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Die Saugwürmer sind besiegt

Seit dem Wochenende läuft wieder Wasser ins Weinböhlaer Elbgaubad. Das Gesundheitsamt musste das Bad sperren.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Weinböhla. Peter Fröbel und Andreas Engst, der Badleiter und sein Kollege, haben in den letzten Tagen richtig klotzen müssen. Reichlich fünf Tonnen Grünschlick türmen sich in der Ecke des Schwimmbeckens vom Elbgaubad Weinböhla. Beinahe nochmals so viel ist schon rausgeschafft.

Die Spitzhornschnecke ist der wesentliche Zwischenwirt für die Saugwürmer.
Die Spitzhornschnecke ist der wesentliche Zwischenwirt für die Saugwürmer. © René Plaul
Jede Menge Pflanzen und Schlick wurden aus dem Bad rausgezogen.
Jede Menge Pflanzen und Schlick wurden aus dem Bad rausgezogen. © Norbert Millauer

Alles Pflanzen, die bei der warmen Witterung wie wild in dem Naturbad wachsen. Was normalerweise nur jene bemerken, die sich im klaren Wasser auf Tauchgang begeben, sorgte vor zwei Wochen für Aufregung im Bad. Immer wieder meldeten sich Badegäste mit geröteten Hautstellen. Rote Flecken, die wie Mückenstiche juckten. Die Zahl der Betroffenen nahm zu.

Badleiter Fröbel informierte die Gemeinde, Bauamtsleiterin Julia Schneider ist seine Vorgesetzte. Sie gab beim Gesundheitsamt Bescheid. Die Fachleute nahmen Wasserproben und untersuchten diese im Labor. Das Ergebnis: Im Wasser wurden sogenannte Saugwürmer festgestellt. Diese suchen sich auch den Menschen als Wirt und verursachen schließlich das Jucken.

Das Bad wurde gesperrt. Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) ordnete an, dass es nach dem Frühjahrsreinigen erneut eine große Hygieneaktion für das Elbgaubad geben soll. Peter Fröbel: „Das bedeutet zuerst fast eine Woche abpumpen, und zwar schneller als das Wasser übers Grundwasser wieder zulaufen kann.“

Schon während des Abpumpens zerrten der Badleiter und Andreas Hengst mit großen Rechen Pflanzen vom Badgrund weg. Denn die Pflanzen sind der ideale Nistplatz für Spitzhornschnecken. Andreas Engst hat noch mal genau nachgelesen, wie die Saugwürmer ins Badewasser kommen. Zuerst sind da die Enten. Diese transportieren Eier von der Spitzhornschnecke und bringen sie, vor allem nachts, wenn im Bad alles ruhig ist, ins Wasser.

Sind die Eier dort, entwickeln sich bei warmer Witterung daraus sogenannte Wimpernlarven. Die suchen wieder Schnecken zum Andocken und als Nahrungsgeber. Dort vermehren sie sich ungeschlechtlich und bilden sogenannte Zerkarien, die sich wieder an die Ente heften, um in deren Gefieder zu den Saugwürmern heranzuwachsen und letztlich durchs Wasser schwirren.

Vor allem die großen Schnecken seien es, welche die Eier von den Enten kommend aufnehmen. Fröbel und Engst haben davon viele an den Pflanzen gefunden. Mit dem Grünzeug wurden die allerdings ins Trockene befördert. Nach der Aktion Pflanzen raus haben die beiden Männer obendrein noch viel Bodenschlamm mit einem dicken Schlauch in den Abflusskanal befördert. Von dort wurde das Ganze abgepumpt – raus aus dem Bad.

Engst: „Wir haben jetzt die Enten verjagt, die es sich hier gemütlich gemacht hatten. Und die Masse der Schnecken ist auch raus. Ob wir alles erwischt haben, kann keiner versprechen.“ Jedenfalls war das Elbgaubad bis zum Wochenende so gereinigt wie selten ein Naturbad. Die Männer vom Weinböhlaer Bauhof haben zudem geholfen, den Grünschlick mit Baggergreifer und großem Container abzufahren.

Am Wochenende, so Peter Fröbel, habe man das Abpumpen beendet. Damit kann sich das Bad an der Dresdner Straße in Weinböhla wieder mit Wasser füllen. Anderthalb bis zwei Wochen wird das dauern, sagt der Badleiter voraus. Mit Julibeginn könnte das Bad wieder genutzt werden. Die Betreiber der Gemeinde hoffen dann weiter auf schönes Wetter. Und keine neuen Saugwürmer, die jetzt jedenfalls erst einmal besiegt sind.