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Die Schule der Mathe-Fans

An der Dresdner Manos zeigen die Schüler Spitzenleistungen in Mathematik. Ihre Eltern beweisen Bürgersinn.

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Von Katlen Trautmann

Die Liebe zu Mathematik und Informatik ist am Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium in Dresden-Striesen gewissermaßen verbindlich. Hannes Wolfgramm teilt sie vorbehaltlos. Die Augen des Zwölftklässlers leuchten, wenn er vom Schulalltag an „seiner Manos“ berichtet. Hannes hat einige Schwierigkeiten genommen, um dort zu sein: Er besuchte zunächst das Hoga-Gymnasium in Dresden und wechselte in der achten Klasse. Rundum zufrieden ist er, obwohl die Messlatte der Anforderungen hoch liegt. Die Schule genießt einen ausgezeichneten Ruf als Spezialgymnasium für Mathematik und Naturwissenschaften. Schulleitung, Schüler und Eltern tun viel dafür, dass es so bleibt.

Und Hannes macht dabei mit. Der hochgewachsene Gymnasiast mit dem freundlichen Lächeln hat als Schüler-Mentor Knirpse aus unteren Klassen betreut und mit dem Schulalltag vertraut gemacht. Ältere organisieren auch Tagesseminare für begabte Jüngere, um sie beispielsweise auf die International Junior Science Olympiade vorzubereiten.

„Die Kleinen verlieren so die Angst vor Wettbewerben und vor den Großen gleich mit“, sagt Mentor Hannes. Er freut sich, dass „seine“ kleinen Schüler auch nach Ende des Mentoring-Programms mit Fragen zu ihm kommen. Die Knirpse lernen die Besonderheiten der „Manos“ vor dem ersten Schultag kennen. Bei Aufnahmetests werden das Zahlenverständnis, das Lösen komplexer Aufgaben oder Kombinatorik geprüft. Es handelt sich aber ausdrücklich nicht um einen Psychologietest, sondern um Leistungstests.

Danach geht es mit den Naturwissenschaften richtig los. Die Manos-Stundentafel schreibt ab der 5. Klasse Technik/Informatik-Unterricht sowie zusätzliche Physik- und Mathematikstunden vor. „Unsere Schüler kommen mit der Verteilung der Stunden klar“, lobt Schuldirektor Asper. Er sieht sogar Vorzüge darin. Immerhin würden die Schüler den Stoff der anderen Fächer in weniger Stunden als üblich bewältigen. Die Qualifikationsrunden für Mathematik-Olympiaden sind verbindlich für alle. „Die Teilnahme an den Wettbewerben stresst, macht aber großen Spaß“, bestätigt Hannes, der selbst eifrig mitmacht. Für den Leistungskurs hat er sich allerdings für die Biologie entschieden und schwört darauf. Als Studienfach käme sie für ihn durchaus infrage.

Begabte Manos-Schüler beginnen vor dem Abitur ein Frühstudium an der TU Dresden. Sogar gültige Prüfungen für ein späteres Studium können sie ablegen. Hannes Wolfgramm hat darüber nachgedacht. Aber zusätzliche Prüfungen noch während des Abiturjahres? Die lässt er dann doch lieber und lächelt entschuldigend. Dem Tempo am Nexö-Gymnasium ist nicht jeder Fünftklässler gleich gewachsen. Was passiert, wenn ein Schüler nicht mitkommt? „Man muss nicht auf Teufel komm raus hierbleiben“, sagt Armin Asper. Bei der Suche nach einem Platz in einer anderen Schule klemmen sich schon mal der Klassenleiter oder der Schulleiter ans Telefon.

Hannes hat deutlich mehr Mitschüler als Mitschülerinnen. Von den Gymnasiasten ist jedes Vierte ein Mädchen. Schulleiter Armin Asper wünscht sich mehr Mädchen in der Schule, räumt aber ein: „Gesonderte Aktivitäten dafür würden über unsere Kräfte gehen.“

Ein Gymnasium wie die Manos lebt vom Sinn aller fürs Ganze. Die Eltern organisieren beispielsweise zusammen mit den Lehrern die Ganztagsangebote. Der Förderverein organisiert und zahlt die Bibliothekarin der Schulbibliothek, die auch der Zwölftklässler Hannes gern nutzt. Der Schulleiter räumt offen ein: „Ohne die Eltern hätten wir keine Chance.“ Hannes Wolfgramm schätzt neben dem Hauptprofil ebenfalls die Angebote der Schule außerhalb des naturwissenschaftlichen Schwerpunkts, bei denen Musik und die Debattierkunst eine Rolle spielen. Nachhilfe in Rhetorik braucht Hannes eigentlich nicht, so geschliffen, wie er Gespräche zu führen vermag. Das für ihn Wichtigste beteuert er gern: Er hat den Wechsel an die Manos an keinem Tag bereut.