Merken

Die Optimisten vom Demianiplatz

Die Görlitzer Baustelle bringt Umsatzeinbußen für Gastronomen und Händler. Trotzdem sind fast alle Betroffenen froh über die Arbeiten vor ihrer Haustür.

Teilen
Folgen
© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

Görlitz. Zwei Wochen war das Ristorante Da Vinci am Demianiplatz per Auto nicht erreichbar: Arbeiter haben die Hofzufahrt gepflastert. Doch jetzt sieht es hier schon viel besser aus: Autos kommen wieder problemlos rein. Nicht aus Richtung Obermarkt, wohl aber von unten, von der Bautzener Straße. Vincenzo Colluci, Inhaber des Da Vinci, sieht es optimistisch: „Wir haben die ganze Zeit auf Facebook viel Werbung gemacht und dort sogar mit Videos gezeigt, wie man zu uns reinkommt.“

Sein großer Vorteil: Er lebt zum Großteil von Stammkunden: „Und die haben uns in der Bauzeit nie im Stich gelassen.“ Die Laufkundschaft hingegen ist weggefallen, Touristen sehen das Ristorante nicht. Auf 30 Prozent schätzt Colucci seine Einbußen – jeden Monat. Trotzdem will er nicht jammern: „Wo Baustellen sind, ist das halt so, da muss man durch.“ Genauso sieht es Helmut Goltz, der am Demianiplatz gleich zwei Läden führt, das Café Seiler und den Eisenwarenhandel Rösler & Sohn. „Beide haben durch den Bau 50 Prozent Einbußen“, sagt er. Jetzt ist der Bauzaun weg, da werde es langsam besser. Colucci und Goltz loben unisono die Baufirma, die Görlitzer Gleis- und Tiefbau GmbH. Sie hätte stets möglich gemacht, was ging. Auch für das Parken gab es immer eine Lösung. Als der Hof zwei Wochen zu war, durften die Autos auf der frisch gepflasterten Fläche stehen.

Gerhard Leistner, Inhaber der Pension Alte Seilerei, hatte über die längste Zeit der Baustelle überhaupt keine Umsatzeinbußen: „Erst jetzt, in den vergangenen Wochen, hatte ich 50 Prozent Rückgang“, sagt er. Allerdings war das unterschiedlich, zum Viathea zum Beispiel sei alles ausgebucht gewesen, zum Tippelmarkt, der sonst auch für eine volle Pension sorgt, war diesmal alles leer. Doch auch Leistner klagt nicht: „So eine Baustelle hat auch Vorteile, zum Beispiel ist es nachts sehr ruhig, weil es keinen Autoverkehr gibt.“ Und letztlich sei er doch froh, dass der Platz saniert werde – und hinterher viel schöner aussehen wird. Letzteres sehen Goltz und Colucci genauso. Andreas Lauer, der am Demianiplatz sein Immobilienbüro und die „Scharfe Ecke“ betreibt, hatte bei Letzterer sogar zwei Drittel Umsatzeinbußen. Doch alle drei Bestandteile der „Scharfen Ecke“ – Touristenservice, Toilette und Post-Filiale – sind weiterhin geöffnet. Und Lauer freut sich, „dass es jetzt langsam wieder besser wird“.

Trotz allem Optimismus hoffen Colucci, Goltz, Leistner und Lauer auf ein baldiges Ende der Bauarbeiten. Das war ursprünglich für den 30. Juni geplant. Doch schon vor der Winterpause gab es die ersten Verzögerungen durch Probleme beim Verlegen der Leitungen. Deshalb war auch der Straßenbau aufwendiger. Dann dauerte die Winterpause länger als gedacht, weil das Wetter einen frühen Baubeginn nicht zuließ. Später kamen noch Mehrleistungen hinzu. Nach Aussage von Svend Schmoll vom städtischen Bauamt ist das Ende nun aber absehbar: „Die Bauarbeiten sollen bis Ende August abgeschlossen werden. Danach sind vier Wochen Pflasterruhe notwendig, sodass der fertige Platz Ende September nutzbar ist.“ Gewerbetreibende und Anwohner können vorher aus Richtung Bautzener Straße auf eigene Gefahr in die Baustelle fahren. „In den nächsten Tagen werden aber Teile der fertigen Pflasterfläche als Lager eingerichtet, damit an den jetzigen Containerstandorten Restarbeiten erledigt werden können“, sagt er.