Merken

Die neuen Kommissare an der Neiße

Ein MDR-Krimi soll im kommenden Sommer in Stadt und Region gedreht werden. Es geht dabei um tiefe Abgründe.

Teilen
Folgen
© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Im nächsten Sommer wird’s kriminell. Da wird es Tote geben. Zumindest einen. Wie viele Leichen genau der neue MDR-Krimi haben wird, ist noch unklar. Im Wettstreit um die meisten Krimi-Leichen wolle man aber nicht mitmachen. Fest steht, der Film soll „Wolfsland“ heißen und etwa im Juli oder August gedreht werden.

Das gaben die Produzenten und die MDR-Spitze am Donnerstag in Görlitz bekannt. Auch die beiden Hauptdarsteller hatten sie mitgebracht: Yvonne Catterfeld – bekannt aus „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder „Die Schöne und das Biest“ – spielt Kommissarin Viola Delbrück, die nach einer gescheiterten Ehe aus den alten Bundesländern nach Görlitz kommt. Eine kluge Frau Anfang 30, beste Absolventin der Hamburger Polizeiakademie.

Ihren Kollegen spielt Götz Schubert, der in „Unsere Mütter, unsere Väter“ und in etlichen „Polizeiruf“- und „Tatort“-Filmen mitwirkte. Der gebürtige Pirnaer ist im Film Burkhard Schulz, Erster Kriminalhauptkommissar in Görlitz. Er ist mit sich selbst nicht ganz im Reinen, flieht vor jeder Veränderung. Beide zusammen sind wie Hund und Katze. Aber auch wie die Schöne und das Biest. Ein Albtraumpaar, so wird es vom MDR beschrieben. Vor allem ein Albtraum für die Kriminellen, die von ihnen gejagt werden. Worum sich genau ihr erster Fall dreht, wurde gestern noch nicht bekannt gegeben. „Das Drehbuch ist noch nicht fertig, wir rechnen Ende Januar, Anfang Februar damit“, sagte Produzentin Jutta Müller von Molina Film. Soviel aber ist bereits bekannt: Die beiden Kommissare werden ein junges, deutsch-polnisches Paar jagen, das auf seiner chaotischen Flucht zwischen Görlitz, Zittau und Zgorzelec Tod, Angst und Zerstörung hinterlässt.

„Wolfsland“ ist, wenn man so will, ein Nebenprodukt aus der „Tatort“-Ausschreibung des MDR, die Dresden gewann. „Wir hatten aber so viele tolle Konzepte und schöne Ideen, dass es um diese jammerschade wäre“, so MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi gestern. Das Projekt Görlitz habe besonders gefallen, sodass man sich entschloss, es umzusetzen. Zusammen mit ARD Degeto. „Görlitz ist ein Ort, den wir so noch nie bespielt haben, ein besonderer Ort“, begründete Jacobi.

Entwickelt haben die Idee Jutta Müller und die Drehbuchautoren Sven Poser und Sönke Lars. „Wir wollten mal einen ländlicheren Ort, keine Großstadt, unsere Drehbuch-Autoren kennen die Gegend gut“, sagte Jutta Müller. Mit dem „Tatort Münster“, den sie auch produziere, habe sie gute Erfahrungen gemacht.

Götz Schubert verspricht sich einen vielschichtigen Film. „Ich spiele einen Stinkstiefel, aber der Zuschauer soll gespannt sein, was sich hinter der Fassade verbirgt“, sagt der 51-Jährige. Görlitz kennt er schon gut. Nicht nur hat er 2011 hier an der Seite von Jan Josef Liefers in „Der Turm“ gespielt. Sondern gleich sein allererster Fernsehfilm führte den jungen Götz Schubert 1986 nach Görlitz. Hier wurde „Der Geisterseher“ gedreht, und damals war Görlitz – wie so oft im Film – nicht Görlitz. Der Untermarkt sei in Venedig verwandelt worden, mit Wasser, Gondeln und allem Drum und Dran. „Ich erinnere mich auch an die vielen Gewölbe, da waren damals nur wenig Restaurants drin.“

Die gebürtige Erfurterin Yvonne Catterfeld war gestern das erste Mal in Görlitz. Sie gab zu, über die Stadt gar nichts zu wissen, auch nicht, dass es Kulisse für so viele Filme war. „Aber ich bin hier heute nur ein paar Schritte gelaufen und habe mich schon heimatlich verbunden gefühlt“, sagte die 36-Jährige. Das könnte daran liegen, dass sie als Thüringerin die Sachsen mag, mutmaßte sie. Sie freue sich auf die Arbeit hier.

Wo genau die Klappe fallen wird, steht bislang nicht fest. Erst wenn das Drehbuch fertig ist, beginne auch die Drehort-Suche. Es werde auf jeden Fall viel von der Stadt zu sehen sein, versprach das Team. Auch ein festes Kommissariat soll es geben. „Wir gehen davon aus, dass es viele Wiedererkennungseffekte geben wird“, so Jutta Müller. Oberbürgermeister Siegfried Deinege sagte dem Filmteam alle Unterstützung zu. „Wir sind Dienstleister, das werden Sie merken. Für Hollywood haben wir schon ganze Stadtteile gesperrt“, so Deinege. Er versäumte auch nicht, die Görlitzer zu loben – für ihre Zurückhaltung Schauspielern gegenüber, aber auch für ihre Hilfsbereitschaft. Die könnten sie auch im Sommer wieder anbringen, denn wie Jutta Müller sagte, werden selbstverständlich Komparsen gesucht.

Ob „Wolfsland“ eine Fortsetzung erfahren wird und aus einem Film eine Reihe wird, stehe bislang nicht fest. Sollte er beim Publikum gut ankommen, soll es durchaus keine Eintagsfliege bleiben. Der genaue Sendetermin steht ebenfalls noch nicht fest – es soll aber ein Donnerstag sein. Am Sonntag gebe es mit „Tatort“ und „Polizeiruf“ bereits genug ähnliche Formate.