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Die Neuen vom Markt 13

Schneeschippen gehört jetzt zu den Aufgaben von Heike Richter. Sie und Matthias Liebscher wagen, wovon andere die Finger lassen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Monatelang haben sich die Mitglieder im Zukunftsworkshop die Köpfe darüber zerbrochen, wie der Marktplatz aufgewertet werden kann. Die Kommune ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat den Rheinischen Hof nicht nur notgesichert, sondern der Fassade auch noch einen frischen Anstrich verpasst. Denn gerade auf dieser Marktseite dominiert(e) das triste Grau. Das soll sich in den nächsten Monaten ändern. Das Nachbarhaus des ehemaligen Hotels hat mit Heike Richter (44) eine neue Eigentümerin. Inzwischen steht schon ein Gerüst vor dem 1839 gebauten Gebäude. Nach ersten Sicherungen soll es dort in absehbarer Zeit mit der Fassade weitergehen.

„Am 18. Januar kommen Vertreter der Denkmalschutzbehörde zu uns. Da wollen wir die Arbeiten außen am Gebäude abstimmen“, sagt Matthias Liebscher. Der 38-Jährige ist der Lebensgefährte von Heike Richter und eigentlich auch „Schuld“ daran, dass die 44-Jährige jetzt zu den Hausbesitzern gehört, das Anwesen am Markt gekauft hat. „Er hatte die Idee dazu und mich davon überzeugt“, erzählt Heike Richter. Lange geplant gewesen sei der Hauskauf nicht. Liebscher sei eines Tages an dem Schild „zu verkaufen“ vorbeigegangen, das der Alteigentümer am Haus angebracht hatte. Und da die beiden erst im vorigen Jahr zusammengekommen, also ein Paar sind, war der Grundstückskauf fast schon eine spontane Sache.

Heike Richter ist Roßweinerin, arbeitet bei einem hiesigen Automobil-Zulieferer. Dort ist auch ihr Lebensgefährte beschäftigt, allerdings ist er obendrein noch als Hausmeister tätig, führt eine kleine Dienstleistungsfirma. Die soll sich einmal im Erdgeschoss des Hauses am Markt präsentieren können. Da ist auch genug Platz für einen Verleih von Gerätschaften für Haus, Hof und Garten, wie ihn sich Matthias Liebscher vorstellt. In die erste Etage will das Paar selbst einziehen. Im Obergeschoss sind zwei Mietwohnungen vorgesehen, eine noch im Parterre. Die ist schon für den 17-jährigen Sohn von Heike Richter reserviert. „Es soll ein Wohn- und Geschäftshaus bleiben“, sagt Liebscher. Von seinem Vater, der viel Historisches nicht nur aus seinem Heimatort Böhrigen, sondern auch aus Roßwein gesammelt hat, weiß er, dass sich im Haus Markt 13 einmal eine HO-Verkaufsstelle befunden hat. Damit erklärt Heike Richter auch eine geflieste Ecke im früheren Verkaufsraum. Dort soll die Fleisch- und Wursttheke gewesen sein.

Nach der Wende war in dem großen Ladengeschäft noch einmal ein Vietnamese. Seit der ausgezogen ist, stehen die Räume leer. Ein Friseur soll früher auch einmal in dem kleineren Ladengeschäft seine Dienste angeboten haben. Das allerdings weiß die Eigentümerin nur vom Hörensagen.

Nach und nach, so haben die beiden vor, wollen sie das Haus in Ordnung bringen. Das Dach muss neu gedeckt werden, die Fenster können größtenteils noch drinbleiben. Die Fassade wird gestaltet. „Zuerst, das ist mir wichtig“, sagt Matthias Liebscher. „Damit die Leute sehen, dass hier etwas passiert.“

In etwa fünf Jahren wollen die beiden mit der Renovierung des rund 440 Quadratmeter großen Hauses fertig sein. Auch im etwa 160 Quadratmeter großen Garten muss etwas passieren. Zurzeit sieht es da ziemlich trostlos aus, die alte Kläranlage ist eingebrochen und stellt eine Unfallquelle dar. Auf der Grundstücksgrenze liegen stapelweise Äste. Bis vor einem reichlichen Jahr waren die Hinterhöfe der benachbarten Grundstücke am Markt noch stark verwildert. Dort wuchsen übermannsgroße Birken, alte Hintergebäude verfielen. Jetzt herrscht eine Grundordnung.

Für den Rheinischen Hof und das Nachbargebäude Markt 13 hatte die Kommune schon vor Jahren planen lassen, unter welchen Bedingungen sich dort ein betreutes Wohnprojekt umsetzen lässt. Im Erdgeschoss der beiden Häuser hätte die Bibliothek einziehen können. Durch den Eigentümerwechsel heißt es jetzt: umplanen (DA berichtete). „Von diesen Vorstellungen haben wir nichts gewusst“, gibt Matthias Liebscher zu. „Darüber hätten die Verwaltungsmitarbeiter ruhig mit uns reden können“, findet er. Bisher seien die beiden von der Kommune gut unterstützt worden, und zwar sowohl vonseiten des Bürgermeister- als auch des Bauamtes.