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Die Preisspirale dreht sich

Kommunen und Private müssen sich im Bau auf weiter steigende Kosten einstellen. Die Gründe sind vielfältig.

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© Norbert Millauer

Von Uta Büttner

Landkreis. Bauherren erleben derzeit ihr blaues Wunder. Besonders dann, wenn sie die Angebote der Baufirmen studieren. Sowohl Private als auch Kommunen klagen über steigende Baukosten. So hat kürzlich der Radebeuler Stadtrat den Bau des Gottesackers trotz einer Kostenerhöhung um 24 Prozent für den Straßenbau die Maßnahme bewilligt. Ein anderes Beispiel ist der Erweiterungsbau der Oberschule Kötitz in Coswig. 850 000 Euro wurden veranschlagt, mehr als eine Million verschlang der Bau. Die Baukosten der ersten Phase für die Staatsstraße S 96 durch Volkersdorf bis März 2018 sind bereits jetzt um 900 000 Euro auf 2,6 Millionen gestiegen. Das gesamte Vorhaben soll laut Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) 3,6 Millionen Euro kosten. Bei der Berechnung sei man von vergleichbaren Vorhaben der vergangenen Jahre ausgegangen. Aufgrund der Kostenentwicklung gehe das Lasuv mit Sicherheit davon aus, dass die geplante Bausumme nicht ausreichen werde.

Seit etwa drei Jahren beobachten die Kommunen diesen Trend. Wobei Radebeul dies nicht pauschal für den Straßenbau bestätigen kann, aber beispielsweise Weinböhla gerade im Tiefbau erhöhte Preise bemerkt. Einige Maßnahmen in Radebeul lägen im Bereich der Kostenberechnungen. Doch tendenziell steigen die Kosten – darin sind sich die Städte und Gemeinden im Umland einig. Die Folge, gerade im Zusammenhang mit Fördergeldern: Es kommt zu Verzögerungen. Denn erhöhte Kosten müssen angezeigt und begründet werden, Anträge auf höhere Förderungen müssen gestellt werden. Hinzu kommt die Absicherung höherer Eigenmittel, wofür mitunter Stadtratsbeschlüsse nötig sind. So geschehen beim Kötitzer Schulbauprojekt. Deshalb dauerte der Bau ein halbes Jahr länger.

Doch bisher konnten alle Kommunen ihre Baumaßnahmen finanzieren. Lediglich Weinböhla musste die öffentlichen Ausschreibungen zur Instandsetzung der Steinbacher Straße und des Auerweges aufheben, da die Angebotspreise weit über den Berechnungen lagen. Für die Steinbacher Straße wurde daraufhin der Leistungsumfang gekürzt. Eine erneute, beschränkte Ausschreibung war laut Gemeinde nun erfolgreich, sodass mit zwei Monaten Verzögerung dieses Vorhaben voraussichtlich am 14. September starten wird. Der Bau des Auerweges hingegen als Bestandteil des Förderprogramms „Brücken in die Zukunft“ werde nicht wie geplant in diesem Jahr realisiert werden können. Die Einkürzung der Maßnahme muss zunächst im Gemeinderat beschlossen werden, das Investitionsprogramm ist zu ändern und ein geänderter Fördermittelbescheid muss bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) beantragt werden.

Auch klagen alle Kommunen im Umland über zu wenige Angebote, manchmal gebe es nur eins oder sogar gar keins. „Bei öffentlichen Ausschreibungen gibt es durchschnittlich nicht mehr als drei Bieter. Und das ist sehr wenig“, teilt Moritzburgs Bauamtsleiterin Birgit Hohmann mit. Zum Teil nachgeschaltete, beschränkte Ausschreibungen führten aber bisher bei allen zu einem Ergebnis.

Die Gründe für die vor allem in den vergangenen zwei Jahren gravierend gestiegenen Kosten sind vielfältig, erläutert Dieter Thomas vom Bauplanungs- und Ingenieurbüro Hauswald und Thomas in Radebeul. Seine Firma ist bereits seit 1990 im Hochbau am Markt. Am Extremsten kam es zur Preiserhöhung bei Trockenbau-Profilen, die beim Einbau von Trockenbauwänden benötigt werden. Profilhersteller erhöhten im Sommer 2016 die Preise insgesamt um 25 Prozent. Im Frühjahr 2017 kamen noch einmal etwa 15 hinzu. Innerhalb eines halben Jahres haben sich also die Materialkosten für Trockenbauprofile um 40 Prozentpunkte erhöht. Hersteller gaben als Gründe die Verknappung am Rohstoffmarkt und die Einführung der Strafzölle für Baustahl aus China und Russland durch die EU im April vorigen Jahres an. Aber auch bei allen weiteren Materialkosten kam es durchschnittlich zu einer Preiserhöhung um etwa fünf Prozentpunkte.

Und auch eine gute Auftragslage bei gleichzeitigem Fachkräftemangel gehört zu den Ursachen. „Die Baufirmen klagen, dass sie keine Lehrlinge mehr finden“, sagt Thomas. Firmen mussten deshalb schon ihre Produktion von zweischichtig auf einschichtig umstellen. Entsprechend verlängern sich die Lieferzeiten. Zudem sorgen behördliche Forderungen für einen Kostenanstieg. So müssen heute beispielsweise oftmals qualifizierte Brandschutzplaner mit einbezogen werden. Nicht zuletzt steigen auch die Kosten bei der Entsorgung von Baumaterialien. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.