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Die Neuen auf der Sachsenhöhe

Die Rumänin Maria Doran hat die Traditionsgaststätte gekauft. Ab September bietet sie mehr als Spezialitäten ihrer Heimat an.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig/Polkenberg. Autos von Handwerkern biegen jetzt ab und an auf das Gelände der Sachsenhöhe Polkenberg ab. Das liegt nahezu idyllisch auf einer Anhöhe an der Staatsstraße zwischen Leisnig und Bockelwitz. Den zur Autobahn donnernden Verkehr schirmen ein Grünstreifen und eine inzwischen wieder gepflegte Hecke relativ gut ab. Die neuen Eigentümer haben im Außengelände schon angepackt, aufgeräumt und gepflanzt. Denn der Freisitz neben dem Haupteingang soll nicht nur im Sommer wieder genutzt werden. Auch für den Winter gibt es schon Pläne.

Die haben Maria Doran (47) und ihre Tochter Karina (22). Die Rumänin hat das Areal der Sachsenhöhe in Polkenberg bei einer Zwangsversteigerung im April erworben. Zwei Interessenten gab es für das Objekt. Die 47-Jährige setzte sich über den Kaufpreis durch. So weit ging ihr Mitbewerber – dem Vernehmen nach ein bekannter Motorsportler – nicht mit. Nun laufen die bürokratischen Schritte wie Grundbucheintrag und auch schon die ersten Arbeiten in den Häusern selbst.

Zur „Sachsenhöhe“ gehört eine nach der Wende angebaute Bowlingbahn. Dort haben Handwerker in dieser Woche Renovierungsarbeiten erledigt. Gleiches passiert in Gaststätte, Vereinszimmer und Saal. Wenn dort im September die ersten Gäste nach der Wiedereröffnung Platz nehmen, dann sind das Parkett aufgearbeitet, die Wände neu gestrichen und die Gaststube rustikal dekoriert – passend zur neuen Ausrichtung.

„Ich möchte hier rumänische, ungarische und deutsche Küche anbieten“, sagt Maria Doran. Deshalb werde dann auch ein Koch aus ihrem Heimatland am Herd stehen. Landestypisch seien Hackfleischgerichte, in Ungarn das Gulasch. Allerdings, so ihre Vorstellungen, möchte sie wegen der Vielfalt auch einen deutschen Koch und Servicepersonal aus der Region und darüber hinaus beschäftigen. Sie denkt, dass sie mit drei bis vier Leuten in der Küche und sechs Beschäftigten im Service starten kann. Bewerbungen nimmt sie bereits entgegen.

In der „Sachsenhöhe“ soll es neben dem Gastronomiebetrieb wie bisher Kulturveranstaltungen, Familien- und Vereinsfeiern geben. Die neue Besitzerin könnte sich vorstellen, dass Reisegruppen den Hof anfahren und eine Einkehr bei ihr mit einem Besuch des Obstlandes, von Burg Mildenstein oder Kloster Buch verbinden. „Da gibt es touristisch viel Potenzial“, findet sie.

Einen genauen Termin für die Eröffnung im September hat Maria Doran noch nicht. Das hängt davon ab, wie gut die Renovierungen und das Neueinrichten der Räume vorankommen. Auch eine Dacherneuerung und ein Neuanstrich der Fassade sind geplant. Der Name „Sachsenhöhe“ wird nicht übertüncht. Er bleibt erhalten.

Eine Gaststätte zu betreiben, das sei schon immer der Wunsch der 47-Jährigen gewesen. Daher habe sie sich im Internet nach geeigneten Objekten umgeschaut. Dabei sei sie auf die Immobilie in Leisnig gestoßen. Hier wollen die neue Eigentümerin und ihre Tochter Karina in Zukunft auch wohnen. Karina, die jetzt noch studiert, steigt in Polkenberg in die Gastronomie ein. Ihr Bruder führt bereits eine Gaststätte. Und Mutter Maria hat schon in der Gastronomie gearbeitet, bringt somit trotz branchenfremder Ausbildung einige Erfahrungen mit, wie sie erzählt.

Für den ersten Winter planen die Dorans im Hof der „Sachsenhöhe“ einen längeren Adventsmarkt. Dann sollen die Gäste draußen unter anderem rumänische Winterspezialitäten – heißen Schnaps – genießen können. Auch weitergehende Pläne gibt es schon. Reden wollen die Neuen darüber aber noch nicht – sie möchten erst einmal anfangen und loslegen.

Das Haus hat Tradition in der Region. Die Anfänge gehen vermutlich ins Jahr 1900 zurück. Seit Anfang der 1950er-Jahre wird es nachweislich als Gaststätte genutzt. Jürgen Knitsch und seine Frau übernahmen die Wirtschaft 1986, vorher hatten es seit 1975 seine Eltern betrieben, zunächst noch als Kulturhaus. Nach der Wende konnten die Knitsch die „Sachsenhöhe“ kaufen, um- und ausbauen, eine Bowlingbahn ergänzen. Während die Staatsstraße vor der Tür gebaut wurde, musste die Gaststätte geschlossen bleiben. Ein Neuanfang danach ist Jürgen Knitsch nicht gelungen. Im Februar 2016 meldete er das Gewerbe ab. Reichlich ein Jahr später ließ seine Bank das 5 000 Quadratmeter große Grundstück samt Immobilien zwangsversteigern. Der gutachterlich festgestellte Wert dafür lag samt Inventar bei 390 000 Euro.