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Die Spaßmacher

Das Cherry Beach Festival findet am Wochenende am Bärwalder See bei Boxberg statt. Dass hier Stars auftreten, hat seltsame Gründe.

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© Sandra Stibenz

Von Sandra Stibenz

Boxberg. Echte Stars. Bands aus den Musikcharts von Platz eins und zwei sind beim Cherry Beach Festival am Bärwalder See dabei. Das klingt nach einem Märchen. Ein Festival in diesen Ausmaßen hat es noch nie gegeben – nicht in Boxberg, nicht so nahe der polnischen Grenze, nicht an dem gefluteten Tagebaurestloch. Möglich machen das Musikliebhaber. Und die wollen Spaß. Für sich und für die Gäste. Deshalb wird das Festival auch so groß: Eine Viertelmillion Euro kostet es, der Zeltplatz bietet auf 16 000 Quadratmeter Platz für Feierwütige, rund viereinhalb Kilometer Bauzaun werden aufgestellt, 60 Ordner sorgen für Sicherheit, ein Zirkuszelt für Sonnenschutz und eine 30-Meter-Bühne für die richtige Präsentation der Stars an drei Tagen. Das klingt nach Berlin, Leipzig oder Hamburg, ist aber Boxberg – und zwar aus einem Grund: „Es ist einfach geil hier“, sagt Stefan Menzel. Er gehört zum Organisatorentrio aus Dresden. Dort leben und arbeiten sie. Großveranstaltungen gehören zu ihrem Job in der Landeshauptstadt.

Auch am Berzdorfer See in Görlitz ist das Cherry Beach Festival ein Erfolg gewesen. Doch am Bärwalder See sind Infrastruktur und Flächen geeigneter.
Auch am Berzdorfer See in Görlitz ist das Cherry Beach Festival ein Erfolg gewesen. Doch am Bärwalder See sind Infrastruktur und Flächen geeigneter. © Pawel Sosnowski

Andreas Malkots ist seit acht Jahren im Geschäft, Hakan Özgür sogar seit 20 Jahren – und Stefan Menzel ist der Bezug zur Oberlausitz. Denn er ist aus Niesky. Dass sie jetzt zusammen das gewaltige Cherry Beach Festival stemmen, hat auch strategische Gründe. Sie wollen die Region zwischen Weißwasser, Dresden und Cottbus erobern. Das ist nicht einfach nur Gerede oder Spinnerei, das läuft schon. Die Transnaturale oder das Holy-Festival sind ihre Kinder.

Mit viel Herzblut organisiert

Bei so viel Plänen, Kosten, Wissen und Kontakten stellt sich die Frage: Was verdienen die drei Männer in diesem Jahr der Superlative? Die Antwort: Noch nichts. Obwohl die Tickets 43 Euro kosten, bleibt am Ende nichts übrig, wenn alle Verpflichtungen bezahlt sind. Aber man hat sich einen Namen gemacht, sich bewiesen – Eigenmarketing eben. Deswegen ist auch das Credo der Drei, wie Hakan Özgür sagt: „Es soll einfach nur schön“ werden. Hakan Özgür möchte, dass die Leute sehen, dass dieses Festival mit Liebe zum Detail und viel Herzblut organisiert ist. Ein halbes Jahr läuft die Planung schon, sagt Andreas Malkots. Zwei Mann sitzen permanent dran, damit diese Fläche am See zu einem Partyort für 5 000 Leute wird. Zwei Leute, die an alles denken müssen: Handy-Ladestation für die Camper, Duschen, Toiletten, Sanitäter, Wachschutz, Wassertrampolin. Einige der Attraktionen gibt's nur unter Vorbehalt, wenn der Landkreis die Genehmigung erteilt, erklärt Andreas Malkots. Mitreden können und müssen bei so einem Festival viele: Gemeinde, Polizei, Abfallentsorgung, Caterer. Die Liste ist endlos, aber das Wichtigste: gute Musik.

Drei Tage Musik am Boxberger Ufer

Freitag: ab 16 Uhr gibt es unter anderem Prinz Porno, Gestört aber geil, Herzog, Lost Frequencies, Westbam, Eskei83, Marv, Marcapasos, Housekasper, Sepvoid, Nisse, La Tompe

Sonnabend: ab 12 Uhr erwarten die Gäste Kontra K, Die Boys von Deichkind, Lexy & K-Paul, Sascha Braemer, Moneyboy, Lexer, Boris Dlugosh, Strandlichter, Drauf & Dran, Drunken Masters, Hansmann & Klausing, Electrosalat, Marc Tarmonea

Sonntag: ab 12 Uhr erwarten die Feierwütigen Miro & Dawson, Dede und mehr

Tickets: das Wochenendticket kostet 39Euro, der Freitag kostet 27 Euro, der Sonnabend kostet 27 Euro. Alle Infos unter: www.cherrybeachfestival.com/tickets

Anreise: Bärwalder See, Boxberger Ufer, Boxberg, immer dem Schild nach: Landschaftsbauwerk „Ohr“

Informationen : alles zu Festival, Ablauf, Programm oder Zeltplatz gibt es unter www.cherrybeachfestival.de/faq und für jüngere Gäste unter www.partyzettel.de

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Mit Chartstürmern wie Lost Frequencies, und „Gestört aber Geil“ sollte das kein Problem sein. Bands, deren Songs derzeit in deutschen Radios hoch und runter laufen. Um solche Musiker buchen zu können, braucht man nicht nur Erfahrung und Kontakte, sondern auch Glück. Durch die Zusammenarbeit mit einer guten Bookingagentur haben die Organisatoren es geschafft, die Stars an den See zu holen.

Stress gibt es aber auch, wenn die Musiker schon gebucht sind. Hakan Özgür hat seine Familie in den Urlaub geschickt. Er wird die nächsten Tage vor Ort verbringen. Hier könne man am besten koordinieren, sehe schnell, wenn etwas anders laufe als geplant. Und es gibt Partner. Zum Beispiel die Gemeinde Boxberg. „Die zucken da nicht lange und helfen sofort“, sagt Hakan Özgür. „Ja, man hat sogar das Gefühl, dass die Gemeinde das Festival veranstaltet.“

Freier Eintritt für die Boxberger

Wenn das Festival gut ankommt, gibt es nächstes Jahr noch mehr Zulauf. Das ist bei der Transnaturale so gewesen – und auch beim Holi-Festival. Medien, die über das Event berichten, Jugendliche, die von Dresden, sogar Berlin an den Bärwalder See kommen – das ist die Werbung, die ein Festival braucht. Erfolg ist bei so einer Größenordnung besonders wichtig. Vor allem die Boxberger Anwohner sollen das Gefühl haben, dass ihre schöne Region tatsächlich Tausende Menschen fasziniert – und nicht nur einige Hundert Feierwütige bis vier Uhr nachts laut Musik am See gehört haben. Die Nähe zu den Menschen vor Ort ist bei den Machern auch echt. Die Spaßmacher-Crew kommt nicht einfach aus Dresden, organisiert ein Festival und lässt dann die Menschen hier alleine. Nein, die Macher wollen wiederkommen. Auch deshalb gibt es freien Eintritt für die Boxberger. Die Hoffnung: Boxbergs Jugend schwärmt dann Boxbergs Großeltern vor, wie genial die Feier gewesen ist. Das stimmt die dann milde, und alle sind glücklich.

Der See und die Region sind was Besonderes. Andreas Malkots und Hakan Özgür wissen, dass es so ein Festivalgelände nicht noch mal gibt. 2014 hat das Cherry Beach noch am Berzdorfer See stattgefunden. Jedoch ist dort die Infrastruktur nicht optimal gewesen. Hier, am Bärwalder See, gibt es noch viele Möglichkeiten. Und es ist zweifellos beeindruckend, wenn 5 000 junge Menschen kommen, auf einer zuvor leeren Fläche Bühnen aus der Erde wachsen und nebenan eine kleine Zeltstadt entsteht. Nach den drei Tagen wird abgerechnet. An Erfahrung sind danach alle reicher – und vielleicht reicht es auch finanziell für das Cherry Beach 2016 am Bärwalder See.