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Die Petition der Goßdorfer

Hauptverkehrstrasse nach Bad Schandau soll nicht erst 2018 gebaut werden. Das fordern Einwohner.

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© privat

Von Anja Weber

Goßdorf. Sie wollten die Petition gegen die langfristige Sperrung der Straße zwischen Hohnstein und Bad Schandau samt Unterschriftenliste unbedingt persönlich an den Landtagspräsidenten Matthias Rößler übergeben. Und natürlich auch ein Gespräch mit ihm und dem Petitionsausschuss führen. Das haben sie auch getan: Petra Ledig, Steffen Fischer und Raik Dünnebier aus Goßdorf hatten am Freitag einen Termin im Büro des Landtagspräsidenten Rößler ergattert.

Und sie haben nicht nur die Petition abgegeben, sondern auch die prekäre Situation geschildert. Die Straße wurde im Juni 2016 durch ein Unwetter das für nur kurze Zeit über Hohnstein hinwegzog so zerstört, dass sie seitdem komplett gesperrt werden musste. Erst 2018 soll nach jetzigen Aussagen die Kreisstraße saniert werden, da der Landkreis davon ausgeht, vorher kein Geld dafür zu haben und auch keine Fördermittel vom Freistaat zu bekommen. Das wollen die drei Goßdorfer so nicht stehenlassen. Sie haben für die Petition eine Woche lang Listen ausgelegt. Insgesamt stehen nun 1 770 Unterschriften darauf, in der Mehrheit auch Kraftfahrer, die die Hauptverkehrsader für ihren täglichen Weg zur Arbeit und wieder zurück benötigen. Sie alle unterstützen die Initiative der drei Goßdorfer Einwohner und die Petition.

Kompliziertes Verfahren

Derzeit gelangen die Kraftfahrer von Hohnstein aus nur über die Umleitungsstrecke über Waltersdorf nach Bad Schandau oder über die riskante Abkürzung über die steile Bergstraße in Goßdorf. Mit der Petition fordern sie unter anderem eine fachliche Prüfung und Bewertung der Situation durch das entsprechende Ministerium. Darüber hinaus sollten aus Sicht der Petenten Landesmittel bereitgestellt werden, um einen umgehenden Planungs- und Baubeginn zur Sanierung des betroffenen Straßenabschnitts einzuleiten. Und sie fordern auch, betroffene Straßenabschnitte über den Winter zu sichern, damit die Schäden nicht noch größer werden. Außerdem sollte aus ihrer Sicht geprüft werden, ob die betreffenden Straßenabschnitte wenigstens so hergerichtet werden, dass die Straße kurzfristig mittels Ampel für den Verkehr wieder freigegeben werden kann. Die rigorose Sperrung bis 2018 sei so nicht hinzunehmen. Und das hat aus ihrer Sicht gleich mehrere Gründe. Durch die langfristige Sperrung der Straße sehen sie die im Tourismusstandort Hohnstein angesiedelten Wirtschafts-, Gewerbe- und Landwirtschaftsunternehmen gefährdet. Die Region könnte aufgrund schlechter Verkehrsanbindungen weiter ausbluten, befürchten sie. Darüber hinaus denken vor allem die Goßdorfer, dass die Abkürzung über die Bergstraße letztlich im Chaos enden würde. Schon jetzt befahren Busse und große Laster die schmale und steile Straße. Die Stadt Hohnstein wird zwar dort weiter den Winterdienst absichern. Doch bei Schnee und Eis sind auch die Bauhofmitarbeiter im Winterdienst machtlos. Und die Petenten erinnern nicht zuletzt an die Pendler die lange und für sie unzumutbare Umleitungen hinnehmen müssen. Entschieden wurde natürlich am Tisch des Landtagspräsidenten noch nichts. Das weitere Verfahren scheint kompliziert. Das Anliegen der Goßdorfer soll als Eilpetition behandelt werden. Das heißt, das Schriftstück wird zuerst an das Wirtschaftsministerium weitergereicht, welches sechs Wochen Zeit für die Bearbeitung hat. Das Ministerium reicht dann das Ergebnis an den Petitionsausschuss weiter, erklärt Petra Ledig. Auf Antrag können weitere Informationen abgefordert werden oder auch ein Vor-Ort-Termin stattfinden. Erst dann entscheidet der Ausschuss und reicht einen Vorschlag im Landtag ein. Wie lange sich das Verfahren hinzieht, kann derzeit niemand sagen. Zumindest haben die Goßdorfer Einwohner und 1 770 Betroffene ein Zeichen gesetzt, um die Debatte um die gesperrte Sense und dessen baldige Sanierung nicht einschlafen zu lassen. Darüber hinaus hatten sie ihr Anliegen in der Einwohnerfragestunde zur Kreistagssitzung am 7. November vorgetragen. Ihnen wurde dort eine Antwort durch das Landratsamt zugesichert. „Auf diese warten sie noch immer“, sagt Petra Ledig.

Existenzsorgen in der Branche

Die Petition der Einwohner von Goßdorf ist nicht die einzige Initiative. Mit einem offenen Brief an das Landratsamt protestieren auch André Häntzschel, der Chef der Tourismusförderungsgesellschaft Hohnstein, sowie Campingplatzbetreiberin Birgit Roitzsch. Die Hohnsteiner Touristiker sehen mit Schrecken auf die nächste Saison. Mit der fehlenden Anbindung über die „Sense“ fällt der letzte Bus zum Nationalparkbahnhof in Bad Schandau sowie zu den Wander- und Ausflugszielen im Kirnitzsch- und Elbtal langfristig aus.

Des Weiteren wird der Besucherverkehr in die Sächsische Schweiz in Größenordnungen über den Hockstein – Waltersdorf Richtung Bad Schandau an Hohnstein vorbeigeleitet. Aus Sicht des Experten ist das ein Fakt, welcher für den Hohnsteiner Tagestourismus schwere Einschnitte bedeutet. Gerade für besucherabhängige Betriebe und Geschäfte im ländlichen Raum könnten derartige Einschnitte existenzielle Folgen bedeuten.