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Die Robin Hoods von Königswartha

Auf dem Gelände der Schießanlage im Gewerbepark entsteht ein 3D-Parcours für Bogenschützen. Und noch mehr.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Königswartha. Wildschwein und Erdhörnchen sind schon angekommen, 28 weitere Ziele sollen dazu kommen. Alle diese (vor allem) Tiere sind Bestandteil eines 3D-Parcours für Bogenschützen, der derzeit in Königswartha entsteht. Konzipiert und gebaut wird er von Andreas Mühle, selbst seit über 20 Jahren Bogenschütze. Nun hat er im Sächsischen Militärverein 1870 Königswartha und Umgebung einen Partner gefunden, der ihn bei der Umsetzung seiner Idee unterstützt.

Damit aber auch das Bogenschießen angeboten werden kann, wurde ein weiterer Verein gegründet, der Traditions- und Förderverein Schießanlage Königswartha. Auf dem Gelände nahe der Truppener Straße hat der jüngste Sturm eine ganz schöne Unordnung angerichtet. In den vergangenen Wochen haben Andreas Mühle und einige Helfer vom Verein die umgeknickten Bäume beseitigt und aus dem Wald geholt. „Sicherheit geht vor“, sagt Andreas Mühle. Und er weiß schon genau, wo die ersten zehn Ziele für die Strecke stehen werden. Neben Wildschwein und Erdmännchen soll es auch noch Wolf, Dachs, Hase, Bär und einen Ententeich geben. Doch dazu später, denn Andreas Mühle möchte am ersten Maiwochenende gern die ersten Gäste begrüßen.

Auch bei den Standorten für die Ziele setzt er absolut auf Sicherheit, hat ein Gerät entwickelt, mit dem es einfach ist, die Sicherheitsabstände zu erkennen und zu kennzeichnen. So ist es immer günstig, wenn hinter dem Ziel ein Hügel ist. Aber Mühle will auch die Gegebenheiten des rund 20 bis 30 Hektar großen Geländes nutzen. Da sich hier zu DDR-Zeiten eine Munitionsfabrik befand, gibt es noch Bunker. Auch darin oder darein soll geschossen werden. „Das ist ja das Spannende an solch einem Parcours: Es sind nicht nur unterschiedliche Ziele, sondern die Lichtverhältnisse und die unterschiedliche Entfernung bilden eine große Herausforderung“, sagt Mühle. Er will noch weitere Eingänge freilegen. Der Parcours, der gleichermaßen für Kinder, Männer, Frauen und für den Wettkampf der Bogenschützen geeignet sein wird, ist rund drei Kilometer lang. Während sich die Bogenschützen beim Schießen auf Scheiben bemühen, das Gold in der Mitte zu treffen, nennt sich das Ziel bei den tierischen Zielen Kill. Andreas Mühle freut sich, dass sich sogar schon die Nationalmannschaft im 3D-Schießen für sein Vorhaben interessiert. „Vielleicht können hier dann ja irgendwann einmal auch Wettkämpfe stattfinden“, denkt Mühle voraus. Dass er sich jetzt ganz diesem Vorhaben widmen kann, verdankt er dem Militärverein. Dort arbeitet er jetzt sozusagen als der Mann für (fast) alles. Bis August des vorigen Jahres hat der 61-Jährige noch einen Verleih für Elektrofahrzeuge am Dreiweiberner See in Lohsa betrieben. Dort wohnt er jetzt auch. Doch aus wirtschaftlicher Sicht musste er sich von diesem Angebot trennen. „Hier bin ich an der Politik und der Gesetzgebung gescheitert“, sagt Mühle enttäuscht. Da er aber schon seit Jahren auch als Sportschütze trainiert, kam er mit den Königswarthaern ins Gespräch. Die fanden die Idee mit dem Bogenschießsport super und boten Andreas Mühle zur Umsetzung den Arbeitsplatz an.

Mehrfacher Meister

Für Andreas Mühle gibt es keinen besseren Sport als das Bogenschießen. Die Sportart hat allerdings auch viel mit Disziplin und Willen zu tun. „Für mich ist es das beste Mittel, um runterzukommen. Spätestens nach zwölf Pfeilen bin ich frei im Kopf“, sagt er. Und er möchte diesen Sport auch den Kindern und Jugendlichen vermitteln. Als er noch in Radibor wohnte, betreute er den Nachwuchs eines Bautzener Schützenvereins, er hat auch die Trainer-C-Lizenz für den Breitensport. Auch in Königswartha könnte er sich vorstellen, eine Trainingsgruppe aufzubauen. Derzeit trainiert Tjark Richter, der die fünfte Klasse der Paulus-Schule besucht, bei Andreas Mühle. „Mir gefällt dieser Sport gut“, sagt er. Vielleicht wird auch seine Schwester nach dem Abitur wieder mit einsteigen.

Wer über das Bogenschießen spricht, kommt zwangsläufig auf Robin Hood. Der kann Dinge, die man sich nicht vorstellen kann. Aber, so Andreas Mühle, alles, was man an Bogenschießkunst im Film Robin Hood sieht, ist wahr und kann wirklich so geschossen werden. Gern erzählt er von Beispielen aus seiner Laufbahn, immerhin war er mal ostdeutscher Meister und mehrfacher Sachsenmeister, auch im 3D-Schießen. Ein Augenleiden beendete seine Laufbahn 2012. Doch nun kann er wieder trainieren und freut sich auf den Parcours. Wenn alles gut weiter läuft, will er ihn am ersten Maiwochenende erstmals anbieten. Eine Runde kostet 15 Euro, Bögen und Pfeile können ausgeliehen werden. Dafür wird dann eine Hütte am Vereinsgelände aufgebaut. Im Gelände können auch Wohnmobile stehen oder Zelte aufgebaut werden. Strom und Wasser wird bereitgestellt.

www.schiessanlage-koenigswartha.de