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Die Oldtimer von Somsdorf

Schon als Sechsjähriger lenkte Rudolf Neubert Traktoren übers Feld. Am Wochenende lädt er zum großen Treffen ein.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. In dem ehemaligen Stall riecht es nach Öl und Schmiere. Reifen, Werkzeuge, Teile von Motoren und Kanister stehen herum. Dahinter im Halbdunkel zeichnen sich die Konturen der Maschine ab. Rudolf Neubert schlägt die alten Decken und Laken beiseite, die das Fahrzeug vor Staub schützen. Eine grüne Lackierung wird sichtbar. „Das ist er, der erste Traktor meines Vaters.“

Der Normag wurde 1941 gebaut. Als der in die Neubertsche Wirtschaft nach Somsdorf kam, schrieb man das Jahr 1962. „Bis dahin hatten wir nur Zugtiere und Anhänger“, berichtet Neubert und tippt auf die zahlreichen Aufkleber am Traktor. Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und viele mehr – da überall ist er schon mit seinem Normag gewesen. Der Oldtimer, der höchstens auf 20 Stundenkilometer kommt, reiste meist per Anhänger mit, damit Rudolf Neubert ihn auf Treffen ausstellen konnte. Am kommenden Wochenende muss er nicht weit fahren. Da treffen sich Hunderte Alttraktoristen und Fans wieder in Somsdorf, auf der Wiese hinter Neuberts Vierseithof an der Lübauer Straße. Jeweils ab 10 Uhr können 120 alte Trecker, Maschinen und mehr bestaunt werden.

Zudem haben die Veranstalter wieder zahlreiche Vorführungen geplant. Thema des diesjährigen Treffens: Wie kommt die Milch auf den Tisch? „Wir wollen nicht nur Traktoren zeigen, sondern auch an das bäuerliche Handwerk erinnern“, sagt Neubert. Gras mit verschiedenen alten Methoden hauen und reinholen, Kühe füttern, melken und buttern – die Besucher sollen in Somsdorf auch noch etwas lernen oder gar mitmachen. Extra dafür hat Neubert schon ein paar Utensilien bereitgestellt, eine alte Zentrifuge etwa, in der die Sahne von der Milch getrennt wurde oder ein Butterfass. Sogar eine Milchkönigin wird am Sonnabend nach Somsdorf kommen.

Angefangen hat das Alttraktorentreffen kurz nach der Wende. Damals seien Aufkäufer aus dem Westen durch die Dörfer gezogen und hätten nach alten Traktoren gefragt. „Da sagte ich mir, wir behalten die Maschinen lieber hier“, erinnert sich Rudolf Neubert. Weitere Traktorenbesitzer aus der Umgebung schlossen sich ihm an – ein Kreis von gut 45 Mitstreitern entstand. Diese Alt-Traktoren-Freunde Weißeritzkreis veranstalten gemeinsam mit dem Verein Eibe aus Somsdorf das nunmehr 17. Treffen dieser Art. Rudolf Neubert wird auch zahlreiche Traktoren für die Schau beisteuern. Mit den Gästen herumfahren dürfen sie allerdings nicht. „Aus Versicherungsgründen“, wie Neubert berichtet und über so viel Bürokratie verärgert den Kopf schüttelt.

Erstmals auf einem Traktor saß er als Sechsjähriger. „Der Vater vom Nachbarsjungen hatte damals einen gekauft.“ Neubert tuckerte zunächst mit übers Feld, schon bald durften die Buben die Maschine alleine steuern – die Bauern waren froh über jede helfende Hand. Als Rudolf Neuberts Vater dann seinen Normag hatte, gab es für die Maschine schon bald keine Ersatzteile mehr. „Ich entdeckte dann 1970 ein baugleiches Modell auf einer Wiese in Höckendorf. Es stand ausrangiert unter einem Apfelbaum.“ Neubert kaufte den kaputten Normag als Ersatzteillager auf. Heute laufen beide wieder. In seiner Sammlung hat er auch einen Deutz und Hanomag-Landwirtschaftsmaschinen, darunter echte Raritäten.

Wer mal gucken möchte, ist am 26. und 27. Mai in Somsdorf willkommen.