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Die Notöffner

Im Edeka-Markt Kamenz wird man auch am 24. Dezember fündig. Bäckerei Berndt aus Elstra zieht mit. Eine Ausnahme.

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© dpa

Von Ina Förster

Kamenz. Von 8 bis 11 Uhr öffnen sich im Edeka-Markt Peltzer in Kamenz auch an diesem Heiligabend die Türen. Was in anderen Jahren nicht ungewöhnlich war und sich meistens Hunderte Kurzentschlossene sogar noch bis 14 Uhr in den großen Märkten durch die Gänge drängten, ist 2017 etwas anders. Heiligabend fällt diesmal auf einen Sonntag.

„Wir bieten lediglich einen Notverkauf für diese drei Stunden an. Die Fleisch- und Wurstabteilung bleibt geschlossen“, so Markt-Inhaberin Manuela Peltzer. „Und wir öffnen, da dieser Markt ein privat geführtes Lebensmittelgeschäft ist. Wir als Inhaber selbst sowie eine minimale Mitarbeiter-Besetzung auf freiwilliger Basis werden vor Ort sein. Die Vielzahl der Beschäftigten hat an diesem Tag frei“, ergänzt sie. Des Weiteren öffnet die Bäckerei Berndt in der Vorkassen-Zone – natürlich ebenfalls von 8 bis 11 Uhr. Ein Service, der sicherlich gut angenommen wird. Denn frisches Brot, Brötchen und Stollen könnten durchaus ziehen. Mit diesem sogenannten Notverkauf stehen die Kamenzer Geschäftsleute allein auf weiter Flur. Große Ketten distanzieren sich größtenteils von dieser Sonderöffnungszeit. Wie Kaufland, welches in der Lessingstadt sogar zweimal vertreten ist. „Unsere Kaufland-Filialen werden dieses Jahr am 24. Dezember nicht geöffnet haben, damit unsere Mitarbeiter nach einer verkaufsintensiven Woche den Heiligabend in Ruhe im Kreis ihrer Familien und Freunde begehen können“, sagt Pressesprecherin Andrea Kübler aus der Zentrale aus Neckarsulm. Die Aussagen aus der Lidl-Pressestelle klingen ähnlich: „Unsere Mitarbeiter leisten tagtäglich hervorragende Arbeit. Am 24. Dezember sollen sie diesmal eine entspannte Zeit im Kreise ihrer Liebsten verbringen dürfen“, sagt Marin Dokozic, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl Deutschland. Ruhe nach einer langen, arbeitsintensiven Woche wünscht sich auch Aldi-Nord für seine Angestellten. Die Gewerkschaft Verdi sprach sich übrigens gegen die Ladenöffnung am Heiligabend aus, ging sogar noch weiter und rief zum Boykott auf. Auch Kirchenvertreter stärken der Gewerkschaft darin den Rücken, fordern ebenfalls, dass die Läden am 24. Dezember geschlossen bleiben.

Passable Umsätze

Der privat geführte Edeka in Kamenz ließ seinen Mitarbeitern die freie Wahl. Und befragte sie vorher zum Thema. Für die drei Stunden fanden sich genügend Freiwillige, um den Notverkauf abzudecken. Aufgrund der speziellen Genossenschaftsstruktur von Edeka können selbstständige Marktleiter frei darüber entscheiden, ob sie sich dem Vorgehen ihrer Hauptzentrale anschließen oder nicht. Diese öffnet ihre eigens geführten Märkte nämlich nicht. Dass es trotz kontroversen Diskussionen in der Bevölkerung dennoch genügend Kunden geben wird, die die drei Stunden Einkaufszeit rege nutzen werden, dürfte klar sein. Dies ist zumindest zu vermuten. Denn in Jahren, wenn der 24. Dezember nicht auf einen Sonntag fällt, sehen die Umsätze passabel aus. Auch der berühmte „letzte Drücker“ in der Geschenke-Besorgung hat Kultcharakter. Auch wenn das niemand zugeben will.

Auf frische Brötchen vom Lieblingsbäcker müssen allerdings viele verzichten. Nicht einmal die große Kette „Dreißig Bäcker“ öffnet am Heiligabend 2017, auch wenn sie sonst sonntags immer parat steht. Die Verkäuferinnen freuten sich am Donnerstag in der Kamenzer Filiale übrigens sichtlich über diese Entscheidung. Die Elstraer Bäckerei Berndt hingegen stellt sich der Herausforderung und zieht mit dem Edeka-Markt mit. „Die Bäckerei und wir als Edeka Markt bitten die Kundschaft allerdings um Vorbestellung von Brot und Brötchen bis spätestens 20. Dezember“, so Manuela Peltzer. Das ist nötig, um gut zu kalkulieren. Sogar im Elstraer Bäckerladen werden Brot und Brötchen auf Bestellung verkauft – von 7 bis 10 Uhr. Und ebenso hält Berndts Verkaufsmobil wie gewohnt am Heiligabend in Bischheim von 8 bis 9 Uhr. Der Bäcker muss sowieso die Backstube anheizen – so lohnt es sich wenigstens.