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Die Sandsack-Fabrik

Das Technische Hilfswerk entwickelt eine Anlage zum Hochwasserschutz. Die arbeitet nur im ganz großen Stil.

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© THW

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Beim letzten großen Hochwasser 2013 hat das Technische Hilfswerk (THW) eine große Station zum Füllen von Sandsäcken an der Autobahn bei Wilsdruff aufgebaut. Über 500 Helfer waren dort im Einsatz. Damals war viel Improvisation dabei. „Wir haben gesehen, dass wir dort einiges verbessern können‘“, sagt Lars Werthmann, der Ortsbeauftragte des THW in Dippoldiswalde. Inzwischen haben die Helfer vom Ortsverband Dippoldiswalde das Konzept für eine regelrechte Sandsack-Fabrik entwickelt, wie Maik Bergner sie nennt. Er ist Zugführer beim THW in Dippoldiswalde und für die Sandsackanlage verantwortlich. Im Unterschied zu einer richtigen Fabrik steht sie aber nur in Bereitschaft, um im Hochwasserfall dort aufgebaut zu werden, wo Bedarf besteht. Auf der Messe „Florian“ in Dresden diesen Monat hat der Ortsverband Dippoldiswalde die Anlage vorgestellt.

Freiwillige Helfer konnten damit so schnell neue Säcke füllen, dass die THW-Mitglieder Mühe hatten, sie schnell genug zu verbauen.
Freiwillige Helfer konnten damit so schnell neue Säcke füllen, dass die THW-Mitglieder Mühe hatten, sie schnell genug zu verbauen. © THW
Wie wichtig Sandsäcke im Ernstfall sind, hat sich beim Hochwasser im Juni 2013 hier in Sadisdorf gezeigt.
Wie wichtig Sandsäcke im Ernstfall sind, hat sich beim Hochwasser im Juni 2013 hier in Sadisdorf gezeigt. © Kampraths

Bei der Entwicklung haben die THW-Leute mehrere Ziele verfolgt. Dabei sind sie auch über ihren Schatten gesprungen. Eigentlich gehört zur Mitarbeit beim THW unbedingt eine gründliche Ausbildung. Schließlich bedienen seine Helfer teure Technik. Bei der neuen Anlage zum Füllen von Sandsäcken setzen sie aber auf die Unterstützung von spontanen Helfern. Bei den Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre haben sich immer viele Freiwillige gemeldet. Diese Mitarbeit wird jetzt von vornherein eingeplant.

Planung mit freiwilligen Helfern

„Dafür müssen wir uns auch umstellen“, sagt Werthmann. Das THW ist eine Einrichtung des Bundes, in der strikte Regeln gelten. Es gibt eine Hierarchie mit klaren Anweisungen. Damit auch ungebundene Helfer mitmachen können, weicht das THW davon ein wenig ab. So pflegt der Ortsverband Dippoldiswalde seinen eigenen Auftritt bei Facebook, für den Peter Ebert verantwortlich ist. Wenn Helfer zum Sandsackfüllen benötigt werden, wird er sie über diese Netzwerke im Internet aufrufen und hoffen, dass genügend kommen. Wenn also viele ungebundene Helfer mitmachen, wäre das erste Ziel erreicht.

Das zweite Ziel ist eine möglichst effiziente Arbeit, damit in großem Stil Sandsäcke produziert werden. Dafür hat der Ortsverband eigene Technik angeschafft, die ein THW-Ortsverband normalerweise nicht besitzt. Die Finanzierung haben die Dippser über den THW-Helferverein und Sponsoren organisiert. So haben sie Ausrüstung für rund 100 000 Euro beschafft. Kernstück sind zwei Sandsackfüllanlagen, dazu ein Notstromaggregat, 20 000 leere Sandsäcke und vieles mehr. Der Landkreis hat einen ausgemusterten Radlader gesponsert. Die THW-Ortsvereine Dippoldiswalde und Pirna haben die Anlage im Sommer in Dürrröhrsdorf getestet. Dort drohte ein Damm undicht zu werden und wurde mit einem Wall aus Sandsäcken repariert. Einwohner aus dem Ort haben mitgeholfen. „Das Füllen geht sehr schnell. Die Helfer aus beiden Ortsvereinen hatten Mühe, die Säcke so schnell zu verbauen, wie sie gefüllt wurden“, berichtet Maik Bergner. Die Sandsackfabrik hat also funktioniert.

Diese Technik ist aber nur dann sinnvoll, wenn wirklich Sandsäcke in Größenordnungen benötigt werden. Wenn bei einem lokalen Gewitter eine Feuerwehr einige Hundert Sandsäcke benötigt, lohnt es sich nicht, die Anlage aufzustellen. Dafür sieht das THW-Konzept vor, dass an verschiedenen Stellen im Kreis Vorräte liegen, wo sich die zuständige Feuerwehr etwas holen kann. Bei Hochwasserwarnstufe zwei mit steigender Tendenz werden die Fachleute vom THW aktiv, und ab Warnstufe drei bauen sie ihre Füllstation auf, um im großen Stil Säcke bereitzustellen.

Die Anlage ist mobil und kann auf jedem geeigneten Platz aufgebaut werden. Damit im Ernstfall aber keine Zeit mit der Suche nach einem Standort verloren geht, will das THW vier Plätze im Landkreis für die Füllanlage vereinbaren, einen im Raum Freital, einen in Dippoldiswalde, einen entlang der Elbe und einen im Gebiet um Sebnitz und Neustadt. Die Plätze sollten hochwassersicher und verkehrsgünstig gelegen sein sowie mit Lkws zu befahren sein. Ein Sportplatz käme dafür nicht infrage, aber ein Parkplatz oder ein Betriebshof wäre günstig. „Wir sind dafür im Kontakt mit den Bürgermeistern, um geeignete Standorte zu finden“, sagt Lars Werthmann.