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Die neue junge Chefin

Franziska Opitz aus Schönbrunn managt jetzt den größten Salon der Friseur GmbH. Um sie herum strahlt alles.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Im Salon der Friseur und Kosmetik GmbH am Altmarkt in Bischofswerda ist in dieser Woche die Sonne aufgegangen. Im übertragenen Sinne, nämlich als das Lächeln der Friseurinnen und ihres Geschäftsführers Tino Herrmann alles überstrahlte. Stolz präsentierte das Team am Schautag den in wenigen Wochen dermaßen verwandelten Salon, dass eine der Mitarbeiterinnen Tränen in den Augen hatte, als sie ihren neuen Arbeitsplatz zum ersten Mal fertig sah. Und mittendrin Franziska Opitz, die neue junge Leiterin des Ladens, der jetzt vielsagend und mit Bezug auf Metier und Adresse „AbSchnitt 12“ heißt.

Franziska Opitz aus Bischofswerda wohnt in Schönbrunn. Ihr Freund Sebastian und sie haben sich dort ein Haus gebaut. Ein schöner Flecken Erde sei das, „mir gefällt dieses Landleben“, sagt die attraktive junge Frau. Für ihr eigenes Haus hat sie zusammen mit einem Architekten selbst geplant, und mit Skizzenblock lief sie nun auch durch den Salon schon bald, nachdem sie im Mai als Chefin angefangen hatte. Ihr Geschäftsführer hat sie mitdenken und aussuchen lassen und beide zusammen das ganze Team.

In Einzelgesprächen lernte Franziska Opitz ihre Kolleginnen am Anfang kennen und dabei habe sie jede auch danach gefragt, wie der modernisierte Salon aussehen und funktionieren müsste und welche eingeschliffenen unüberlegten Arbeitsweisen beim Umbau gleich mit über Bord geworfen werden sollten. Von Anfang an hätte sie die Freude bei allen gespürt, mitgestalten zu dürfen. Dass das Team deutlich kleiner und im Durchschnitt jünger geworden ist, als es jahrelang war, helfe sicherlich.

Wohlfühlatmosphäre beim Haarewaschen

Im „AbSchnitt“ 12 steckt viel Franziska Opitz und viel von ihrem Satz „ich will gern was Besonderes haben“. So wurde der große lange Raum noch einmal anders neu aufgeteilt, als zuerst gedacht. Es kamen zum Beispiel die Waschplätze nicht in die Mitte des Raumes, wie es nahelag. Im Salon gibt es stattdessen jetzt einen kleinen anheimelnden abgeschlossenen Bereich hinter eingezogenen Wänden und einer Schiebetür. Wohlfühlatmosphäre beim Haarewaschen. Wer auf den zurückklappbaren Stühlen am Rückwärtswaschbecken liegt, schaut in eine Landschaft an der Decke und bekommt den Eindruck selbst bei Regen vor der Tür, dass die Sonne scheint.

Und wer ganz zur Ruhe kommt und es schafft, aufmerksam in sich hineinzuhören merkt, dass während des Haarewaschens die Stuhllehne unterm Rücken zu vibrieren beginnt für eine leichte Massage. Manche, vor allem ältere Kunden, sagen am Schautag, unbedingt nötig sei der Umbau nicht gewesen. Für Franziska Opitz war er zwar auch nicht Bedingung dafür, dass sie die Leitung übernimmt, aber notwendig aus ihrer Sicht. Optisch sei der Laden ja nicht mehr die Welt gewesen. Und auch die Funktionalität habe sich nun deutlich verbessert. Kürzere Wege und mehr Ruhe durch geschickte Einbauten an Wänden, Schränken und Regalen und noch mehr Ruhe durch Schallschutz in der Decke.

Viel mehr Verantwortung

Franziska Opitz ist 30 Jahre jung und damit die jüngste im Team. Aber man sieht an ihrem Beispiel, dass Jungsein nicht daran hintern muss, Verantwortung zu übernehmen. Im Gegenteil. Zwar hat auch sie erst überlegt, ob sie das Angebot zur Übernahme der Salonleitung, das ihr Geschäftsführer Herrmann im Sommer letzten Jahres unterbreitete, annehmen soll. Sie arbeitete seit acht Jahren in einem der kleinsten Salons der GmbH in Lomnitz und war Chefin für sich selbst und eine Mitarbeiterin. „Mir ging es dort gut. Wir hatten tolle Kunden, es war ein gut laufender Laden.“

Die Alternative waren zehn Mitarbeiterinnen, der größte Laden der GmbH an deren Stammsitz, viel mehr administrative Aufgaben und viel mehr Verantwortung. Dass die 30-Jährige ja gesagt hat, lag dann aber doch nahe. Sie hat ihr Berufsleben darauf ausgerichtet und sich auf Herausforderungen vorbereitet. Nachdem sie im Salon Struwelpeter der GmbH 2006 ausgelernt hatte, war schon klar: „Friseur allein wollte ich nicht für immer bleiben. Ich wollte mehr.“ Auch, um vielleicht Berufsschullehrer zu werden, ging sie 2008 zur Meisterschule. Aber dann folgten die Leitungsaufgabe in Lomnitz und weitere Lehrgänge, darunter für Salonmanagement.

Dass sie nun Chef des größten Ladens ihres Arbeitgebers wurde, trägt Freund Sebastian nicht nur mit Fassung. Franziska Opitz sagt, „er findet das gut“. Immerhin habe er eine Frau an seiner Seite, die gern auf Arbeit geht. „Es haben nicht viele dieses Glück, gern auf Arbeit zu gehen“, sagt sie. Dass es bei ihr so ist, liege auch an Chef Tino Herrmann. „Ich schätze ihn sehr. Er ist menschlich total in Ordnung. Obwohl er den Druck und die Verantwortung für so viele Mitarbeiter hat (die Friseur und Kosmetik GmbH betreibt in Bischofswerda und der Region 17 Filialen mit 74 Mitarbeitern – d.Red.), kenne ich kein Motzen. Ich weiß hier, woran ich bin. Nicht nur mir, uns geht es gut hier“, sagt sie.

Zahlen setzen unter Druck

Franziska Opitz ist „richtig glücklich“. Sie habe die tolle Familie, gute Freunde, ein schönes Leben. Sie wünscht sich Kinder und hofft auf einen Heiratsantrag. Sie lebt danach, „einfach mal zufrieden zu sein mit dem, was man hat und stolz zu sein auf das, was da ist“. Wunschlos ist die junge Frau aber nicht. Dass die Familie intakt bleibt und gesund, das wünscht sie sich. Und dass es ihren Kolleginnen gut geht. „Wir haben hier ein tolles Team. Wir sind verschieden, jeder hat andere besondere Fähigkeiten“, sagt sie. Daher gehört es auch zu ihren Wünschen, „dass viele Kunden kommen und wir so viel zu tun haben, dass wieder länger gearbeitet und mehr verdient werden kann.“ Mit der Einführung des Mindestlohnes war die Arbeitszeit reduziert worden. Dass sie als Chefin auch an Umsatzzahlen gemessen wird und das Druck bedeuten kann, ist ihr klar. „Zahlen setzen immer unter Druck. Aber mir macht das keine Angst.“ In Bischofswerda und Umgebung gibt es viel gute Konkurrenz. Franziska Opitz lächelnd: „Wenn die anderen gut sind, müssen wir besser sein.“