Merken

Die Spiele des Riesen

Das Stadtmaskottchen sieht Riesa nicht mehr als Sportstadt. Schach, Dame und Mühle im XL-Format sind im Kommen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Fotos: Archiv

Von Uta Büttner

Das Riesen-Schachspiel war nur der Anfang. Mittlerweile gibt es auch ein Dame-Spiel in Großformat. Und Gunter Spies, besser als der Riesaer Riese bekannt, hat noch mehr Pläne: Er will ein Dutzend verschiedene Riesen-Spiele für die Stadt beschaffen. Warum ausgerechnet zwölf? „Zwölf ist doch eine schöne Zahl.“ Seine Vision: Die Riesen-Spiele sollen auch in Riesa hergestellt werden. Damit könnte die Stadt bekannt werden. „Doch dafür braucht man jemanden, der den Mut dazu hat“, sagt Spies. Vorerst stammen Schach und Dame allerdings aus China.

Entsprechend seines Berufs als Braumeister, der „im Promille-Bereich rechnet“, plant Spies 2016 erst einmal die Anschaffung des dritten Spiels im Großformat: ein Mühlespiel. Spätestens zum Stadtfest Ende August soll es da sein. Eine weitere Idee hat der Riese schon: Riesen-Mikado. Die Riesen-Spiele sollen mehr Menschen anlocken. Ein Einkaufsbummel in der Innenstadt sei viel entspannter, wenn auch Kinder dabei Spaß haben könnten.

Riese statt Rattenfänger

Als Stadtmaskottchen beschäftigt sich der Riese natürlich auch mit dem neuen Leitbild, das die Stadt erhalten soll. Gunter Spies findet, aus der Riesensage könnte man noch viel mehr machen – und vergleicht Riesa mit Hameln. „Von Hameln kennt jeder den Rattenfänger.“ Das könnte mit dem Riesen in Riesa doch auch funktionieren, meint Spies. Er selbst sieht Riesa nicht mehr als Sportstadt: „Wir sind eine sportliche Stadt, aber keine Sportstadt. Sport kostet viel Geld, das ist leider so.“

Ein Tipp vom Maskottchen: Jeder könne einen Beitrag dafür leisten, dass Riesa für Touristen attraktiver wird. „Es ist wie Schneeschaufeln: Wenn jeder etwas macht, ist auch der Fußweg frei.“ So versuche man die Hauptstraße zu verschönern, indem die Schaufenster beklebt werden. „Auch das regelmäßige Straßenfegen oder Blumen anbringen wirkt“, sagt Spies. – Besorgt beobachtet er die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt. Riesa solle bloß nicht das Rentnerparadies von Sachsen werden. Früher habe es 50 Kneipen gegeben, jetzt nur noch neun. Riesa habe quasi kein Nachtleben.

Dennoch verzagt der Riese nicht – und schmiedet weiter Pläne. So werde 2017 das Fahrrad 200 Jahre alt. Und da Deutschlands beliebtester Radweg – der Elberadweg – an Riesa vorbeiführt, könnte man dort ein Duplikat des ersten Fahrrads aufstellen, um Radler in die Stadt zu locken. Zudem gelte es, die Touristen „länger als zwei Sekunden“ in der Stadt zu halten. Ideen dafür hat Speis noch einige. Zum Beispiel könne man ein Musical aufführen. Oder in einem Teil des Klosters nachbilden, wie die Nonnen damals gelebt haben. Gunter Spies werde während seiner Stadtführungen manchmal darauf angesprochen, dass es schade sei, darüber nichts zu finden.

Seit dem Start vor zwölf Jahren hatte der Riesaer Riese seinen Angaben nach inzwischen 665 Auftritte vor mehr als sechs Millionen Personen. Anfangs hatte er noch sechs Auftritte pro Jahr, später bis zu 95. Im vergangenen Jahr trat der Riesaer Riese bei 78 Veranstaltungen auf. Von Beginn an führt der Wahl-Riesaer akribisch seine Statistik. Wenn er zum Beispiel zum Maskottchen-Treffen in Chemnitz war, recherchiert er, wie viele Besucher dort waren. Ist er bei Fernsehauftritten, informiert er sich über die Zuschauerzahlen. Dabei zählt Spies jeden Auftritt wie auch seinen bislang Letzten im vergangenen Jahr am 30. Dezember, als er 17 Uhr für Besucher noch eine Stadtführung unternahm.

Dabei betont der Brauermeister, dass er immer ehrenamtlich unterwegs ist. „Die Leute können mich gern per Mail anschreiben und dann entscheide ich, ob ich kann oder nicht.“

[email protected]