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Die Post kommt auf leisen Sohlen

Vom Harthaer Zustellzentrum aus starten täglich zwölf Street-Scooter. Das sind die Elektroautos der Post.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Zwischen 9 und 10 Uhr gleicht der Parkplatz vor dem Postverteilerzentrum an der Döbelner Straße einem Bienenschwarm. Um diese Zeit bestücken die Zusteller ihre Fahrzeuge, packen Briefe und Päckchen ein. Zu ihnen gehört auch Diana Kurtze. Sie fährt einen der zwölf Street-Scooter, die seit Anfang des Jahres im Einsatz sind. Dabei handelt es sich um Elektroautos, die speziell für die Brief- und Paketzustellung von der Deutschen Post DHL Group mit der Posttochter Street-Scooter GmbH entwickelt worden sind. „Die Fahrzeuge sind leise, haben eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern in der Stunde und sparen durch ihren Einsatz drei Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Fahrzeug ein“, so Tina Birke, Pressesprcherin der Post für Brandenburg und Sachsen.

Im Auto gibt es statt eines Beifahrersitzes einen Briefbehälter.
Im Auto gibt es statt eines Beifahrersitzes einen Briefbehälter. © Dietmar Thomas
Die Zustellerin hat von allen Seiten auf die Ladefläche Zugriff. Weil diese hoch ist, entfällt das Bücken.
Die Zustellerin hat von allen Seiten auf die Ladefläche Zugriff. Weil diese hoch ist, entfällt das Bücken. © Dietmar Thomas
Anlässlich der Vorstellung der Fahrzeuge gab es eine Torte aus Miriams Konditorei.
Anlässlich der Vorstellung der Fahrzeuge gab es eine Torte aus Miriams Konditorei. © Dietmar Thomas

Bessere Arbeitsbedingungen

Nachdem Diane Kurtze im Postverteilerzentrum, das sich seit dem Jahr 2014 im ehemaligen Aldi-Markt befindet, die Briefe, Pakete und Päckchen vorsortiert hat, kommen sie in einen großen Rollcontainer. Der gleicht den Warencontainern im Supermarkt. Aus diesem nimmt die Zustellerin jedes Paket, scannt es und legt es entsprechend der Route auf die Ladefläche. Die ist von drei Seiten erreichbar. Das erhöht die Sicherheit für die Zusteller, die nun immer vom Gehweg oder aus der Hintertür die Pakete holen können. Der Laderaum hat ein Volumen von vier Kubikmetern. „Künftig sollen auch Fahrzeuge hergestellt werden, die das doppelte Volumen haben“, sagt der Leiter der Niederlassung Brief Leipzig, Dr. Andreas Söhnel. Er ist mit Brigitte Ullrich, der Politikbeauftragten der Deutschen Post für Sachsen, nach Hartha gekommen, um die Fahrzeuge zu präsentieren. Es besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug auf dem Parkplatz zu testen. Das Angebot wird gern genutzt. Die Zustellerinnen Diana Kurtze und Sandra Seifert erklären kurz die Funktionsweise. Überraschend für alle, die den Street-Scooter noch nicht kennen, ist, dass das Fahrzeug fast geräuschlos fährt.

Komfortable Handhabung

Auf dem Platz, auf dem sonst der Beifahrer sitzt, ist ein Behälter für Briefe installiert. Also muss jeder Fahrzeugtester allein klarkommen. Der Sitz ist bequem. Ist es kalt, kann eine Sitzheizung zugeschaltet werden. Die Bedienung ist problemlos und gleicht einem Automatikfahrzeug – Schlüssel reinstecken, Bremse treten, Schlüssel einmal drehen, dann glüht das Fahrzeug vor, ein Summen ist zu hören. Nach einem Pieps kann der Street-Scooter gestartet werden. „Das Fahrzeug ist sehr bedienerfreundlich“, sagte Diana Kurtze. Überhaupt ist sie vom Komfort und den besseren Nutzerbedingungen begeistert. „Ich muss mich nicht mehr so tief zur Ladefläche bücken, weil diese höher als bisher ist. Das erleichtert die Arbeit enorm“, so die Zustellerin. Geladen wird die Lithium-Ionen-Batterie in der Nacht. Für jeweils zwei Fahrzeuge steht eine Ladestation zur Verfügung. „Voraussetzung ist eine entsprechend starke Stromleitung. Die wird uns von Mitnetz Strom zur Verfügung gestellt“, so Dr. Andreas Söhnel. Das Ladeverfahren sei getaktet, sodass nicht mit einmal zu viel Energie benötigt wird.

„Wenn wir zwischen 16 und 18.30 Uhr wieder im Zustellerzentrum ankommen, stecken wir einfach den an der Ladestation befindlichen Strecker ins Auto und stecken einen Chip in die Station. Das dürfen wir nicht vergessen. Denn sonst wird das Auto nicht geladen“, so Diana Kurtze. Oft wird sie von den Bürgern wegen des fast geräuschlosen Fahrens angesprochen. „Viele Leute wollen auch wissen, wer der Hersteller des Fahrzeuges ist und schauen nach Hinweisen“, sagt die Zustellerin. Ein bisschen stolz ist sie dann schon, wenn sie erzählt, dass der Street-Scooter ein Produkt der Post ist. „Dann kommen die Leute ins Staunen und finden es klasse“, so Diana Kurtze. Vom Verteilerzentrum in Hartha werden mehr als 14 000 Haushalte in 17 Zustellbezirken beliefert. Verteilt werden etwa 67 000 Briefe sowie 5 600 Paketsendungen pro Woche. Verteilt wird die Post für Hartha, Waldheim, Leisnig und die jeweiligen Ortsteile. Diana Kurtze ist im Harthaer Stadtgebiet im Einsatz.

Rund-um-Blick möglich

Die Fahrzeuge sind auch mit einer Kamera ausgestattet, die einen Rund-um-Blick ermöglicht. „Das ist notwendig, weil unsere Zusteller viel zurückfahren müssen. Es ist einfach eine Frage der Sicherheit für unsere Mitarbeiter und auch der Fußgänger“, so der Niederlassungsleiter. Sachsenweit gibt es bisher 84 Street-Scooter. Das Harthaer Postverteilerzentrum wurde als einer der ersten Einsatzorte ausgewählt, weil es sehr gut ins Profil passte. „Das Zentrum liegt in der Mitte der zu beliefernden Städte mit ihren Ortsteilen. Die Fahrstrecken sind so, dass die Autos mit einer Reichweite von 80 Kilometern auskommen“, sagt Dr. Andreas Söhnel. Bevor die Street-Scooter im Oberen Erzgebirge eingesetzt würden, sollen sie erst einmal im Mulde- und Zschopautal getestet werden.

Die Street-Scooter können täglich bis zu 300 Stopps und Anfahrvorgänge bewältigen. „Sie sind auch für den Einsatz in Kommunen geeignet. So zum Beispiel müssen die Fahrzeuge des Bauhofes ständig halten und anfahren, wenn Papierkörbe geleert werden müssen“, sagt Söhnel.