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Die Neuen in Graupa

Kinder aus Liebethal werden seit Jahresanfang in der alten Kita betreut. Von dem Umzug profitieren bald noch andere.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Mark schnappt sich den roten Legostein und setzt ihn als Dach auf das Häuschen. „So, fertig“, ruft der Sechsjährige und zeigt sein Werk stolz seinem Freund Bruno. Der ist allerdings abgelenkt, denn an der kleinen Spielzeug-Werkbank übt er sich mit Hingabe im Hämmern. Nur gut, dass gerade Lena mit einem großen Teddybären im Arm vorbeikommt, um Marks Häuschen zu bewundern.

Quirlig geht es in dem alten Kindergarten an der Lohengrinstraße in Graupa zu. Seit Anfang des Jahres werden hier 17 Mädchen und Jungen betreut. Davor besuchten sie die Kita Lindenhof in Liebethal. Deren Träger, die Lindenhof Liebethal gemeinnützige GmbH, teilte Eltern und Stadtverwaltung im September völlig unerwartet mit, dass der Betrieb zum Jahresende eingestellt werde. Konkrete Gründe wurden damals nicht angegeben.

Die Stadtverwaltung entschied sich schließlich für den alten Kindergarten in Graupa als alternativen Betreuungsort. „Wichtig war es, eine Gesamtlösung für alle zu finden, sodass die Gruppe nicht auseinandergerissen wird“, betont Stadtsprecher Thomas Gockel.

Als Träger konnte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Pirna gewonnen werden, das bereits die Kita Regenbogen an der Badstraße in Graupa betreibt. „Die Liebethaler Kinder haben sich gut eingelebt und erkunden jetzt gemeinsam mit den Erzieherinnen ihre neue Umgebung“, sagt Kita-Leiterin Andrea Stenke. Der Umzug verlief reibungslos. Damit befinden sich aktuell zwei Einrichtungen unter einem Dach, denn auch die Mädchen und Jungen der Kita Spieloase werden derzeit in dem Gebäude interimsmäßig betreut. Ihr Standort in Copitz wird noch bis Frühjahr 2017 saniert und erweitert. Beide Kindergärten teilen sich zwar den Eingang, haben aber separate Räume und Spielplätze. „Die Liebethaler sind sehr herzlich von der Spieloase empfangen worden“, sagt Stenke.

Weitere Gruppe soll hinzukommen

Betreut werden die 17 Liebethaler Kinder von drei Erzieherinnen und zwei sogenannten Gruppenhelferinnen. „Diese Helferinnen waren schon in Liebethal für die Kinder mitverantwortlich. Sie wurden vom DRK übernommen, weshalb den Kindern die Eingewöhnung in Graupa auch besonders leichtfiel“, sagt Stenke.

Aber nicht nur das Personal zog von Liebethal nach Graupa mit. Mitglieder der früheren Trägergesellschaft brachten auch Spielzeug nach Graupa. „Das hat den Kindern große Freude bereitet“, sagt Stenke und wie auf Kommando hält die kleine Nayla ihre Lieblingspuppe hoch, mit der sie schon immer in Liebethal gespielt hat.

Bevor die Liebethaler Rasselbande nach Graupa zog, ließ die Stadt noch die Zimmer im zweiten Stock herrichten. Unter anderem wurde die Räume gemäß den Brandschutzanforderungen ertüchtigt und die kleine Ausgabeküche erneuert. Geplant ist ein Umzug innerhalb des Hauses, wenn die Spieloasen-Kinder wieder in ihr Gebäude in Copitz zurückgekehrt sind. Dann ziehen die Liebethaler in das freigewordene Erdgeschoss und in die erste Etage, denn jetzt müssen viele Treppen gelaufen werden. Und sie hat noch einen weiteren Plan. Momentan bilden die Liebethaler Kinder zwei Gruppen. Vorgesehen ist eine Aufstockung um eine weitere Gruppe. „Um dem Bedarf an Kinderbetreuung in Graupa gerecht zu werden“, sagt Stenke.

Kita musste wegen Betreuermangel geschlossen werden

Nicht nur die Kinder fühlen sich wohl. Auch die Eltern freuen sich über die Lösung. „Unsere Kinder sind gut in Graupa angekommen. Der Übergang verlief ohne Probleme“, stellt Elternsprecherin Teresa Seliger fest.

Problematischer aus ihrer Sicht gestaltete sich das Verhältnis zum früheren Träger. „Das Tischtuch zwischen uns Eltern und dem Träger war letztlich zerrissen. Es herrschte in den vergangenen Monaten eine angespannte Atmosphäre“, sagt Seliger. Eine Mitarbeiterin der Trägergesellschaft möchte diese Kritik nicht kommentieren. Sie verweist lediglich auf die Internetseite der Lindenhof Liebethal gemeinnützige GmbH. Dort wurde jetzt veröffentlicht, dass die Schließung der Kita Lindenhof mangels geeigneter pädagogischer Fachkräfte notwendig war.

Inzwischen ist in dem Kindergarten Graupa das Mittagessen angeliefert worden. Heute gibt es Nudeln mit Tomatensoße. Lautstarke Begeisterungsschreie quittieren diese Ankündigung. „Und danach wollen wir im Schlosspark rodeln“, schlägt Louna vor. Ihre Freunde nicken.