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Die perfekte Halbzeit

Stahl Freital müht sich zunächst gegen das Ex-Team von Trainer Wagner. Doch dann greifen dessen taktische Maßnahmen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Jürgen Schwarz

Irgendwie war die Konstellation schon besonders. Da hatte Jens Wagner mehr als acht Jahre bei der SG Empor Possendorf auf der Trainerbank gesessen. Einer seiner größten Coups im „Poisenblick“ war die Verpflichtung von Ex-Profi Andre Heinisch gewesen, der es einst bis in die griechische Liga schaffte.

Im Sommer verließ Wagner dann aber die SG Empor, wohl aufgrund von Differenzen mit einem Vorstandsmitglied, in Richtung Stahl Freital. Und die Suche der Possendorfer nach einem neuen Übungsleiter endete bei: Andre Heinisch.

Nun kam es zum Duell beider Teams - und Empor trat mit drei Punkten mehr auf dem Konto am Freitaler Burgwartsberg an. Logisch, dass Jens Wagner sein neues Team darauf eingeschworen hatte, nach diesem 12. Spieltag in der Tabelle vor Possendorf zu stehen. Dieses Vorhaben gelang am Ende mit einem 4:1-Heimsieg – auch wenn es in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht nach einem „Dreier“ der Freitaler aussah.

Julius Nanning hatte zur verdienten Pausenführung der Possendorfer getroffen (27.). Nach dem Wechsel aber drehte sich das Blatt komplett. Markus Jens Mai (51.), Eric Zimmermann (72., 82.) und Albrecht Liebmann (87.) trafen vor 100 Zuschauern ins Schwarze. Zu allem Überfluss verlor Empor nicht nur das Spiel, sondern auch noch Kapitän Rene Schmidt nach wiederholtem Foulspiel durch eine Gelb-Rote Karte (85.). Freital zog somit nach Punkten mit Possendorf gleich und aufgrund der besseren Tordifferenz in der Tabelle vorbei.

Für Jens Wagner war es ein rundum gelungener Fußball-Nachmittag. „Ich habe mich gefreut, die Jungs und Possendorfer Fans wiederzusehen, denn ich hab mit denen eine wirklich schöne Zeit verbracht. Aber ich bin auch begeistert, wie meine jetzigen Jungs unser Konzept in der zweiten Halbzeit umgesetzt haben“, sagte der Stahl-Trainer. „Vielleicht fiel der Sieg um ein Tor zu hoch aus. Doch wir wollten diesen Dreier unbedingt holen und haben das mit toller Moral geschafft.“

Die Gäste warteten in der ersten Halbzeit mit einem offensiven Pressing auf, Stahl versuchte, mit schnellem Umkehrspiel vor das Possendorfer Gehäuse zu kommen. Eric Zimmermann war es schließlich, der das erste Signal sendete - sein Schuss landete am Pfosten (8.).

Wenig später kamen die Gäste durch Spielertrainer Heinisch (12.) und Kapitän Schmidt (14.), der am starken Stahl-Torwart Steffen Beer scheiterte, zu lukrativen Möglichkeiten. Nannings Kopfballtreffer belohnte schließlich die Offensivbemühungen der Possendorfer. „Wir haben zu statisch agiert, und die überwiegend lang geschlagenen Bälle in Richtung Zimmermann waren kein probates Mittel“, kritisierte Wagner, der im zweiten Abschnitt taktisch umstellte - mit Erfolg.

„Liebmann und Telatko sollten die Possendorfer auf den Außenbahnen frühzeitig attackieren“, so Wagner. „Das funktionierte und tat unserem Spiel sehr gut. Endlich kamen wir offensiv besser ins Spiel. Mais Kopfball zum 1:1 läutete schließlich „eine perfekte zweite Halbzeit“ (O-Ton Wagner) für die Gastgeber ein. Dennoch stand die Partie lange auf der Kippe, zumal Heinisch (65.) und der eingewechselte Philipp Telle (69.) zwei Großchancen verzeichneten, jeweils aber an Beer scheiterten.

Schließlich war es Torjäger Zimmermann, der die Freitaler mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße führte, ehe Liebmann mit einem straffen Schuss von der Strafraumgrenze Empors Schlussmann Pierre Oertel noch ein viertes Mal überwand. Andre Heinisch blieb nur etwas Galgenhumor: „Wir können schon am kommenden Wochenende gerade rücken, was in Freital schief gelaufen ist.“

Dem Niveau der Partie konnte der Possendorfer Coach nicht viel Positives abgewinnen: „Auf diesem kleinen Platz hat das wenig mit Fußball zu tun. Fast jeder Einwurf kommt wie ein Eckball. Lange Bälle und Fouls wechselten sich ab. Es war ein Gerammel und nur wenig Fußball, mit einem glücklichen Ausgang für Stahl.“