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Die Optimierer aus Sobrigau

Die J+P Maschinenbau entwickelt seit 25 Jahren Verpackungslösungen. Nun plant der Betrieb die nächste Erweiterung.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Das Metallgestell steht bereit, die Technik funktioniert. Noch ist der sogenannte Tray-Former der Firma J+P Maschinenbau aus dem Kreischaer Ortsteil Sobrigau aber nicht fertig. Die letzten Baugruppen müssen montiert werden. Dann der Testlauf: In drei Arbeitsschritten faltet der Apparat mit der Größe eines Kleintransporters den Karton. Schwuppdiwupp werden die vorab zugeschnittenen Pappteile geknickt, dann wird Heißleim aufgetragen, alles verklebt und in Form gebracht.

Geschäftsführer Ulli Jensen steht an einer Maschine der Sobrigauer Firma, die Tray-Former heißt und Kartons faltet. Sie wird derzeit bei der Fachmesse Interpack in Düsseldorf ausgestellt.
Geschäftsführer Ulli Jensen steht an einer Maschine der Sobrigauer Firma, die Tray-Former heißt und Kartons faltet. Sie wird derzeit bei der Fachmesse Interpack in Düsseldorf ausgestellt. © Karl-Ludwig Oberthür

So einen Behälter findet man in jedem Einkaufsmarkt. Mehlpakete, Süßigkeiten, Tüten mit getrockneten Pflaumen und viele weitere Nahrungsmittel werden künftig hübsch verpackt darin aneinander gereiht und gestapelt. Circa 100 000 Euro kostet so eine Maschine mit dem Know-how der Sobrigauer Spezialisten. Sie wird in diesen Tagen bei der Interpack, der internationalen Fachmesse der Verpackungsindustrie in Düsseldorf, ausgestellt. Dort präsentieren sich Hunderte Unternehmen aus der ganzen Welt, die meisten davon haben ihren Sitz in Deutschland, Italien oder China.

Zwölf Kartonbehälter pro Minute faltet das Modell, bis zu 20 sind möglich – je nach dem Bedarf der Käufer. „Flexibilität ist wichtig, eine spätere Aufrüstung möglich“, sagt Ulli Jensen, der mit seiner Schwester Susanne und Schwager Frank Schicke die Geschäfte in dem Fachbetrieb führt.

Das sei auch wichtig. Die Anforderungen an Verpackungslösungen ändern sich, verweist Jensen auf die Wünsche der Kunden, die hauptsächlich aus der Lebensmittelbranche stammen. „Die Produktionsleistung steigt zum Beispiel, doch Verpackungen werden kleiner, zum Beispiel, weil es mehr Single-Haushalte gibt“, erklärt der 40-Jährige. „Da werden dann die Stückzahlen der Einzelverpackungen erhöht.“ 80 bis 250 Stück pro Minute sind nicht selten.

Bis nach Neuseland geliefert

Das vor 25 Jahren gegründete, sächsische Unternehmen ist gefragt – weltweit. Auf allen Kontinenten sind Maschinen von J+P in Betrieb, unter anderem in Neuseeland, Brasilien und Nigeria. Viele Weltkonzerne, aber auch etliche regionale Lebensmittelhersteller vertrauen auf die Maschinen aus dem Betrieb, der sich vis-à-vis der Lockwitztalbrücke, direkt an der Stadtgrenze zu Dresden, angesiedelt hat.

Wo die Landeshauptstadt beginnt, merken Besucher an der Beschaffenheit der Straße, die auf Dresdner Terrain zur Holperpiste wird. Nicht wenige Lieferanten würden die Route meiden, sie fahren lieber über die Gemeinde Bannewitz dorthin.

Der Familienbetrieb mit jetzt 60 Mitarbeitern hat seinen Sitz aber erst seit 20 Jahren an der Straße Am Berg. Zuvor gab es mehrere Ortswechsel. Vater Hans-Peter Jensen, der einst im Dresdner VEB Kombinat Nagema tätig war, hatte sich nach der Wende selbstständig gemacht. 1992 tat er sich mit zwei Gesellschaftern und Geldgebern aus Baden-Württemberg zusammen.

Der Firmenname steht für „Jensen und Partner“. Ein Start-up-Unternehmen entstand damals, das zunächst vom Keller und der Garage der Familie Jensen in Sobrigau aus geführt wurde. Aus Platzmangel folgten Umzüge nach und innerhalb Dresdens.

Umsätze steigen stetig weiter

Der erste Kunde von J+P war Haribo aus Bonn. Bis 2005 lieferten die Sobrigauer 150 Maschinen an den Gummibärchenhersteller. Mittlerweile ist der Kundenstamm vielfältiger – und seit 2013 lenken Jensens Kinder die Geschicke in dem Familienbetrieb. Nach einer Delle infolge der Wirtschaftskrise steigen die Umsätze wieder stetig. 2017 rechnete die Geschäftsführung von J+P mit rund neun Millionen Euro Umsatz.

Deshalb hatte die Firma zwei Millionen Euro in eine neue Halle investiert, die sich seit der Inbetriebnahme 2015 an die erste Produktionsstätte anschließt, aber erst in diesen Tagen auch tatsächlich komplett eingerichtet sein wird. Die Fertigungsfläche wurde so von 1 000 auf 2 000 Quadratmeter verdoppelt. Doch das ist nicht alles.

Im Zwischengang werden demnächst neue Palettenlager mit 145 Plätzen für die verschiedenen Baugruppen eingerichtet – für 10 000 Euro. Obendrein denkt Ulli Jensen schon über eine Erweiterung nach. Mögliche Ausbauflächen werden bereits sondiert. Spruchreif sei indes noch nichts.

Da der allgemeine Fachkräftemangel auch bei den Spezialisten aus Sobrigau zu spüren ist, müsse das Unternehmen derzeit aber andere Wege finden. „Wir optimieren die Abläufe massiv“, sagt der Geschäftsführer. „Die Alternative wäre, dass wir Umsatzeinbußen hinnehmen müssten.“ Solche Optimierungen im Produktionsprozess würden, zum Beispiel, durch verbesserte Lagermöglichkeiten geschaffen, womit in der Folge mehr Platz für den Bau weiterer Maschinen vorhanden sei. Dem studierten Automatisierungstechniker Jensen zufolge kamen J+P so bei einem Umsatzwachstum von rund 30 Prozent mit den drei Neueinstellungen aus: „Wir suchen aber weiterhin neue Mitarbeiter.“