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Die Schwimmhalle hängt in der Luft

Der Landkreis hat sie der Stadt Kamenz zur freundlichen Übernahme angeboten. Doch ganz so einfach ist es wohl nicht.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke & Frank Oehl

Kamenz. Am Beckenrand im Kamenzer Hallenschwimmbad drehen sich die Gespräche derzeit nicht nur ums Schwimmen. Es geht um die Zukunft des Bades, sagt Christian Kaiser. Er gehört zu einem Kreis schwimmbegeisterter älterer Herren. Sie kommen aus Kamenz, der Königsbrücker Ecke, ja bis aus Burkau, weil es im Kamenzer Bad so angenehm ist, etwas für die Gesundheit zu tun. Nun macht man sich Sorgen um den gewohnten Schwimmtreff. Der Kamenzer Christian Kaiser ist nicht der einzige, der gehört hat, dass sich der Landkreis Bautzen als Eigentümer von der Halle trennen will. „Wie sieht die Zukunft der Halle aus? Soll sie am Ende geschlossen und abgerissen werden“, fragt er. Und: „Was soll mit dem Vereinssport werden, was mit dem Schwimmunterricht?“

Freiwillige Aufgabe – mein Muss

Die Fragen sind berechtigt. Der Kreis betont zwar, es sei sein Ziel die Halle zu erhalten. Doch zugleich lässt er keinen Zweifel daran, dass er das künftig nicht mehr selbst tun will. Die Schwimmhalle sei eine freiwillige Aufgabe, also kein Muss für einen Landkreis. Und diese freiwillige Aufgabe sei vertraglich nur noch bis Juni des kommenden Jahres so festgeschrieben. Danach fehle dem Kreis die Handlungsgrundlage, die Halle weiterzuführen. Die könnte er natürlich herbeiführen. Aber: „Das ist nicht geplant.“ heißt es aus Bautzen: „Alle anderen Schwimmhallen des Landkreises befinden sich in Verantwortung der Städte und Gemeinden des Landkreises bzw. deren Unternehmen oder Zweckverbänden“, so Kreissprecherin Frances Lein. Deshalb sehe der Kreis die Verantwortung bei der Stadt Kamenz als Mittelzentrum. So habe der Kreis der Stadt ein Kaufangebot unterbreitet. Eine Antwort liege noch nicht vor. Im Landratsamt ist man aber davon überzeugt: „Dass wir mit den zuständigen Partnern eine Lösung finden.“ So schreibt die Sprecherin: „Wir können uns vorstellen, auch die Gemeinden einzubeziehen, deren Grundschulen die Halle für den Schulschwimmunterricht nutzen.“ Das sind etliche im Raum Kamenz. Wie eine mögliche Partnerschaft aussehen könnte, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

Hohe Fahrtkosten für Kinder

Offenbar hat es auch schon Gespräche gegeben, wie die Großröhrsdorfer Bürgermeisterin Kerstin Ternes bestätigt. Bisher sei aber keine Lösung gefunden worden. Die Rödertal-Kommune sieht eine finanzielle Beteiligung über den Schwimmunterricht hinaus allerdings äußerst kritisch. Und sie kenne Amtskollegen aus der Umgebung, die das ebenso sehen, schätzt die Bürgermeisterin ein. Wobei Großröhrsdorf vor allem die hohen Fahrtkosten für die Kinder belasten würden. Es seien um die 10 000 Euro im Jahr, die die Stadt anders verwenden könnte. Den Schwimmunterricht würde Großröhrsdorf am liebsten im eigenen Freibad in der Massenei organisieren. Und für die Stadt wäre es wohl die Vorzugsvariante, wenn der Kreis die Kamenzer Halle unter seinem Dach weiterführen würde. Aber die Gespräche seien ja auch erst am Anfang. Offenbar auch mit der Stadt Kamenz, die zur freundlichen Übernahme gedrängt werden soll. OB Roland Dantz: „Die Schwimmhalle war für das Umland der Stadt immer von Bedeutung. Das hatte wohl auch der Altkreis Kamenz so gesehen, und daran hat sich auch nichts geändert.“ Der OB bestätigt, dass ein Übernahmeangebot des Kreises vorliegt. „Das wird selbstverständlich geprüft und am Ende von den Stadträten zu bewerten sein.“ Dantz hält aber eine Kooperation jener mehr als 30 Städte und Gemeinden, die ihre Kinder zum Schwimmunterricht nach Kamenz schicken, für machbar.

Zuschussgeschäft trotz guter Auslastung

Gut ausgelastet sei die Halle nach Angaben des Kreises mit über 35 000 Besuchern im Jahr – ohne den Vereinssport und die Schulklassen. Wobei das Schulschwimmen immerhin 25 Prozent bei der Nutzung ausmacht. Ein Zuschussgeschäft bleibe die Halle dennoch. Ungefähr 550 000 Euro bringt der Kreis im Jahr für das Hallenbad auf. Der Zuschuss aus der Kreiskasse liegt bei 237 000 Euro. Allein 60 Prozent der Nutzer sind Freizeitschwimmer wie die älteren Herren um Christian Kaiser. Für sie ist die Halle als Gesundheitsangebot in der Region nicht wegzudenken. So können Christian Kaiser und seine Schwimmfreunde über dieses Hickhack um die Halle nur den Kopf schütteln. Sie können nicht verstehen, warum der Kreis die Halle aufgeben will ...