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Die Plastiktüten verschwinden

In vielen Geschäften im Landkreis gibt es keine Gratistüten mehr. In Meißen unterscheiden sich die Preise.

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© Norbert Millauer

Von Lisa Albrecht und Nina Schirmer

Landkreis Meißen. Der Einkaufswagen ist randgefüllt und die Tragetasche liegt zu Hause. Das ist sicherlich fast jedem schon passiert. Bisher griff sich der vergessliche Einkäufer einfach eine kostenlose Plastiktüte neben der Kasse. Zu Hause flog die dann oft sofort in den Müll. Damit ist nun Schluss.

In vielen Geschäften im Landkreis sind Gratistüten aus Plastik verschwunden. Im Rewe am Meißner Neumarkt gibt es überhaupt keine Plastiktüten mehr. Rewe hat die Tüte schon seit August verbannt, im nächsten Frühling zieht Lidl gleich. Aber Einkäufe lose nach Hause tragen, muss trotzdem niemand. An der Kasse kann man Papiertüten ab zwölf Cent oder die Einkaufsklappbox für 7,60 Euro kaufen.

Die Verbannung der Tüten geht auf eine seit Juli geltende Vereinbarung zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Handelsverband Deutschland zurück. Unternehmer des Verbandes verpflichteten sich, Plastetüten nicht mehr kostenlos abzugeben, denn der Verbrauch soll reduziert werden. Damit wird eine EU-Richtlinie (siehe Infokasten) umgesetzt. Von der Regelung ausgenommen sind die sogenannten Hemdchentüten. Gefaltet gleichen sie einem Unterhemd. Die dünnen, durchsichtigen Tüten sind nach wie vor vielerorts für Obst und Gemüse zu bekommen.

So viele Tüten benutzen wir

76 Plastetüten verbrauchten die Deutschen 2014 pro Kopf und Jahr.

Laut einer EU-Richtlinie soll bis 2025 der durchschnittliche Verbrauch in der Union von jetzt 198 Tüten pro Bürger im Jahr auf 40 sinken.

Statistisch fielen auf 100 m Nordseeküstenlinie zwischen 2008 und 2012 1,5 Einwegtüten und 3 Hemdchentüten an.

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Das ist auch bei Kaufland in Meißen so. Kostenlos sind dort nur noch die Obsttütchen. Ebenso im Edekamarkt in Coswig. An der Kasse gibt es dort Papiertüten für 19 Cent und Kartons für einen Euro. Auch Plastetüten bietet der Markt an. Mit zehn Cent pro Stück sind die am günstigsten.

Das liegt daran, dass die Herstellung der Plastiktüten im Vergleich zur Papiervariante energieärmer und mit weniger Emissionen verbunden ist. Dazu sind sie leicht, strapazierfähig und wasserfest. Das kann die Papiertüte nicht bieten. Janka Soltes, Referentin für Wertstoffwirtschaft beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, bemängelt, dass Papiertüten nicht stabil genug sind, um den Ressourcenaufwand zu rechtfertigen. Umweltbewussten Einkäufern empfiehlt sie deshalb faltbare Kunststoffbeutel, die langlebig sind. Und Jutebeutel? Nur, wenn sie über Jahre hinweg benutzt werden, da sie aus mit viel Wasser angepflanzter Baumwolle bestehen.

In der Filiale des Vorwerks Podemus in Radebeul gehört Nachhaltigkeit von Haus aus dazu. Plastetüten gab es hier noch nie, sagt die Filialleiterin. Stattdessen bietet der Bioladen die waschbaren Kunststoffnetze „Take5nets“ an. Die sollen die Hemdchentüte ersetzen. Zwar sind sie mit 6,89 Euro vergleichsweise teuer. Doch langfristig wird dadurch Müll vermieden.

Nachhaltig scheinen auch die Tragetaschen aus recycelbarem Zuckerrohr, die im Drogeriemarkt Rossmann ab zehn Cent angeboten werden. Doch das Umweltbundesamt verneint den Nutzen von sogenanntem „Bioplastik“. Zwar würde es nicht aus Erdöl hergestellt, doch für den Anbau der Rohstoffe und die Produktion würden viele Düngemittel und Energie aufgewendet.

Im Reformhaus Bärwinkel in Meißen gibt es Tüten aus recyceltem Kunststoff, die mindestens 10 Cent kosten. Kleinere Tüten für 5 Cent werden dort gerade aussortiert. Auch im Elektronikmarkt Medimax in den Neumarkt Arkarden gibt es keine kostenlosen Tüten mehr.

Bei den Kunden zeigt das bereits Wirkung. Vielen Geschäften im Landkreis ist aufgefallen, dass die Leute Mehrwegbeutel für ihren Einkauf mitbringen.