Merken

Die Post steht auf der Kippe

Seit die Sparkasse geschlossen hat, verzeichnet der Familien- Shop viel weniger Umsatz. Die Betreiberin denkt ans Aufhören.

Teilen
Folgen
© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Seit Jahresbeginn gibt es in Ebersbach keine Sparkassen-Filiale mehr. Bargeld bekommen die Einwohner zwar in der Fleischerei Freund – wenn die geöffnet ist. Doch täglich müssen zum Beispiel Geschäftsleute jetzt nach Radeburg fahren, um ihre Tageseinnahmen einzuzahlen. Denn diese Möglichkeit ist in Ebersbach weggefallen.

Noch fünf Jahre bis zur Rente

Das merkt auch Martina Schönfelder, die hinter dem Sparkassengebäude seit 15 Jahren ihren Familien-Shop betreibt. Hier gibt es Haushalt-, Schreib- und Spielwaren, Schulbedarf und Strümpfe. Und eben auch Postdienstleistungen. „Mein Umsatz ist seit diesem Jahr um drei Viertel zurückgegangen“, sagt Martina Schönfelder. Fünf Jahre hat sie noch bis zur Rente, wollte ihren Laden eigentlich bis dahin halten. Doch ob sie das schafft, ist jetzt fraglich. Zwar gehört ihr das Gebäude, sie muss keine Miete zahlen. Aber ein Zuschussgeschäft möchte sie nicht machen.

Schon hat die Ebersbacherin die Verkaufsfläche halbiert: von 120 auf 60 Quadratmeter. Vor zwei Jahren hat sie mit dem Service des Lottospiels aufgehört, denn das wurde immer weniger nachgefragt. Auch den Quelle-Shop betreibt Martina Schönfelder schon lange nicht mehr. „2006 wurde mir das Postbank-Geschäft gekündigt, weil ich zu klein bin“, so die Ladeninhaberin.

Noch ist sie die einzige Anbieterin von Post-Dienstleistungen in Ebersbach. Andere Postunternehmen darf Martina Schönfelder der Konkurrenz wegen nicht in den Laden nehmen. Auch Kunden aus den Ortsteilen kommen zu ihr, wenn sie im Ort etwas zu erledigen haben. Aber die Erledigungen werden immer mehr in die Städte verlagert. Die Geschäftsinhaberin muss jetzt selbst täglich nach Radeburg fahren zum Einzahlen der Einnahmen.

Rentner, die nicht so mobil sind, halten ihr bislang noch am meisten die Treue. Denn sie wollen nicht wegen Kleinigkeiten woandershin fahren. Doch das Geschäft allein lohnt sich für Martina Schönfelder nicht. Nun überlegt sie: „Ich habe bei der Post ein halbes Jahr Kündigungsfrist“, so die Ebersbacherin. Würde sie jetzt den Vertrag kündigen, wäre im Sommer Schluss. Dann könnte sie aus dem Laden eine Wohnung machen und hätte stabile Mieteinnahmen. Doch was würden die Ebersbacher dazu sagen? Die Geschäftsfrau hofft noch auf eine Trendwende.

Insgesamt hat die Sparkasse Meißen zu Jahresende 2016 elf Geschäftsstellen und Selbstbedienungsstandorte, vor allem auf dem Land, dichtgemacht, so auch in Schönfeld, Großenhain-Hauptmarkt, Zehren, Krögis, Klipphausen und Coswig. Als Grund wurden zu hohe Kosten genannt. Probleme gibt es seitdem zum Beispiel auch in Stauchitz. Bürgermeister Frank Seifert (parteilos) machte seinerzeit gemeinsam mit dem Schönfelder Bürgermeister Weigel mobil gegen die Sparkassen-Schließungen. In Ebersbach gab es keinen nennenswerten Protest. Nun bekommen die betreffenden Orte den Frust der Leute direkt zu spüren.

Ähnliche Probleme in Stauchitz

Genervt ist zum Beispiel Andreas Richter, der Edeka-Märkte betreibt. An seinem Stauchitzer Markt sollte ein neuer Geldautomat aufgestellt werden. Doch es tut sich nichts. „Wenn sich ein solcher Automat für die Bank rechnen würde, wäre er längst da“, vermutet der Edeka-Chef. Vor einiger Zeit hat schon die Volksbank in Stauchitz die Schotten dichtgemacht. Nicht nur Andreas Richter kritisiert das: „Ich kann nicht verstehen, dass die Volksbank und die Sparkasse Meißen als regionale Banken den ländlichen Raum derart vernachlässigen“, sagt der Kaufmann.

In Schönfeld müssen Geschäftsleute zum Geldeinzahlen jetzt ebenfalls nach Großenhain oder Radeburg fahren. Manche sind zur Raiffeisenbank Lampertswalde gewechselt, andere nutzen jetzt die Sparkasse in Ortrand.