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„Die Schule kann uns nichts aufdiktieren“

Diana Voigt bietet Weiterbildung für Elternvertreter an. Wo sie mitwirken können und was sie nichts angeht.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Einige Wochen nach Schuljahresbeginn sind viele Ämter als Elternsprecher und Schulsprecher neu vergeben worden. Manche sind schon erfahren in diesen Aufgaben, andere völlig neu. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, bietet das Kultusministerium Fortbildungen für Elternvertreter an. Eine für die Weißeritzregion findet am Mittwoch, dem 13. September, um 18 Uhr, im Förderschulzentrum, Schulstraße 10, in Dippoldiswalde-Reinholdshain statt. Eine der Moderatorinnen ist Diana Voigt aus Dippoldiswalde. Am 19. September ist eine in Bad Schandau geplant. Die Sächsische Zeitung sprach mit ihr über die Fortbildung für Elternvertreter.

Frau Voigt, Sie sind seit Jahren Elternsprecherin. Ist das eine schöne Aufgabe oder eine Last?

Eine wunderschöne Aufgabe, die ich gerne für meine Kinder und die Schule insgesamt übernehme. Ich kenne es gar nicht anders. Schon meine Mutti war immer aktiv. Ich mache das, seitdem meine große Tochter in die Kinderkrippe ging.

Die Elternvertreterin

Diana Voigt ist erfahrene Elternvertreterin. Im Kindergarten war sie aktiv, Schulsprecherin an der Grundschule in Reichstädt und jetzt wieder Elternvertreterin am Glückauf-Gymnasium Dippoldiswalde.

Die Dippoldiswalderin ist 40 Jahre alt und von Beruf Rechtsanwaltsfachangestellte.

Ihre beiden Kinder sind 12 und 16Jahre alt.

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Wie kommen Sie jetzt dazu, Fortbildungen für Elternvertreter anzubieten?

Als meine Tochter zur Schule kam, habe ich erfahren, dass es Fortbildungen zu Eltern-Mitwirkungs-Moderatoren (EMM) gibt. Das habe ich gemacht und bin seitdem als EMM unterwegs, nicht nur an unserer Schule, sondern auch an anderen sächsischen Schulen vorwiegend in der Weißeritzregion und in Dresden.

Warum sollte man sich als Elternvertreter engagieren?

Schule hat mit den Eltern gemeinsam einen Erziehungs- und Bildungsauftrag. Da haben die Eltern die Möglichkeit, gemeinsam etwas voranzubringen in den Bereichen, wo Eltern mitwirken können. Wir vertreten die gemeinsamen Interessen der Eltern gegenüber der Schule und machen Ziele und Vorhaben der Schule den Eltern transparent. Es gibt auch Bereiche, die gehen Eltern nichts an.

Wo sind die Eltern gefragt?

Wir können bei allem mitsprechen, was um den Lehrplan drumherum ist. Der Unterricht und seine Inhalte sind vorgegeben, auch beim großen Streitthema Zensurengebung können Eltern nicht mitreden. Aber im Bereich der Hausordnung, der Ganztagsangebote, bei außerschulischen Veranstaltungen, Projekten oder Exkursionen, die Lehrer nicht alleine durchführen können, sollen Eltern unterstützen.

Was raten Sie neuen Elternvertretern?

Sie sollen keine Angst haben. Nur wenn ich mitmache, kann ich was verändern. Das A und O ist die Kommunikation zwischen allen an der Schule Beteiligten. Dazu vermitteln wir den Eltern immer: Ihr müsst das, was Ihr im Elternrat besprecht, auch den anderen vermitteln, für sie transparent machen, damit sie das mittragen können. Das Amt Elternsprecher ist immer ein Ehrenamt. Von Schulseite aus kann uns niemand etwas aufdiktieren. Wir sind weisungsfrei. Und ganz wichtig: Dem anderen immer eine gute Absicht unterstellen, denn alle wollen das Beste für die Kinder.

Wandertage führen manchmal zu Diskussionen. Was ist Ihr Tipp für Eltern?

Ich sage immer zu den Eltern als Einleitung zu den Seminaren: Wir sind nicht nur dazu da, den Rucksack am Wandertag zu tragen. Aber es ist ein wichtiges Thema. Man kann sich hier vieles vorstellen. Als Grundsatz gilt, dass sich ein Wandertag am Lehrplan ausrichten muss. Man muss sehen, womit kann man es verbinden, und man guckt auf die Kosten. Die fallen ja nicht in die Lernmittelfreiheit. Viele Diskussionen dürfte es nicht geben. Wie viele und wann Wandertage stattfinden, legt doch die Schule fest.

Mit welchem zeitlichen Aufwand müssen Elternvertreter rechnen?

Wir haben uns im Schnitt alle sechs, acht Wochen getroffen. Das ist mal ein Abend oder Nachmittag, wie man sich eben abspricht. Elternabende einzuberufen, ist Sache der Elternsprecher. Die Schule muss aber dafür Räume stellen. Man hat die Möglichkeit, Lehrer einzuladen. Die müssen dann auch kommen, wenn es erforderlich ist. Häufig lädt jedoch noch der Lehrer ein. Dann ist es wünschenswert, wenn die Themen abgestimmt werden.

Nun veranstalten Sie am Mittwoch ein Seminar für Elternvertreter. Was kann man dort lernen?

Wir bieten drei verschiedene Seminarinhalte an. Einmal geht es um Rechte und Aufgaben der Elternvertreter, mal um gelingende Elternarbeit und schließlich um Schulprogrammarbeit. Bei den offenen Seminaren, wie jetzt in Reinholdshain, stehen in der Regel die Rechte und Aufgaben im Vordergrund. Dort wollen wir den Elternvertretern an die Hand geben, was dürfen sie und was eben nicht. Wir geben einen Einblick ins Schulgesetz und die Elternmitwirkungsverordnung. Die Eltern können uns dann kostenfrei in ihre eigene Schule buchen, wo wir individuell mit dem Elternrat an dem Thema arbeiten.

Wie oft finden solche Abende statt?

Eine Großveranstaltung wie diese Woche haben wir schon im Gymnasium Dipps organisiert, letztes Jahr an der Oberschule. Nun gehen wir an die Förderschule. Sie sind offen für alle Eltern. Wir wollen das möglichst jedes Jahr anbieten, damit die neu Gewählten die Möglichkeit haben, sich ein Bild davon zu machen.

Was bieten Sie in den Seminaren?

In dem Baustein gelingende Elternarbeit geht es darum, alle an Schulen Beteiligte zusammenzubringen und natürlich, wie ich mir andere Eltern ins Boot hole. Damit eben nicht nur drei die Arbeit machen. Auch dass man guckt, wo sind bestimmte Fähigkeiten in der Elternschaft. Wie könnte man die am besten nutzen? Wen könnte man um Hilfe ansprechen?

Was kann ich mir unter Schulprogrammarbeit vorstellen?

Ein Schulprogramm muss jede Schule haben. Da guckt man regelmäßig drauf: Ist das noch so? Arbeiten wir nach dem, was wir uns auf die Fahne geschrieben haben, oder müsste man den einen oder anderen Punkt überarbeiten?

Wie laufen die Seminare ab?

Es sind Mitmach-Seminare. Die Eltern sollen die ganze Zeit mit uns arbeiten. Es ist nicht so, dass wir zu einem Thema vortragen. Die sollen bei allem mitmachen. Ähnlich wird das auch am Mittwoch, dem 13., sein. Wenn wir an die Schulen gehen, sind im Schnitt acht bis zehn Leute in den Gruppen. Letztes Jahr an der Oberschule waren wir 30. Da haben wir zwei Gruppen gebildet. Die waren immer noch groß genug.

Können auch andere teilnehmen?

Oft sind Lehrer dabei. Da fragen wir dann, ob das für die Eltern o. k. ist. Wenn es so ist, dann mischen wir die Gruppen, damit die Lehrer nicht getrennt für sich sind. Das ist spannend zu sehen, wenn die gegenseitig Einblicke in ihre Arbeit bekommen.

Worauf stützt sich Ihre Arbeit?

Im Schulgesetz steht, dass Eltern und Schule den gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag haben, also Eltern mitwirken können und auch dafür fortgebildet werden müssen. Darum bietet das Kultusministerium das an. Sachsen ist das einzige Land, wo es so etwas gibt. Mittlerweise ist das fest etabliert und beim Kultusministerium angebunden. Wir Mitwirkungs-Moderatoren nehmen jedes Jahr an fünf Wochenendfortbildungen teil und arbeiten ehrenamtlich für eine Aufwandspauschale.