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Die Rammenauer und ihr Mutmacher

Unser Leben wandelt sich ständig und immer rasanter. Eine neue Ausstellung motiviert, sich dem nicht zu verschließen.

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© Wolfgang Schmidt

Von Wolfgang Schmidt

Rammenau. Philosophie leicht erklärt, so dass es jeder verstehen kann: Zum dritten Mal in Folge widmet sich die Jahresausstellung im Alten Gefängnis von Rammenau dem im Ort geborenen Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762 bis 1814). Und wieder war es die Rammenauerin Steffi Huste, die diesmal das Thema „Gedanken über das Leben – Johann Gottlieb Fichte und wir“ wählte.

Auf neun Informationstafeln werden Zitate des großen Denkers vorangestellt. Dabei geht es um solche Themen wie Verantwortung für sich und für andere, um die Liebe, um Vertrauen, um das Lernen und um die Fähigkeit zu Veränderung. Steffi Huste hinterfragte sie, suchte und fand dafür eigene, leicht verständliche Worte. „Bei Fichte geht es um das, was das Leben ausmacht. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Gerade in einer Zeit, in der unser Zusammenleben von ständiger Veränderung geprägt ist“, sagt Steffi Huste. Hilfe erhielt sie von ihrer 26-jährigen Tochter Theresa, die sich in ihrer Masterarbeit der Bildungswissenschaft mit Fichte beschäftigte. Entstanden ist eine Ausstellung in Wort und Bild, die die Besucher anregen soll, sich Gedanken über das Leben zu machen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Genau das war auch Johann Gottlieb Fichtes Anliegen in seiner Zeit.

Auf einer der Tafeln wird Fichte zitiert: „Hält mich auch kein anderer beim Wort, so wird es desto mehr Pflicht, dass ich mich selbst dabei halte.“ Es geht um gegenseitiges Vertrauen als stabiler Baustein menschlicher Beziehungen. Die Achtung, die sich Menschen entgegenbringen, gründet sich auf einen nicht geringen Teil darauf, ob jemand sein Wort hält. Vertrauenswürdigkeit ist eine Eigenschaft des Menschen, die heute hoch im Kurs steht, weil sie nicht mehr so oft vorkommt, nicht nur in der Politik. Die Fotos der Ausstellung führen diesen Gedanken weiter.

Grit Schülke, Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung, fotografierte, erhielt Fotos von Rammenauern und fügte sie zu jedem Themengebiet ein. Auf einer Tafel werden Ausstellungsbesucher eingeladen, ihre Gedanken aufzuschreiben. „Die Meinungen sind uns wichtig für weitere Projekte“, sagt Steffi Huste. Nächstes Jahr soll im alten Rammenauer Gefängnis wieder an Fichte erinnert werden.

Das Alte Gefängnis befindet sich an der Fichtestraße direkt auf dem Weg vom Dorfplatz zum Barockschloss. Die Ausstellung dort ist eine von drei Expositionen, die seit dem Osterwochenende in Rammenau zu sehen sind. In der zur Kulturoase umfunktionierten ehemaligen Schmiede am Dorfplatz gibt es zwei weitere Ausstellungen. Unter dem Motto „FarbenSpiel“ gestaltete Katrin Müller ihre Werke, vor allem mit Acrylfarbe. Voran rückte sie eine gemalte Hortensie - eine Hommage für Rammenau, denn dieses attraktive Gewächs ist ortstypisch. Torsten Müller, Leiter des Bischofswerdaer Fotoclubs „Kontrast“, wiederum brilliert mit großformatigen Fotos aus dem Weltall. Obwohl oft mit Langzeitbelichtungen von mehreren Stunden aufgenommen, sind die Sterne wirklich nur als Punkte zu erkennen.

Die drei Ausstellungen sind bis Oktober zu sehen. Geöffnet sind das Alte Gefängnis und die Schmiedescheune täglich 9 bis 18 Uhr. Die Fotoausstellung ist sonnabends und sonntags 13 bis 16 Uhr sowie an Wochentagen zu den Öffnungszeiten der Gemeinde zu sehen. Der Eintritt von einem Euro dient dem Erhalt des Alten Gefängnisses und weiterer Denkmale im Ort.