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Die Schrott-Kunst-Jungs

Eine Männertruppe in Bischofswerda bastelt aus rostigen Abfällen einen Hingucker.

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© Rocci Klein

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Männer brauchen auch Spielzeug. Tino Pietrobelli, Sebastian Müller, Sebastian Mikus, Alexander Roth, Sebastian Benkö, Gerd Schneider, Andreas Mikus und andere aus Bischofswerda und Umgebung haben zwar wenig Zeit. Aber immer öfter treffen sie sich, um in der angesagten Trash-Art an einem Teil zu bauen, für das sich bald ganz Schiebock interessieren soll. Und im besten Fall auch Leute von außerhalb.

Es soll ein hochradähnlicher Schiebock werden. Eine besondere Ausgabe jenes sagenumwobenen Gefährtes, das Bischofswerda zu seinem Spitznamen verhalf. Ein Schiebock, der so cool ist, dass man ihn gesehen haben muss und so groß, dass er gar nicht übersehen werden kann, wenn er erst einmal im Garten vom Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit nahe des Lutherparks steht. Am Anfang wurde nur grob geschnackt, sagt Andreas Mikus, der den Hut aufhat. Aber ganz schnell waren alle Feuer und Flamme. Zusammengekommen sind Vater und Sohn, Freunde und Mitglieder einer WhatsApp-Gruppe. Männer, die was damit anfangen können, wenn Andreas Mikus sagt: „Schweißen macht Laune“.

Am Anfang waren da ein Fläschchen Bier, ein großes Blatt Papier auf dem Fußboden, auf dem eine Skizze entstand und ein altes Ackerwagenrad vom Mikus-Hof in Pickau. Das Holz ist schon raus, der Rahmen wird gebraucht. Nun sammelt die Schrott-Art-Truppe fleißig Stanzabfälle und anderen Kleinschrott, aber auch altes Ackergerät, das sich in Teilen wiederverwenden lässt. Ein paar Leute, die so etwas haben und anbieten, kennt man. „Wir fahren hin und holen uns, was wir brauchen“, sagt Andreas Mikus. Wer auch mit Material dienen kann, könne gern anrufen.

Ein echtes Männerspielzeug

Andreas Mikus und andere aus der Gruppe haben schon Erfahrungen gemacht im Selberbauen von schönen Dingen aus schrottigen Abfällen. Man kann sie zu Hause gut hinstellen, bloß anschauen und auch gebrauchen, verschenken ebenfalls. Andreas Mikus zeigt ein Bild von einer Trash-Art-Feuerschale: zusammengeschweißt aus lauter Hufeisen. Das kann er auch. Macht er auch. Was natürlich passt zu dem Mann vom Pferdehof.

Auf die Idee für den besonderen Schiebock kam die Gruppe nicht aus Versehen. Andreas Mikus gehört zu denen, die helfen wollen, für die 790-Jahrfeier in Bischofswerda etwas auf die Beine zu stellen. Unter anderem auf seine Kappe geht die Idee für den Schiebock-Wettbewerb, durch den so viele Exemplare des besonderen Gefährtes entstehen sollen, dass eine Besichtigungstour durch Bischofwerda zusammengestellt werden kann, die sich lohnt. Natürlich könne er nicht initiieren, ohne selbst etwas anzubieten. Bei dem, was er und seine Freunde jetzt machen, könne er sein Hobby sehr gut einbringen. „Echt ein Männerspielzeug“, sagt er und freut sich.

Gebaut werden kann am Super-Schiebock in einer Halle beim Netzwerk, die jetzt dafür provisorisch eingeräumt ist. Schweißgerät, Winkelschleifer, Schmiedeutensilien und Material werden herangeholt und wieder weggeräumt. Es gibt aber die Idee, aus dieser Halle eine zu machen, in der solche und andere kreativen Arbeiten künftig ständig möglich sind und die als Kurse angeboten werden. Es gehe darum, zusammen Spaß zu haben und gleichzeitig alte Handwerkstechniken wie Schmieden, Schweißen oder Glasmachen anzuwenden, um sie dadurch zu bewahren, sagt Andreas Mikus. Die Angebote sind für Jugendliche gedacht und für Erwachsene. Wer will, könne hier dann was für sich machen, etwas, das Sinn hat. Etwas, das man mit nach Hause nimmt und das dann dort weiter Freude macht. Ins Große und Ganze eingeordnet kann man aber auch sagen: Es soll mit dem Angebot dazu beigetragen werden, Traditionen und Brauchtum der Oberlausitz zu pflegen und zu leben. „Viele traditionelle Handwerke stehen kurz vor dem Aussterben durch die Überalterung der Handwerker und weil es für junge Leute oftmals wenig attraktiv erscheint, sich hier zu betätigen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Es sei darum auch ein Ziel, junge Menschen, insbesondere Schüler ab zwölf Jahren, für die in der Region traditionellen Handwerkstechniken zu begeistern. Zwei Fördermittelanträge für die Umsetzung der Idee sind gestellt, die Stadt Bischofswerda, die Marketinggesellschaft Oberlausitz und die Handwerkskammer unterstützen das Vorhaben.

Attraktive Preise

Für den Schiebock-Bau aus Schrottabfällen war Begeisterung Grundlage. Und von Berufs wegen können einige aus der Truppe die alten Handwerkstechniken sogar richtig gut. Wenn sie es schaffen, durch ihr Objekt andere anzuregen, auch eine Idee für den Schiebock-Wettbewerb zu haben, wäre es schön, sagt Andreas Mikus. Das Mitmachen lohnt sich. Vieles, das entsteht, soll möglichst von Dauer sein und macht schon mal Schiebock schöner. Andererseits sind attraktive Preise ausgelobt, darunter ein Rundflug über Bischofswerda, Alpaka-Touren, ein Camp-Aufenthalt, ein französischer Schlemmerkurs oder Gaststättengutscheine. Wichtig ist, dass das Exponat keine Schutz- und Markenrechte verletzen darf. Es entscheidet eine Jury. Stichtag für das Einreichen von Wettbewerbsbeiträgen ist der 18. Juli.

Fragen zum Schiebock-Wettbewerb beantwortet der Leiter des Organisationskomitees, Sascha Hache. Bei ihm gibt es auch die Anträge zur Teilnahme, 03594 786216,

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