei merkt man erst mal, was es heißt, neben dem Job noch ehrenamtlich die Abteilung in einem Sportverein zu leiten.“ Daher nimmt sie den Ehrenämtlern auch Arbeit ab. „Die Sponsorenakquise zum Beispiel“, erklärt sie. Riesa tue als Stadt schon viel für den Sport. „Aber mehr werden die Fördergelder leider auch nicht.“ Gerade für Kinder und Jugendliche findet die 30-Jährige günstige Sportangebote wichtig.

„Es hat nun mal nicht jedes Kind Eltern, die ein teures Hobby bezahlen können.“ Sie habe als Kind selbst davon profitiert. „Mit sechs Jahren war ich zum ersten Mal im Sportverein.“ Wie kaum anders denkbar ist die Sportmanagerin keine Couchkartoffel, die sich nur bewegt, wenn es sein muss. „Als Kind war Trainingsverbot für mich die schlimmste Strafe“, erzählt Katja Hänchen.

Zwei Mal bei der WM dabei

Mit Schwimmen hat sie begonnen, als Flossenschwimmerin hat sie später mehrfach an Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Doch statt im Wasser bewegt sie sich heute lieber auf dem Wasser fort – bevorzugt in einem Drachenboot. Auf den Mannschaftssport ist sie erst vergleichsweise spät aufmerksam geworden. „Ja, das war im Studium. Eine Kommilitonin hatte davon erzählt. Ich bin dann irgendwann mal mit ihr zum Training gegangen.“

Mit gehangen, mit gefangen. Während besagte „Kontaktperson“ Riesa inzwischen verlassen hat, ist Katja Hänchen jetzt „voll dabei“ – hat sogar schon zweimal erfolgreich an Weltmeisterschaften teilgenommen. Außerdem gibt sie in ihrem Team im wahrsten Sinne des Wortes den Takt an: Sie ist die Schlagfrau. „Das bedeutet aber nicht, dass ich vorn auf der Trommel sitze. Das denken immer die meisten.

Die Trommler sind eigentlich nur Deko und folgen dem Takt des Schlag-Duos.“ Alles klar! Genauso wie die Tatsache, dass im Drachenboot nicht gerudert wird, sondern gepaddelt. Bei anderslautenden Formulierungen stellen sich bei Katja Hänchen inzwischen die Nackenhaare hoch. Zweimal in der Woche trainiert sie auf dem Wasser und mindestens einmal zusätzlich an Land. Natürlich tritt sie mit ihrem Team für den SC an. Hobby und Job lassen sich dabei nicht immer voneinander trennen. Doch das bereitet Hänchen keine Probleme. „Im Grunde ist es ein Vorteil, weil ich mich eben gut in den Strukturen auskenne. Aber manchmal muss ich mich auch ein bremsen, damit mein Hobby auch Freizeitbeschäftigung und Ausgleich zum Arbeitsalltag bleibt.“

In Riesa hat sich Hänchen inzwischen gut integriert. Sie stammt nicht aus der Gegend, sondern aus dem Harz. „Ich bin erstmals zum Studium an der BA nach Riesa gekommen. Damals war das der einzige Ort, an dem man Sport- und Eventmanagement studieren konnte.“ Auch das duale Modell hat ihr gut gefallen. Die Theorie lernte sie in Riesa. Die praktischen Erfahrungen sammelte sie bei der Olympia-Sport Leipzig GmbH, die international erfolgreiche Leistungssportler fördert und internationale Großveranstaltungen organisiert.

Von dort aus bewarb sich Hänchen auf die neu geschaffene Stelle beim SC. Von Leipzig nach Riesa? Sie kann nicht verhehlen, dass ihr diese Entscheidung schwer fiel. „Der Job ist super. In einer kleinen Stadt habe ich sehr viel mehr Möglichkeiten etwas zu verändern, als in einer Großstadt, wo ich nur eine von vielen bin“, erklärt sie. Aber auch persönlich habe sich die Entscheidung gelohnt. „Ich habe einen tollen Freundeskreis, meine kleine Familie und Riesa hat alles, was man braucht.“