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„Die Schwimmhalle ist noch zu retten“

Seit fünf Jahren ist die Sportstätte zu. Linken-Stadtrat Ulrich Keil setzt sich weiter für den Erhalt ein. Der Bedarf sei da, sagt er.

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© Alexander Schröter

Von Antje Steglich

Gröditz. Jahrelang und teils erbittert war in Gröditz um die Zukunft der Schwimmhalle gerungen worden. Ende 2012 segnete eine Stadtratsmehrheit die Schließung ab, die dann im Sommer 2013 Realität wurde. Danach wurde es ruhiger um die Sportstätte am Eichenhain. Inzwischen kocht das Thema aber wieder hoch. Denn die Stadt plant, ab 2019 eine neue Sporthalle zu bauen. Danach soll das alte Gebäudeduo aus Sport- und Schwimmhalle abgerissen werden. Diese nahende Umgestaltung am Eichenhain hat auch die Schwimmhallen-Befürworter aktiviert, allen voran Stadtrat Ulrich Keil (Linke). Die SZ hat mit ihm darüber gesprochen, weshalb er und andere beim Thema Schwimmhalle nicht ad acta legen.

Die Schwimm- und Sporthalle Gröditz (Schwimmhalle mit dunklem Dach und Seitenanbau, Sporthalle rechts daneben)
Die Schwimm- und Sporthalle Gröditz (Schwimmhalle mit dunklem Dach und Seitenanbau, Sporthalle rechts daneben) © Lutz Weidler
Ulrich Keil (58) ist Fraktionschef der Linken im Gröditzer Stadtrat und jahrelang Chef des Schwimmhallen-Freundeskreises.
Ulrich Keil (58) ist Fraktionschef der Linken im Gröditzer Stadtrat und jahrelang Chef des Schwimmhallen-Freundeskreises. © Sebastian Schultz

Herr Keil, die Gröditzer Schwimmhalle ist seit fünf Jahren dicht. Nicht wenige finden es borniert, dass Sie und andere auch jetzt noch an einer Wiedereröffnung festhalten.

Das finde ich nicht bei den vielen Ertrunkenen, die hierzulande zu verzeichnen sind. Und bei den vielen, denen jetzt die Möglichkeit fehlt, eine Schwimmhalle in der Nähe zu besuchen.

Die Schwimmhallen in der Nähe waren vielen Menschen in und um Gröditz aber anscheinend gar nicht so wichtig. Die Besucherzahlen vor der Schließung sprachen da ja eine recht eindeutige Sprache.

Das war ja schon vor Jahren eine Kritik von uns, dass bestimmte Bedingungen wie Öffnungszeiten so gemacht wurden, damit die Besucherzahlen zurückgehen. So konnte die Stadt begründen, dass die Schließung nötig ist. Für mich war eigentlich von Anfang an klar: Es war das vordringliche Interesse von Bürgermeister Jochen Reinicke, den Kostenfaktor Schwimmhalle abzuschaffen.

Ist es nicht Aufgabe der Stadtführung, das knappe Geld der Kommune effizient einzusetzen – also auch teure Aufgaben abzuschaffen?

Durchaus. Insofern gehe ich mit dem Bürgermeister sogar konform, dass es nicht sein kann, dass Gröditz die Kosten allein tragen musste. Es sind Leute aus der Umgegend in die Gröditzer Schwimmhalle gekommen, und die Stadt hat das bezahlen müssen. Die umliegenden Kommunen haben sich daran nicht beteiligt. Das war nicht fair. Es kann unserer Stadt nicht allein überlassen bleiben, das zu stemmen, dafür sind wir zu klein. Dafür muss es Lösungen geben im reichen Deutschland, wo der Staat Milliarden-Überschüsse macht. Es ist aber auch von der Stadt aus nichts getan worden, sich auf übergeordneter Ebene für eine Kostenübernahme einzusetzen.

Ihre Kritiker sagen, dass Sie der verlorene Kampf um die Schwimmhalle persönlich gekränkt hat. Können Sie da eine Niederlage nicht verwinden?

Für mich geht es nicht ums Persönliche, sondern darum, dass in Gröditz wieder eine Schwimmhalle da ist. Dass Kinder ordentlich Schwimmen lernen können. Dass der Schulsport wieder ordentlich durchgeführt werden kann. Dass die Alten wieder ihre Wassergymnastik machen können. Dass alle Bürger wieder etwas für ihre Gesundheit tun können.

Das kann man doch aber auch in Riesa oder in Bad Liebenwerda machen.

Eben nicht. Erstens muss man hinfahren, da braucht man eine Dreiviertelstunde. Zweitens ist die Kapazität dort begrenzt. Es gab ja voriges Jahr sogar aus Riesa bei mir die Anfrage, ob wir in Gröditz nicht die Schwimmhalle wieder öffnen können. Anders als in Bad Liebenwerda wären die Bedingungen für den Schulsport in der Gröditzer Schwimmhalle auch besser. Es gäbe ein gesperrtes 25-Meter-Becken, keine Rutschen oder Palmen, die den Lehrern die Aufsicht erschweren. Und würde der Vorschlag umgesetzt, das Becken in Gröditz auf 1,35 Meter Wassertiefe anzuheben, bräuchte es nicht mal einen Rettungsschwimmer.

Schaut man sich den baulichen und technischen Zustand der Gröditzer Schwimmhalle an, mag man an eine Wiedereröffnung kaum mehr glauben.

Wir waren als Stadträte der Linken und Freien Wähler im Herbst vorigen Jahres in der Halle und haben sie uns angesehen. Mit 100 000 Euro Investition wäre die Halle reaktivierbar gewesen, das war damals die Einschätzung eines Interessenten. Es ist also vielleicht doch etwas anders, als von der Stadt und ihren Planern behauptet, die die Schwimmhalle marode reden.

Sie haben also einen Investor in der Hinterhand – Bürgermeister Jochen Reinicke hatte ja zuletzt eine Wiederbelebung in Aussicht gestellt, wenn sich so jemand fände?

Denselben, der uns schon vor Jahren gesagt hat, dass er die Halle betreibt, wenn die Stadt 150 000 Euro pro Jahr zuschießt. Davon wollte nach dem gescheiterten Bürgerbegehren von 2013 aber niemand mehr etwas wissen, das ärgert mich noch heute. Fakt ist: So eine Schwimmhalle ist nirgends kostendeckend zu betreibend. Es braucht immer einen Zuschuss. Zweifelsohne ist die Kostenbelastung hoch. Der Wille muss aber da sein, das zu unterstützen.

Was lässt Sie daran glauben, dass der Abriss der Gröditzer Schwimmhalle noch zu verhindern und eine Wiederbelebung möglich ist?

Die Hoffnung, dass die Politik auf Landes- und Bundesebene zu dem Einsehen kommt, dass in der Richtung etwas getan werden muss. Dass Schwimmen zur Bildung gehört und lebensnotwendig ist. Und dass es eine Frage des Lebensstandards ist, dass es in einem Grundzentrum wie Gröditz eine Schwimmhalle gibt.

Es fragte: Eric Weser.