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Die Pläne des Finanzbürgermeisters

Robert Böhmer ist Nachfolger seines Vaters im Bautzener Rathaus. Für seine Arbeit setzt der 43-Jährige fünf Schwerpunkte.

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© Carmen Schumann

Von Frances Scholz

Bautzen. Der Stadtratssaal ist am Mittwochnachmittag gut gefüllt. Dabei steht nur ein Tagesordnungspunkt auf dem Programm. Aber genau dieser stößt auf großes Interesse. Es geht um die Nachfolge von Finanzbürgermeister Michael Böhmer (CDU). Er selbst fehlt bei dieser wichtigen Sitzung, hat sich schon in den Urlaub verabschiedet. Dabei stellt sich sein eigener Sohn den Stadträten an diesem Tag vor: Dr. Robert Böhmer. Er möchte Bautzens neuer Finanzbürgermeister werden. Der 43-Jährige ist einer von zwei Kandidaten. Er darf als Erstes vor den Stadträten sprechen, bevor die dann in geheimer Abstimmung ihren neuen Finanzbürgermeister wählen.

Böhmer wirkt sehr souverän und sicher. Er spricht deutlich zu den Stadträten. „Sie sind heute zusammengekommen, um eine wichtige Entscheidung zu treffen. Mein Name ist Robert Böhmer und ich kann es nicht verstecken, ich bin der Sohn von Michael Böhmer“, beginnt er. Der gebürtige Bautzener hat drei Kinder, ein viertes ist unterwegs. Er sei parteilos und fühle sich mit der Stadt emotional verbunden. Für seine Entscheidung sich um den Posten des Finanzbürgermeisters zu bewerben, hat er eine deutliche Erklärung. „Ich trete hier nicht an, weil ich der Sohn meines Vaters bin, sondern, weil ich viele Qualifikationen erworben habe, die man für den Posten als Finanzbürgermeister braucht.“

Gute Lehrzeit in Thüringen

Robert Böhmer hat an der TU in Dresden Betriebswirtschaft studiert. Seine Schwerpunkte lagen auf den Themen Finanzen, Marketing und Personal. 1997 beginnt er zusätzlich noch ein Kunststudium. Zum Thema Aufbau Ost promovierte er. Robert Böhmer arbeitete unter anderem als persönlicher Referent des Thüringer Staatsministers oder war für den Arbeitsminister tätig. Im Jahr 2009 reist er nach Seoul in Südkorea, um einen Vortrag über die Wiedervereinigung geteilter Nationen zu halten. Derzeit arbeitet er im Ministerium für Arbeit und Soziales in Thüringen, ist dort vor allem mit der Arbeitsmarktpolitik befasst. „Die Jahre in Thüringen waren eine gute Lehrzeit, aber ich wollte irgendwann immer zurück nach Bautzen.“

Für die Arbeit in seiner Heimatstadt hat er sich selbst fünf Schwerpunkte gesetzt. „Ich möchte sachbezogen arbeiten. Meine Türen werden für alle Mitarbeiter der Verwaltung aber auch für die Bürger offen stehen“, verspricht er. Des Weiteren möchte Robert Böhmer die Stadt finanziell zusammenhalten. Die Bildungslandschaft möchte er verbessern und mitgestalten. „Außerdem will ich die Wirtschaft stärken und Unternehmen in Bautzen halten. Wir müssen sie unterstützen, denn es wird in Zukunft schwieriger werden, geeignete Fachkräfte zu finden.“ Als letzte Kernaufgabe nennt er eine nachhaltige Finanzpolitik. „Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst und möchte diese neue Aufgabe mit Demut und Respekt angehen.“ Seine neuneinhalbminütige Rede beendet er mit einem Zitat vom heiligen Thomas von Aquin. „Was du kannst, sollst du wagen.“

Dafür bekommt er viel Applaus von den Stadträten. Doch auch sein Konkurrent Jörg Förster ist gut vorbereitet. Der 32-Jährige ist ebenfalls gebürtiger Bautzener und hat bereits viel Berufserfahrung. Er studierte an der Bautzener Berufsakademie Finanzwirtschaft. Danach fängt er bei der Landesbank Sachsen an. Wenig später wechselt er in das sächsische Finanzministerium. Außerdem sammelt er Berufserfahrung in der Staatskanzlei, in Brüssel als Mitarbeiter von Günther Oettinger und in der Landesdirektion. Momentan ist er Referent im sächsischen Umweltministerium.

35 Bewerber für Position

Auch von ihm zeigen sich die Stadträte beeindruckt. Bei der anschließenden geheimen Wahl entscheidet sich die Mehrheit aber für Robert Böhmer. Er erhält 25 der 31 Stimmen. Oberbürgermeister Christian Schramm (CDU) erklärt sein Einverständnis mit der Wahl. Robert Böhmer freut sich über die Zustimmung. „Ich bin überwältigt von dem großen entgegengebrachten Vertrauen. Mein Dank geht auch an Jörg Förster, der ein guter Konkurrent war. Ich will meine Versprechen halten und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit Alexander Ahrens“, sagt er.

Robert Böhmer tritt damit die Nachfolge von seinem Vater Michael Böhmer an, der nach Ablauf seiner Wahlperiode am 17. August in den Ruhestand geht. Die Stelle war von der Stadt Bautzen öffentlich ausgeschrieben worden. Insgesamt hatten sich 35 Personen beworben. Für Robert Böhmer steht vor Beginn seiner neuen Aufgabe aber erst mal ein Umzug mit der Familie von Erfurt nach Bautzen an.