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Die Schulleiterin mit Plänen

Evelyn Naupert und ihre Mitstreiter gründeten in Bischofswerda eine Bildungsstätte. Die Voraussetzungen stimmten.

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© Steffen Unger

Von Nicole Preuß

Bischofswerda. Die Knochen baumeln locker an der Hand des Skeletts, doch Evelyn Naupert hat sie fest im Griff. „Wie heißen diese Muskeln“, fragt sie und streicht über die bunten Wollbänder zwischen den Knochen. Eine Schülerin weiß die Antwort und Evelyn Naupert hat für alle gleich noch einen Merksatz parat. Die Schulleiterin der neuen Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe in Bischofswerda unterrichtet nicht mehr so häufig wie früher, es macht ihr aber immer noch Spaß. „Ich freue mich, wenn die Schüler zufrieden und dankbar sind“, sagt die Bischofswerdaerin.

Sie legt aber auch als Schulleiterin immer wieder die Messlatte hoch. „Ich möchte, dass die Schüler gern da sind, aber dass auch mit Qualität unterrichtet wird“, sagt sie. Die 54-Jährige führt die Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe (BMS) in Hoyerswerda mit rund 230 Schülern und hat mit ihren Mitstreitern im September eine Außenstelle in Bischofswerda eröffnet. Eine Ergotherapieausbildung wird angeboten – und angenommen. „Wir wollen im nächsten Jahr auch die Ausbildung zum Physiotherapeuten und Sozialassistenten anbieten“, sagt die Schulleiterin. Die Bischofswerdaerin ist schon lange in ihrem beruflichen Element angekommen. Dabei wollte sie vor Jahren eigentlich eine andere Laufbahn einschlagen. Evelyn Naupert hat Chemie in Leipzig studiert und arbeitete dann als Diplomchemikerin in einem Institut für Medizinische Diagnostik in Dresden. Dort wollte sie promovieren, doch sie bekam zwei Kinder in der Wendezeit und danach gab es das Institut nicht mehr. Evelyn Naupert begann Vorträge zu halten. „Ich war ein Ökofreak. Umweltschutz war mein Thema“, sagt sie. Viele fanden, dass sie die Themen gut rüberbrachte. „Sie haben gesagt, das Unterrichten wäre doch meine Berufung“, erzählt sie. Also begann Evelyn Naupert als Honorarlehrer im damaligen Fortbildungswerk in den Räumen, in denen jetzt wieder die Berufsschule untergebracht ist.

Später bewarb sie sich an einer medizinischen Schule in Großröhrsdorf und wurde angestellt. Sie holte neben ihrer Arbeit ihre Ausbildung zum Ergotherapeuten nach, bekam noch ein drittes Kind, wurde Leiterin der Schule und studierte schließlich noch einmal berufsbegleitend Erwachsenenpädagogik. Es war eine Zeit, in der kaum Zeit blieb, immer auf Achse, immer eine Aufgabe zu bewältigen. „Es war aber das, was ich wollte“, sagt sie. „Und es ist gewachsen in den Jahren. Ich habe gelernt, mich zu organisieren.“ Ihr Mann, der Arzt am Bischofswerdaer Krankenhaus ist, unterstützte sie nach Kräften.

Steigende Nachfrage

2009 übernahm die Bischofswerdaerin die Schulleitung der Bildungsstätte für Medizinal- und Sozialberufe in Hoyerswerda. Sie wurde Geschäftsführerin und teilte sich die Aufgabe mit dem Kamenzer Anwalt Maik Weise. Die Nachfrage für die private Bildungsstätte wurde immer größer, sodass sich Evelyn Naupert und ihre Mitstreiter nach weiteren Räumen in der Region umschauten. Die Möglichkeiten im ehemaligen Fortbildungswerk, die auch das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft nutzt, boten gute Bedingungen. Die nötigen Lehrer, die ein Studium und eine Ausbildung mitbrachten, waren vor Ort. Einige brachten neben der pädagogischen Hochschulausbildung Erfahrung aus eigenen Ergotherapiepraxen mit und konnten und können den Schülern so praxisnah Wissen vermitteln. So wie Annett Weise, die eine Praxis in Bischofswerda betreibt.

Evelyn Naupert hofft, dass die Schule weiter wächst. Die Organisatoren haben auch schon Ideen, wie es weiter gehen könnte. „Wir träumen davon, dass wir noch mehr Berufe installieren. Erzieher ausbilden wäre zum Beispiel richtig toll“, sagt sie. Die Ausbildung zum Sozialassistenten, die nächstes Jahr begonnen werden kann, könnte der erste Schritt dazu sein. 20 Mitarbeiter hat die BMS zurzeit insgesamt, 50 Honorarkräfte kommen dazu. Gut möglich, dass es bald noch mehr werden.