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Die Schinderei mit den Salzsäcken

Bauhofmitarbeiter müssen die Winterdienstfahrzeuge noch per Hand mit Streusalz füllen. Bald soll die Knochenarbeit ein Ende haben. Nicht jeder ist dafür.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Priestewitz. Die Priestewitzer Bauhofmitarbeiter kommen zurück. Anstrengende Morgenstunden liegen wieder hinter ihnen. Sie haben die Straßen von Schnee beräumt und Salz gestreut. Doch ihre Arbeit ist noch längst nicht getan. Jetzt bereiten sie schon den nächsten Tag vor. Die Winterdienstfahrzeuge müssen wieder mit Streusalz befüllt werden. In Priestewitz bedeutet das noch Handarbeit.

Bauhofleiter Frank Dietrich fährt den Traktor, an dem hinten ein Streusalzbehälter montiert ist, an die Rampe hinter der Lagerhalle. Dann geht die Tür auf und seine Mitarbeiter schaffen mit Sackkarren das Streusalz herbei. 50 Kilo wiegt jeder einzelne Salzsack. 25 Säcke passen in den Behälter. Sie müssen von einer Palette gehoben, auf die Rampe geschoben, aufgeschlitzt und dann in den Behälter gekippt werden. Muskelkraft ist gefragt. Alle Mann machen mit. „Früher, als wir jung waren, haben wir die Säcke auf die Schulter genommen“, erzählt Dietrich. Aber mittlerweile sei das Handbefüllen mit Säcken für ihn und die meisten seiner Kollegen eine echte Schinderei.

Doch das könnte im nächsten Winter ein Ende haben. Der Priestewitzer Gemeinderat soll auf seiner nächsten Sitzung am kommenden Mittwoch darüber abstimmen, ob ein Streusalz-Silo gekauft wird oder nicht. Mit diesem ist es ein Leichtes, die Streufahrzeuge zu befüllen. Einfach drunterfahren, Salz reinschütten lassen und fertig. „Das wäre für uns schon eine enorme Arbeitserleichterung“, hatte Dietrich in einer der vergangenen Gemeinderatssitzungen gesagt, als die geplante Anschaffung des Salzsilos erstmals auf der Tagesordnung stand. Mehrere Gemeinderäte zeigten damals Verständnis für die körperliche Belastung der Bauhofmitarbeiter und betonten, dass deshalb das Silo notwendig sei. Nur Gemeinderätin Manuela Schietzel sprach sich gegen die Anschaffung aus. Deren geplante Kosten von voraussichtlich 29 000 Euro seien ihr zu hoch. Wie viel das Salzsilo tatsächlich kosten wird, wird am nächsten Mittwoch entschieden. Dann soll der Gemeinderat den Kauf an den günstigsten Anbieter vergeben.

Von Unfallkasse ermahnt

Auslöser für den Kauf des Streusalzsilos waren nicht etwa Beschwerden der Bauhofmitarbeiter, sondern die Unfallkasse Meißen. Sie hatte die Gemeinde Priestewitz aufgefordert, die Lastenhandhabungsverordnung zu beachten. Danach sei eine manuelle Handhabung schwerer Lasten, wie in diesem Fall 50-kg-Säcke, die zur Gesundheitsgefährdung führen können, generell zu vermeiden. Auch die Art und Weise des Befüllens der Winterdienstfahrzeuge mit Sackkarre und selbstgebauter Rampe sei mit Arbeitsschutzbestimmungen nicht vereinbar. „Die Gemeindeverwaltung hat sich deshalb klar für die technische Lösung und die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter entschieden“, sagt Bürgermeisterin Susann Frentzen.

Zudem sei das Befüllen des Salzsilos günstiger als die Abpackungen in Säcken. 25-Kilo-Säcke werden mit einem Sommerpreis von rund 120 Euro pro Tonne angeboten. Der Sommerpreis für loses Streusalz in Silos sei mit rund 85 Euro pro Tonne deutlich billiger. Bei einem Silo, das 50 Kubikmeter Streusalz aufnehmen kann – das sind umgerechnet 80 Tonnen – bedeutet das eine Einsparung von 2 800 Euro.

Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 30 Tonnen würde der Inhalt eines Silos knapp drei Winter reichen. „Je nachdem wie viel es schneit“, sagt Frank Dietrich. Rund 40 Paletten mit jeweils 1050 Kilogramm Streusalz stehen noch im Lager des Priestewitzer Bauhofs. „So wie es aussieht, werden sie noch in diesem Winter gebraucht“, sagt er. Die müssen er und seine Leute aber noch per Hand ausschütten, denn das Silo kommt frühestens im Mai.